Ursberg brennt (Schwedenkrieg)
Text von Holger Lauerer
Dreißigjährige Krieg und das schwedische Heer
Von 1618 bis 1648 tobte in Europa ein Krieg, nach seinem Zeitrahmen auch „30-jähriger Krieg“ genannt. Ein Krieg zwischen der alten christlichen- und der durch Martin Luther inspirierten neuen christlichen Kirche.
Anders als bei heutigen Kriegen waren nicht die Schlachten, also das Aufeinandertreffen der Kriegsparteien das Problem für die Bevölkerung, sondern die plündernden Soldaten.
So zeigte sich das Jahr 1632 also 14 Jahre nach Ausbruch des Krieges als Schicksalsjahr für das heutige Schwaben und Oberbayern, das am Ende überwiegend Tod, Hunger und Verwüstung bringen sollte.

Auswirkung auf Ursberg
Anfang April 1632 erreichte das schwedische Heer unter Gustav Adolf die Donau und eroberte Donauwörth.
Im Juli 1632 kehrten die schwedischen Truppen wieder zurück und überzogen die Gegend mit weiteren Plünderungen und Zerstörung.
Am 11.April flüchtete Abt Matthias Hohenrieder mit Büchern und Reliquien über Bayern und Tirol nach Kloster Schlägl im Mühlviertl, wo er im Juni 1633 ankam.
1635 kehrte er aus seinem Exil zurück und fand Ursberg im folgenden Zustand wieder:
- Konvent- und Kirchengebäude komplett ausgebrannt
- Ställe und Scheunen leer
- Gasthaus, Klostermühle, Bäckerei, Wiesenmühle das Amtshaus komplett geplündert und unbewohnbar
- Felder unbestellt
- Dörfer größtenteils entvölkert, Häuser eingestürzt
- die verbleibende Bevölkerung war verarmt und litt Hunger.
Da an einem Wiederaufbau des Klosters erstmal nicht zu denken war, wurde auf dem Michelsberg ab 1638 eine Kapelle errichtet, die am 24.09.1641 eingeweiht wurde. (Anhand der benötigten Zeit ist der Mangel an Arbeitskräften und Mitteln abzulesen.)
Der Kapelle folgte ein „Notkloster“, das 1644 bezogen werden konnte. Der Platz war so beschränkt, dass nicht alle noch lebenden Chorherren dort leben konnten und außerhalb untergebracht werden mussten. Auch das Essen musste im ausgebrannten Kloster zubereitet und täglich auf den Michelsberg gebracht werden.
1646 wurde Schwaben wieder durch die Schweden heimgesucht und das Kloster samt Kapelle ausgeraubt, wobei ein Schaden von 1.624 Silbergulden entstand.
1648 endet der Krieg mit dem Westfälischen Frieden.
Neben dem Schaden der am Kloster und den Besitzungen entstanden waren, in Höhe von 23.960 Silbergulden, musste das Kloster nach Friedensschluss zudem Leistungen in Höhe von 19.000 Silbergulden bis Juni 1650 begleichen.
08.April 1632 | Dillingen, Lauingen und Günzburg fielen in schwedische Hand |
11.April 1632 | Plünderung Tannhausen |
12. April 1632 | Plünderung Münsterhausen |
13. April 1632 | Haslach brennt nieder |
14.April 1632 | Plünderung Neuburg und Roggenburg |
23.April 1632 | Plünderung Kloster Ursberg |
24.April 1632 | Brand in Kloster und Kirche |
24.April 1632 | Plünderung in Krumbad, Krumbach und Edelstetten |
Geldwerte
42.960 Silbergulden
Was wäre das heute in Euro? Da Geld früher den Wert des Metalls der Münze hatte, müssen wir zwischen Metallwert und Kaufkraft unterscheiden.
Der Wert von 1 Gramm Silber liegt 2025 bei 0,95 Euro, die Kaufkraft von 1 Gramm Silber lag 1650 bei 2,85 Euro.
Ein Silbergulden wog 1650 ca. 14,84 Gramm, so hat die Summe von 42.960 Silbergulden einen Metallwert von 40.812 Euro, im Jahre 1650 eine Kaufkraft von 122.436 Euro.
Wiederaufbau
1652 lebten auf dem Michelsberg:
- 1 Abt
- 3 Chorherren
- 1 Profess Kleriker
- 2 Novizen
Weitere Chorherren waren auswärts untergebracht.
Abt Hohenrieder hatte von den 483 „Herdfeuern“ (Bezeichnung für Wohneinheiten die unter Grundherrschaft lebten und abgabepflichtig waren) vor 1632, nur noch 158 „Herdfeuer“ über, die nur zum Teil besteuerbar waren, da sie selbst unter der Not litten.
Um den Friedensschluss zu bezahlen und zeitgleich das Kloster wiederaufzubauen, war er nun gezwungen Besitz zu veräußern und zeitgleich Darlehen aufzunehmen, was die wirtschaftliche Leistung des Klosters nachhaltig schwächte und einschränkte.
Hier sei auch das Kloster Schlägl hervorgehoben, das dem Abt nicht nur Exil gewährte, sondern für den Wiederaufbau der Ursberger Gemeinschaft Darlehen zu Verfügung stellte und für den Aufbau der Landwirtschaft, Zuchtvieh und Saatgut schenkte.
Am 11.05.1670 wurde die Kirche vom Augsburger Fürstbischof Johann Christoph und seinem Weihbischof geweiht (konsekriert).
Dies war ein sehr besonderer Tag da 3.000 Gläubige, aus der gesamten Umgebung das Sakrament der Firmung gespendet wurde. Firmungen waren während den Kriegszeiten nicht durchgeführt worden, da sie nur von einem Bischof gespendet werden konnte.
Der Konvent bestand nun aus 14 Chorherren und einem Profess Kleriker. Die Kirche war wiederaufgebaut, die Dörfer erholten sich, das Klosterleben normalisierte sich…
…doch es währte nicht lange…
1672 begannen die französischen Eroberungskriege und von 1672 bis 1679 wurden jeden Winter lothringische Soldaten im Kloster einquartiert, wo sie die, sich gerade erholte, Landwirtschaft und deren Früchte „auffraßen“, so dass die Bevölkerung und die Chorherren wieder Hunger litten.
21.08.1654 | 6 Glocken wurden von Wander- Glockengießern gegossen und im Instandgesetzten Kirchturm eingebaut. |
1657 - 1664 | Bau des Abtgebäudes |
1664 | Baubeginn des Neuen Konvent Gebäudes |
1666 | Benutzung des neuen Speisesaales (Refektorium) |
1.9.1667 | Richtfest der Kirche |