Wirtschaftsstandort Kloster Ursberg
Text von Holger Lauerer
Wirtschaftliche Grundlagen und Selbstversorgung der Regularkanoniker
Jede Person, jede Familie, jede Gemeinschaft benötigt für ihre Existenz ein Einkommen. Erst wenn das Einkommen gesichert ist, ist die Ausübung oder Erledigung von Aufgaben möglich.
Dabei ist es zweitranig, ob das Einkommen in Naturalien (Der Dorflehrer erhält sein Essen von den Eltern) oder in Zahlungsmittel erfolgt.
Auch in einer geschlossenen Selbstversorgung ist der Ertrag der Leistung das Einkommen.
Im Vergleich zu anderen Klostergemeinschaften hatten die Regularkanoniker bessere Startbedingungen, da sie oft zu beginn große Spenden, Schenkungen oder Stiftungen erhielten und sie auch einen anderen Stand in der Gesellschaft ansprachen, im Vergleich zu Benediktinern oder Franziskanern.
Durch den Einsatz der Konversen konnte die Klostergemeinschaft Landwirtschaft und Handwerk selbstständig betreiben. Zudem ermöglichte der Zugang zu Rohstoffen wie Wäldern, Gewässern, Tierhaltung, Steinbrüchen und Weinbergen, dass die Gemeinschaft ihre Gebäude, ihren Besitz sowie die Pfarrkirchen und Liegenschaften ohne Zwischenhändler erhalten und weiterentwickeln konnte.
Immobilien als wirtschaftliche Sicherheit
Da ein Bankensystem, wie wir es heute kennen, nur für die großen Handelsfamilien wie Medici, Fugger oder Peruzzi gedacht war, waren Immobilien und Grundstücke das Kapital, welches Ursberg mehrmals von der „Wirtschaftlichen Aufgabe“ schützte. (Friedensgeld Schwedenkrieg, Vogt Verpfändungen, Auslösungen von den Franzosen etc.)
Auch die Vergabe von Darlehn, innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft, waren besonders nach der Zerstörung im Schwedenkrieg die Grundlage für den Wiederaufbau.
Grundsätzlich kann man zwischen selbstbewirtschafteten Betrieben und Flächen, und verpachteten oder Zehnet-pflichtigen Besitzungen unterscheiden.

Besitz des Klosters in Ursberg
1 | Brauhaus |
1 | Gästehaus |
1 | Kurbetrieb in Krumbad |
1 | Bäckerei |
2 | Mühlen an der Mindl |
1 | Ziegelei |
1 | Küfnerei (Fässer, Eimer, Behälter) |
1 | Wagnerei (Räder und Wagen) |
1 | Schmiede |
1 | Schneiderei |
1 | Buchbinderei |
1 | Zentralbauhof Landwirtschaft |
1 | Fischweiher |
1 | Waldungen |
1 | Wiesen |
1 | Äcker |
1 | Klostergarten |
3 | Weinberge in der Bodenseeregion |
8 | Weinberge zwischen Ulm/ Stuttgart |
Besitztümer außerhalb Ursbergs
10 | Pfarreien |
13 | Kirchen |
7 | Kapellen |
13 | Ortschaften in Grundherrschaft: |
Billenhausen | |
Edenhausen | |
Hälberingen | |
Mindelzell | |
Münsterhausen | |
Raunau | |
Tiefenried | |
Gruibingen | |
Auendorf | |
Wittingen | |
Wiesenstein | |
Drackenstein | |
Widderstadt | |
5 | Mühlen "im Zehnt" |
11 | Waldungen |
Zwischen Wohlstand und Not
Die Gemeinschaft hatte in ihrer Blütezeit an 174 Orten Besitzungen, wovon bei über 150 Zehnet- und Zinseinkommen entstanden.
Man Unterschied zwischen Großzehnet, Zehnet und Mähder-Zehnet.
Dazu kamen dann noch diverse Pachteinnahmen für Bauernhöfe, Häuser, etc.
Trotz der großen Anzahl an Besitz ging das Reichsstift Ursberg als ärmstes Kloster in die Säkularisation.
Ob es nun am Standort lag, der in den verschiedenen Kriegen den Durchmarsch von Armeen begünstigte, oder am Abschöpfen von Kapital durch Kaiser, König und habgierige Vogte.
Wahrscheinlich war es eine Kombination von allem.
Wenn man heute am Standort Ursberg vorbeifährt, so sieht man nicht, dass der damalige Einfluss dieses Klosters von Würzburg bis zum Bodensee, von Stuttgart bis Augsburg reichte und viele Menschen der Region mit Arbeit und Auskommen versorgte.
Mahd-Zins | Gebühr, die bei der Heuernte anfällt |
Acker-Zins | Gebühr für Ackerfrühcte |
Huhn-Zins | Gebühr für Kleintierhaltung (auch Tauben, Hasen etc.) |
Öl-Zins | Gebühr für das Pressen von Ölsaaten wie Bucheckern, Nüsse etc.) |
Holzmark-Zins | Gebühr für die Holznutzung in den Waldungen |
Pitanz-Zins | Gebühr für eiweißhaltige Lebensmittel in der Fastenzeit |