Kochel am See / 16. September 2022 – Die Vereinigung der St. Annaschwestern wurde in diesem Sommer 100 Jahre alt. Das Jubiläum feierten die vier verbliebenen Schwestern gemeinsam mit Bischof Bertram Meier in ihrem Konvent in Kochel am See.
Die 1922 durch Anna Adelmann gegründete römisch-katholische Schwesterngemeinschaft wirkte viele Jahrzehnte in der Jugendhilfe und betrieb in München-Perlach, Vaterstetten und Kochel Einrichtungen für gefährdete, elternlose oder vernachlässigte Kinder und Jugendliche sowie für pflegebedürftige Frauen. In Burggen und München-Lerchenau leiteten sie Kindergärten. Als nach und nach der Ordensnachwuchs ausblieb und schließlich ganz versiegte, entschlossen sich die St. Annaschwestern die heilpädagogische Arbeit aufzugeben. 2004 wurde die Kinder- und Jugendhilfe im St. Anna-Heim eingestellt.
Bischof Dr. Bertram Meier wandte sich beim Festgottesdienst an die St. Annaschwestern: „Jungen Menschen eine Zukunft zu ermöglichen bedeutet, ihnen Wurzeln zu geben und ihnen Flügel zu schenken. Was sie in diesen 100 Jahren getan haben, hat vielen jungen Leuten und sozial schwachen Menschen das Leben leichter gemacht. Sie haben ihnen Flügel gegeben, dass sie nicht am Boden bleiben mussten, sondern in ihre Welt beruflich, sozial und religiös hinausfliegen konnten. Dafür gilt ihnen aus ganzem Herzen auch der Dank der Diözese Augsburg.“
Im Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) fanden die St. Annaschwestern einen Träger, der das Wirken der Schwestern in die Zukunft tragen kann. Die St. Annaschwestern stifteten den größten Teil ihres Geländes und der Gebäude ihres Standorts in Kochel der Stiftung Dominikus-Ringeisen-Werk zu. Hier befindet sich auch das Mutterhaus der St. Annaschwestern. Oberin ist Sr. Waltraud Engl.
Das Dominikus-Ringeisen-Werk bietet in Kochel und weiteren Orten im Landkreis Bad Tölz Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) an. Zurzeit werden über 20 Menschen mit Assistenzbedarf ab einem Alter von etwa 40 Jahren begleitet. Sie leben weitgehend eigenständig und erhalten je nach Bedarf stundenweise Unterstützung. Darunter sind Menschen mit einer so genannten „erworbenen Hirnschädigung“ sowie Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Die Gründungsgeschichte der Vereinigung der St. Anna-Schwestern
Die Gründerin Anna Adelmann verlor schon mit vier Jahren Vater und Mutter. Vielleicht war dies der Hauptgrund dafür, dass Anna Adelmann sich entschloss, ihre ganze Kraft und Liebe der gefährdeten, elternlosen oder von den Eltern vernachlässigten Kindern und Jugendlichen zu schenken. 1919 übernahm sie die Leitung eines Fürsorgeheimes in München. Sie sammelte eine Schar von Gleichgesinnten um sich, die bereit waren, sich ebenfalls dieser Aufgabe hinzugeben. Die besonders schwierige Arbeit mit seinen vielartigen Schutzbefohlenen verlangte viel von den Fürsorgerinnen. Darum verlangten Sie bald nach einer geistigen Gemeinsamkeit, die sie in ihrer oft recht problematischen Apostolatsarbeit stärkte. Sie suchten nach einem religiösen Zusammenschluss. Damit verbanden sie auch ein immer entschiedeneres Zusammenstehen im Ertragen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch eine bewusst einfache Lebenshaltung. Im Jahre 1922 konnte sie mit einem kleinen Kreis die „Vereinigung der St. Annaschwestern e. V. München“ gründen und somit ihr Werk beginnen und mit größten Schwierigkeiten einem langsamen, aber steten Wachstum entgegenführen. Im Jahr 1922 wurde die „Vereinigung der St. Annaschwestern e. V. München“ ins Vereinsregister München eingetragen. Die Statuten wurden 1935 bischöflich eingesehen und gesegnet.