40 Jahre Ursberger Laden

Ein Herzstück des DRW feiert Geburtstag. Besondere Produkte und soziale Kontakte machen diesen Ort aus. Wie es dazu kam.

Datum: 27. März 2024, 8:30 Uhr
Seit 20 Jahren ist die Ausbildung von Jugendlichen eine wichtige Säule. Auszubildende Lisa darf sich für ihre Ausbildung zur Verkäuferin drei, anstatt der regulären zwei Jahre Zeit nehmen.
Das Kern-Team des Ursberger Ladens: Hilde Thoma, Heidi Schmid, Bettina Czeschner und Birgit Langhans (v. l.)
Von der Gründung 1984 bis ins Jahr 2004 leitete die heute 76-jährige Ida Wagner den damals sogenannten WfB-Laden. Die Aufnahme entstand 1993.
Ursprünglich wurde das Gebäude des Ursberger Ladens als Stall für die Rinder und Schweine der St. Josefskongregation genutzt.
Das Markenzeichen des Ursberger Ladens: Tolle und einzigartige Produkte, hergestellt von Menschen mit Behinderung.

"Die Jubelperle" - ein ganz besonderer Sekt zum 40-jährigen Bestehen des Ursberger Ladens.

Eine Institution mitten im Ort feiert runden Geburtstag: Der „Ursberger Laden“ des Dominikus-Ringeisen-Werks wird 40. Die automatischen Eingangstüren geben den Blick frei in einen Raum, dessen fast 140-jährige Geschichte weit in die Gründerzeit des Ortes hineinreicht. Das Gewölbe aus roten Backsteinen wird von vielen Säulen getragen. In Kombination mit den warmen Terracottafliesen am Boden umfängt den Eintretenden eine Atmosphäre der Ruhe, der Gelassenheit. Beste Voraussetzungen also zum Erkunden, zum Schlendern zwischen zahlreichen Regalwänden und zum Entdecken der vielen besonderen Warenangebote, die hier auf Liebhaber warten.

Hier gibt es Nützliches, wie zum Beispiel Besen und Bürsten ganz unterschiedlicher Größe und Funktionalität, zum Drüberstreicheln einladend, in großer Vielfalt ausgestellt. Hier gibt es aber auch festlich Funkelndes zur Weihnachtszeit, fröhlich Buntes zu Ostern, Praktisches und Dekoratives für Haus und Garten – und dies das ganze Jahr über. Hier kann man kleine Mitbringsel genauso erstehen, wie das ganz besondere Geschenk zum größeren Anlass – oder man findet eine Kostbarkeit zum selber behalten. Es gibt Hochprozentiges im Likör- und Branntweinregal oder Tiefgründiges in der Bücherecke. In einem anderen Winkel sind Körbe und Taschen, Duftöle und Kräutermischungen, wertiges Spielzeug aus Holz und Gegenstände aus Keramik.

Einstmals ein Kuh- und Schweinestall
1886 erbaut, gehörte das Gebäude bis 1973 zur Landwirtschaft der Ursberger St. Josefskongregation. Unter der damaligen Leitung der Schwesternschaft war 1984 das Jahr, als aus dem ehemaligen Kuh- und Schweinestall nach umfassenden Renovierungsarbeiten der „WfB-Laden“ wurde, abgeleitet von der damaligen Bezeichnung "Werkstatt für Behinderte". Die heute 76-jährige Ida Wagner erinnert sich noch gut an diese Zeit. Von Anfang an dabei war ihr der Laden eine Herzensangelegenheit. Lange Zeit bis ins Jahr 2004 hat sie ihn auch geleitet. Seit 2007 ist sie in Rente. „Bevor es den Laden gab, fuhren ganze Busladungen voller Menschen in die einzelnen Werkstätten für behinderte Menschen, um die dort gefertigten Zier- und Haushaltsgegenstände zu kaufen“, erzählt sie. „Das störte zuweilen den Arbeitsablauf und war auch für unsere Beschäftigten nicht immer angenehm, weil sie sich wie zur Besichtigung freigegeben vorkamen.“

Die ersten Produkte im Laden
Im Laden konnte das gesamte Angebot endlich auf zunächst rund 160 Quadratmetern angemessen präsentiert werden. „Wir hatten von Beginn an eine sehr breite Produktpalette: Schürzen, Tischdecken und Puppenkleider aus der Schneiderei, Pantoletten, Clogs und Sandalen aus der Schuhmacherei und erst das Holzspielzeug und die wunderschönen Krippen. Unsere Kundschaft kam sogar aus Augsburg“, schwelgt Ida Wagner in Erinnerungen. Um zeitgemäß und vor allem wettbewerbsfähig zu bleiben, änderte sich das Warenangebot in den letzten 40 Jahren immer wieder. Über 80 verschiedene Werkstätten aus Deutschland und der Schweiz erweitern gegenwärtig das Sortiment. Ein großer Teil des Angebotes kommt aus den Werk- und Förderstätten des DRW mit ihrer Buchbinderei, der Korbflechterei, der Weberei, der Lederwerkstatt, der Kreativwerkstatt und natürlich der Klostergärtnerei. Die Produkte werden in Ursberg, Pfaffenhausen, Kloster Holzen und Maria Bildhausen in Unterfranken hergestellt. Von 2004 bis 2023 war auch die Bistrotheke mit Backwarenverkauf direkt im Laden integriert. Nach umfassenden Umbaumaßnahmen eröffnete im vergangenen Jahr in den ehemaligen Räumen des Bistros das Café KostBar, das neben Kaffee und Kuchen auch deftige Speisen und werktags einen Mittagstisch aus der Ursberger Lehrküche anbietet.

Ein Ort für Herz und Seele
Der Ursberger Laden war seit jeher aber noch mehr als bloßer Verkaufsraum. Hier kommen alle zusammen: Bewohner der umliegenden DRW-Einrichtungen, DRW-Beschäftigte und Besucher. Denn auch abseits vom Verkauf ist er ein Dreh- und Angelpunkt für zahlreiche Belange im täglichen Leben. Birgit Langhans, die seit 2011 im Laden beschäftigt ist und ihn seit 2020 leitet, kann viel davon erzählen. Mit ihrem Team, bestehend aus Bettina Czeschner, Hilde Thoma und Heidi Schmid, nimmt sie regen Anteil an den Sorgen und Nöten ihrer Kunden. „Manche Bewohner kommen fast täglich, einfach nur zum Bummeln und Schwatzen. Wenn dann mal jemand einige Zeit fehlt, macht man sich schnell mal Gedanken“, erzählt sie. Bettina Czeschner ergänzt: „Wir helfen auch mal Briefe zu schreiben oder Jacken richtig zu knöpfen. Wir könnten ein ganzes Buch voller Geschichten füllen.“

60 Azubis in den letzten 20 Jahren
Darin zu finden wären dann auch die Geschichten von über 60 Azubis, die in den letzten 20 Jahren im Laden und im ehemaligen Bistrobereich ihre Ausbildung durchlaufen haben, allesamt Jugendliche aus dem Ursberger Berufsbildungswerk (BBW).

Erzieherin und Kunsttherapeutin Bettina Czeschner hat eigens die Rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation (ReZa) absolviert, um ihre Schützlinge sehr individuell und mit einem zusätzlichen Ausbildungsjahr auf die reguläre Prüfung der Industrie- und Handelskammer (IHK) vorzubereiten.

Konzept mit Erfolg
Dass das Ausbildungskonzept aufgeht, zeigt sich im Erfolg, den die Absolventen im weiteren Berufsleben haben. „Einer unserer Ehemaligen arbeitet heute in einer Bäckerei im Landkreis, zwei führen gemeinsam einen Getränkeladen und ein Weiterer hat seinen Traumjob im Legoland gefunden“, erzählt Birgit Langhans. Bettina Czeschner erinnert sich an einen jungen Mann mit einem anfangs sehr erhöhten Förderbedarf: „Aber als er die IHK-Prüfung geschafft hatte, war er so motiviert, dass er im Anschluss gleich noch die Ausbildung zum Altenpfleger gemacht hat. Inzwischen ist er dabei, selbst Ausbilder zu werden.“ Derzeit beschäftigt das Team, mit Bettina Czeschner als Ausbilderin, vier junge Frauen in der Lehre und bietet einen eingelagerten Arbeitsplatz für einen Menschen mit Unterstützungsbedarf.

Anstoßen auf dem Geburtstag
Die Kombination aus Ursberger Laden und Café KostBar bietet den Azubis einen erweiterten Einblick in den Servicebereich. Hier wie dort steht der Umgang mit den Kunden im Mittelpunkt. Das Bestellwesen, die Warenpräsentation und die Warenkunde gestaltet sich jedoch sehr unterschiedlich. Am Ende ihrer Ausbildungszeit sind die jungen Berufsanfänger kompetent in beiden Bereichen.  

Und das ist ein Grund mehr, eine Flasche des Jubiläumssekts „Jubelperle“ aus dem Regal zu holen, um auf das Jubiläumsjahr und die vergangenen 40 Jahre anzustoßen. Am liebsten natürlich gemeinsam mit den vielen Kunden und Besuchern – hier im Ursberger Laden, wo alle zusammenkommen.  

www.drw.de/ursbergerladen

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