Ursberg / 14. März 2025 – Fast auf den Tag genau 900 Jahre nach Gründung des ersten Prämonstratenser-Klosters in Süddeutschland wurde am vergangenen Donnerstag die Sonderausstellung „900 Jahre Klosterort Ursberg“ offiziell eröffnet. Bis zum 6. Juni gibt sie einen Einblick in die bewegte Historie des überregional bedeutenden Klosterortes. Am 11. März 1125 wurde der erste Abt Ulrich I. erstmals urkundlich erwähnt. Neben fundiertem Wissen zum Mittelalter und dem klösterlichen Leben bietet die Sonderausstellung auch einige Anekdoten mit lokalem Bezug.
So war unter den rund 120 Gästen im Saal des Klosterbräuhauses auch Markus Dopfer, 1. Bürgermeister von Neuburg a. d. Kammel – in friedlicher Absicht. Denn ein Blick in die Geschichte Ursbergs zeigt, dass dem nicht immer so war: 1199 und 1224 legte die Neuburger Herrschaft das Kloster in Schutt und Asche, als Protest gegen das Unabhängigkeitsstreben der Ursberger Prämonstratenser. „Gott sei Dank haben wir heute eine sehr gute Beziehung“, sagte Dopfer schmunzelnd. Die beiden Wohngemeinschaften des Dominikus-Ringeisen-Werks für Menschen mit Behinderung am Neuburger Marktplatz seien eine absolute Bereicherung für den Ort.
Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Landtagsvizepräsident Tobias Reiß betonte in seinem Grußwort die lange Tradition des Klosters als geistliches Zentrum sowie als Ort von Bildung, Kultur und Wissenschaft: „Klosterorte wie Ursberg sind Kraftorte, die eine spirituelle Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart festigen.“ Besonders das Dominikus-Ringeisen-Werk, das seit 1884 Menschen mit Behinderungen in Ursberg begleitet, spiele dabei eine zentrale Rolle. Der CSU-Politiker engagiert sich als Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart in der Oberpfalz.
Als der Augsburger Bischof Rinder stehlen wollte
85 der letzten 900 Jahre des Klosterortes Ursberg hat der ehemalige Bundesminister Dr. Theo Waigel, der im Nachbarort Oberrohr geboren wurde, selbst miterlebt und mitgeprägt. In seiner Festrede ließ er gespickt mit Anekdoten die Ortsgeschichte kurzweilig Revue passieren. So hätten 1423 Knechte des Augsburger Bischofs versucht, bei Oberrohr Rinder und Schafe des Ursberger Klosters zu stehlen. Bei der folgenden Auseinandersetzung habe „der alte Zech aus Rohr“ derart auf den Anführer der Plünderer eingeschlagen, dass dieser ein Auge verlor. Diesen Ausbruch von Gewalt bedauere er, sagte Waigel. Diebstahl bleibe jedoch Diebstahl, selbst wenn er auf Geheiß eines Bischofs geschehe.
Ursberg und Roggenburg – verbunden seit Jahrhunderten
Pater Stefan U. Kling, Prior des Prämonstratenser-Klosters Roggenburg, sprach von den engen Verflechtungen der beiden Klöster über die Jahrhunderte hinweg. Vermutlich bereits 1126, ein Jahr nach der Ursberger Gründung, hätten Prämonstratenser von Ursberg aus das Kloster Roggenburg errichtet. Die Säkularisation 1802 habe für beide Orte das Ende einer jahrhundertelangen Tradition bedeutet. Mit der Gründung der St. Josefskongregation 1897 sei klösterliches Leben und Wirken nach Ursberg zurückgekehrt. Mit der Wiederbesiedelung durch die Prämonstratenser vor 40 Jahren sei dies auch in Roggenburg gelungen.
Gymnasiasten an Ausstellung beteiligt
Konzipiert und aufgebaut wurde die Sonderausstellung von Mittelalterexperte Holger Lauerer, der seit vielen Jahren als Heilerziehungspfleger im DRW tätig ist. Zudem sind Schülerinnen und Schüler des Ringeisen-Gymnasiums beteiligt. Sie haben sich in ihrem Wahlkurs auf den „Bildungsstandort Ursberg“ fokussiert. Die bedeutende Vergangenheit Ursbergs habe sie beeindruckt, sagten Adina Miller und Hannah König. „Der Ort ist mehr als nur unser Alltag – er steckt voller Geschichte und Bedeutung.“
Sonderausstellung bis 6. Juni
Die Sonderausstellung hat bis 6. Juni jeweils am Freitag und Samstag (14 bis 17 Uhr) sowie am Sonntag (11 bis 17 Uhr) geöffnet. Stündlich werden Führungen angeboten. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Zur Sonderausstellung gibt es ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Vorträgen, Kirchenführungen und Gottesdiensten. Alle Informationen dazu gibt es auf www.drw.de/900JahreKlosterort.