Die Ursberger Fugel-Ausstellung lässt in Theo Waigel die eigene Kindheit lebendig werden

Der Schirmherr der Schau des Dominikus-Ringeisen-Werks schilderte seine Erfahrungen als Schulkind in der unmittelbaren Nachkriegszeit

Datum: 23. September 2021, 10:29 Uhr
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Bundesminister a.D. Dr. Theo Waigel bei seiner Ansprache
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Theo Waigel ist Schirmherr der Fugel-Ausstellung in Ursberg. Auf dem Foto außerdem (v.l.n.r.): Peter Betscher (DRW), Bürgermeister Peter Walburger, der Thannhauser Kaplan Anum Terfa Malachy, Geistlicher Direktor Walter Merkt, Kurator Martin Dietmaier-Koch sowie Martin Riss, stellvertretender Geistlicher Direktor
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Ein digitaler Führer erklärt die Ausstellung auch in einfacher Sprache. Es gibt auch einen ausführlichen Ausstellungskatalog.
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Kurator Martin Dietmaier-Koch (li.) mit Theo Waigel beim Rundgang über die Fugel-Ausstellung in Ursberg.
Fugel-Ausstellung in Ursberg
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Fugel-Ausstellung in Ursberg
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Fugel-Ausstellung in Ursberg
Dr. Theo Waigel trägt sich ins Gästebuch der Fugel-Ausstellung in Ursberg ein.

Ursberg / 23. September – Rund 300 Besucher zählten die Veranstalter seit Anfang September, dem Beginn der Ausstellung des religiösen Künstlers Gebhard Fugel (1863-1939) in der Alten Ökonomie des Dominikus-Ringeisen-Werks am Josefsplatz in Ursberg. Als Beitrag zum 25-jährigen Stiftungsjubiläum des Dominikus-Ringeisen-Werks hat der Religionspädagogische Fachdienst des DRW die Ausstellung zusammengetragen. Jetzt gab es einen kleinen Festakt mit dem Schirmherrn Dr. Theo Waigel. Waigel gab in seinem Grußwort einen tiefen persönlichen Einblick darin, welche Emotionen die Bilder bei ihm auslösen.

Fugel,  der u.a. das Jerusalem-Panorama in Altötting schuf – malte biblische Szenen, die als Schulwandbilder im Religionsunterricht Verwendung fanden, darunter alttestamentliche Inhalte, vor allem aber das Leben von Jesus Christus von seiner Geburt bis zu seiner Auferstehung. Eingesetzt wurden Schulwandbilder bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zudem im Geografie- und im Naturkundeunterricht. Fugel hatte einen starken persönlichen Bezug zu Ursberg, dessen ehemalige 1934 ausgebrannte Kapelle St. Maria er ausmalte. Außerdem wohnte seine Enkelin hier, die er regelmäßig besuchte. Schließlich war da noch Schwester Bernarda von der St. Josefskongregation, die er persönlich in der Malerei ausbildete.

Der aus Oberrohr stammende Bub Theo Waigel lernte die Bilder Fugels im Religionsunterricht der Volksschule kennen. Die positive Erinnerung daran speiste sich für ihn jedoch zunächst nicht aus ihrer biblischen Botschaft. Vielmehr durfte er – wie er in seinem Grußwort erzählte – gemeinsam mit Schulkameraden die Wandbilder zum Unterricht über den Pfarrhof zur Schule tragen – für ihn ein paar Minuten willkommener Abwechslung von der „grauen Einseitigkeit“ seiner Schultage, deren Pädagogik geprägt gewesen sei von einer „Religion der Angst“  und einer falsch verstandenen Gottesfurcht.

Auf der anderen Seite sieht Waigel – langjähriger Bundespolitiker, weitgereister Finanzminister und Ehrenvorsitzender der CSU – in den Bildern Fugels den Beginn seiner Emanzipation von einem strengen religiösen Zeitgeist, wie ihm in der Rückschau klar geworden sei. Denn die Bilder Fugels stellten einen anderen Jesus dar als den Gott, der ihm lange gepredigt worden sei. Einen „unbedingt liebenden Gott“, Christus als Menschenfreund, der nicht fern und drohend, sondern im Gegenteil inmitten der Menschen und ihres Alltags ist. In ihrer einfachen Bildsprache brächten die Bilder die Botschaft, dass jeder bedingungslos bei Jesus Christus angenommen sei, so Waigel.

Diese Theologie habe er später bei dem von ihm tief verehrten Freund und Religionsphilosophen Eugen Biser wiedergefunden, der sein Werk „Der inwendige Lehrer“ Waigel widmete. Auch die Texte des in Ursberg geborenen Theologen und Religionswissenschaftlers Joseph Bernhart hätten ihn auf seinem Lebens- und Glaubensweg tief geprägt, so Waigel. Angenehm in Erinnerung seien ihm zudem die Schwestern der St. Josefskongregation Ursberg, von denen er bei sehr schwierigen persönlichen Lebensentscheidungen nie Worte der Be- oder gar der Verurteilung gehört habe. Die St. Josefskongregation hatte nach über 100 Jahren der Leitung das Dominikus-Ringeisen-Werk vor 25 Jahren in eine kirchliche Stiftung überführt.

So wie Theo Waigel werden sich vielleicht viele andere Senioren, die die Ausstellung besuchen, in ihre Vergangenheit als Schulkind zurückversetzt fühlen. Waigel jedenfalls will sich nochmals und noch intensiver darauf einlassen, und zusammen mit seinen Freunden von der Katholischen Jugend wiederkommen.

Martin Dietmaier-Koch, Kurator der Ausstellung, führte anschließend in die Wirkungsgeschichte der Kunst von Gebhard Fugel ein und berichtete von seiner spannenden Suche nach Exponaten auf den Spuren Fugels, die ihn durch allerlei Kellergewölbe, Archive und Speicher in Ursberg führten. „Gebhard Fugel gehört zu den wichtigen Erneuerern einer christlichen Kunst in der Zeit um 1900, und es lohnt sich eine eingehende Betrachtung und Wiederentdeckung“, sagte Dietmaier-Koch.

Die Ausstellung ist bis zum 31. Oktober 2021, montags bis freitags von 9-13 Uhr und von 14-16 Uhr, samstags von 10-15 Uhr geöffnet und barrierefrei zugänglich. Erklärungen zu den Bildern Fugels sind darüber hinaus in einfacher Sprache abrufbar. Ein ausführlicher Ausstellungskatalog wird ebenfalls gereicht. Gruppenführungen können vereinbart werden. Alle Informationen zur Ausstellung gibt es auf der Internetseite www.drw.de/fugel.

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