Bürsten- und Besen-Manufaktur Pfaffenhausen

„Hallo, ich bin Uwe und 1967 geboren. Als 15-jähriger Kerl habe ich an der Bayerischen Landesschule für Blinde meine Ausbildung zum Bürsten- und Besenbinder gemacht und habe sie als bester Geselle meines Jahrgangs abgeschlossen. In den fünf Jahren in München habe ich neben dem Besen- und Bürstenhandwerk auch das Korbflechten erlernt. Danach ging es für mich zurück nach Hause nach Vöhringen, wo ich das Handwerk im Keller weiterführte, bis für mich in den Donau-Iller-Werkstätten der Lebenshilfe in Senden ein Arbeits- und Wohnplatz frei wurde. 31 Jahre lang war ich dort als Besenbinder tätig. Mit der Corona-Pandemie änderte sich nochmals viel für mich. Nach dem Tod meiner Mutter bin ich ins Dominikus-Ringeisen-Werk nach Pfaffenhausen umgezogen. Die Gruppe Ludwig wurde meine neue Heimat, und seit November 2022 arbeite ich hier in der Bürsten- und Besenmanufaktur. Am liebsten ziehe ich Rosshaarmischungen wie Ross-Kokos oder Ross-Nylon in die vorgesehenen Besenholzer ein. Schweineborsten und Fibre könnte ich an sich auch gut machen, aber ich tue mir damit etwas schwer, weil diese Materialien so kurz sind. So ganz ‚staksige‘ Einzugsmaterialien wie Bahia mag ich nicht so sehr.“

„Servus, ich bin Felix! Ich bin 17 Jahre alt und seit September 2024 im Rahmen meines Bundesfreiwilligendienstes in der Eigenproduktion der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Pfaffenhausen tätig. Nach meinem Realschulabschluss am Maristenkolleg in Mindelheim wollte ich etwas für mich Sinnvolles tun und mich für andere Menschen einsetzen. So bin ich hier gelandet. Einen besonderen Bezug zu meiner Arbeit habe ich, weil ich in meiner Familie mehrere sehbeeinträchtigte und schwarzblinde Angehörige habe. Das hat mich schon früh dafür sensibilisiert, wie wichtig es ist, Menschen mit Handicap zu unterstützen und sie dabei zu begleiten, ihre Fähigkeiten zu entfalten. Die Arbeit mit den Klientinnen und Klienten macht mir jeden Tag aufs Neue viel Freude. Es ist beeindruckend zu sehen, mit wie viel Engagement und Fingerspitzengefühl hier Besen und Bürsten entstehen. Gemeinsam an etwas zu arbeiten, neue Dinge zu erlernen, Menschen dabei zu begleiten, ihre Stärken einzusetzen, gibt mir ein gutes Gefühl. Ich freue mich auf alles, was ich hier noch erleben werde, beruflich - aber auch persönlich.“

„Servus – habe die Ehre. Ich bin der Christoph aus Fürstenfeldbruck und wohne seit Juni 2024 in Pfaffenhausen in der Wohngruppe Eduard. Bevor ich hier einen Wohnplatz bekommen habe, war ich neun Monate als externer Mitarbeiter in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Pfaffenhausen und bin täglich mit dem Taxi an- und abgereist. Da habe ich viel erlebt - ich sag‘s dir! Nun bin ich schon seit einem Jahr im Berufsbildungsbereich der Werkstatt, wo ich die Fähigkeiten für das Bürsten- und Besenbinderhandwerk erlerne. Der Berufsbildungsbereich dauert insgesamt 27 Monate, und ich schließe diese Zeit mit einem Zertifikat ab. Gestartet hat alles mit einem dreimonatigen Eingangsverfahren. Da konnte ich in die verschiedenen Bereiche der Werkstatt für Menschen mit Behinderung reinschnuppern. Außerdem konnte geprüft werden, ob es hier den geeigneten und passenden Arbeitsplatz für mich gibt – und das war der Fall. Das Beseneinziehen ist ein sehr altes Handwerk. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Meine Lieblingsbürste ist die Topfbürste. Der Beruf ist sehr vielseitig, und ich bin immer ein bisschen stolz, wenn ich eine Bürste oder einen Besen fertig eingezogen habe und sagen kann, dass das von mir ist. Vor meiner Zeit in Pfaffenhausen habe ich die Mittelschule in Unterschleißheim im Blindenzentrum Südbayern besucht. Danach habe ich in Stuttgart in 24 Monaten im SBvJ (Sonder-Berufsvorbereitungsjahr) meinen ‚Quali‘ angehängt, den ich mit “sehr gut” bestanden habe. Dieser Zeit folgte für 18 Monate die BvB (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme), wo ich verschiedene Praktika in unterschiedlichen Arbeitsbereichen gemacht habe. Dort hätte mir der Bereich der Gebäude- und Umwelttechnik gefallen, ein bisschen wie ‚Hausmeister Krause‘ (lacht). Aber jetzt freut es mich, hier meine Berufung als Bürsten- und Besenmacher gefunden zu haben.“

„Servus, mein Name ist Christoph Settele. Ich bin der Gruppenleiter der Bürsten- und Besenmanufaktur der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Pfaffenhausen. Ursprünglich habe ich das Handwerk des Schreiners und Schreinermeisters gelernt. Nach 15 Jahren Tätigkeit in diesem Berufsfeld habe ich im Jahr 2019 als Handwerksmeister gespürt, dass ich mehr möchte, als nur zu arbeiten. Ich wollte etwas Sinnstiftendes tun. In der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Pfaffenhausen fand ich meine Berufung – Menschen mit Behinderung auf Augenhöhe zu fördern, zu unterstützen und gemeinsam zu wachsen. Mit viel Leidenschaft nahm ich dafür sogar eine Umschulung zur Fachkraft für Berufs- und Arbeitsförderung in Kauf, denn nur so durfte ich als Gruppenleiter in der Werkstatt tätig sein. So kam ich vom Hobel zum Besen. Heute arbeite ich in vielen Bereichen, bin im ständigen Austausch mit unseren Endkunden und kann die gemeinsam hergestellten Bürsten und Besen kontinuierlich verbessern.“

„Grüß Gott mitanand. Ich bin der Ludwig. Mit gut zehn Jahren bin ich im Februar 1950 nach Pfaffenhausen in die Blindenförderschule gekommen, und somit bin ich jetzt seit fast 75 Jahren hier. In meinen Sommerferien und später im Sommerurlaub bin ich einmal im Jahr zu meinen Eltern nach Vohburg heimgefahren. Nach fünf Jahren Schule durfte ich in die Bürstenmacherei wechseln, wo mich die Schwestern zum Bürstenmacher ausbildeten. Seither arbeite ich in der Bürsten- und Besenmanufaktur und ziehe am liebsten Scheuer- oder Abreibbürsten mit unterschiedlichen Materialien wie Kunstfaser oder Naturfaser ein. Ich bin nun seit 66 Jahren in der Werkstatt und seit meinem 65. Geburtstag im Jahr 2004 arbeite ich noch halbtags. Eigentlich bin ich schon Rentner, aber mein Handwerk bereitet mir so viel Freude, dass ich nachmittags immer noch in die Werkstatt gehe.“

Ludwig ist im Januar 2025 von uns gegangen. DANKE, Ludwig, für deine herzliche Art, dein besonderes Engagement und für deine Begeisterung, handwerklich Dinge zu erschaffen. Ruhe in Frieden.