Säkularisation in Ursberg

Text von Holger Lauerer

Wie kam es zur Säkularisation?

Im zweiten Koalitionskrieg zwischen Napoleon und Russland, Österreich und England unterlagen die Verbündeten. Das Reich musste alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich abtreten.

Um die Gebietsverluste der Süddeutschen Reichsfürsten auszugleichen, wurde im 

Regensburger – Reichsdeputations Hauptschluß vom 25.02.1803 beschlossen, dass alle kirchlichen Herrschaftsgebiete und alle Reichsstädte und Reichsdörfer enteignet und ihrer Eigenständigkeit enthoben und den Reichsfürsten zugeführt werden.

Dieser Beschluss betraf:   

  • 2 Kurfürstentümer
  • 9 Hochstifte
  • 44 Reichsabteien
  • 45 Reichsstätte

Neben Regensburg, Augsburg, Bamberg, Freising, betraf dies auch Kloster Elching, Kloster Irsee, Kloster Ottobeuren, Kloster Roggenburg, Kloster Ulrich/Afra sowie Kloster Ursberg und Kloster Wessobrunn.

Eine Fläche von 45.000 km² (das entspricht dem Gebiet der Schweiz oder dem Gebiet von Dänemark) und 5 Millionen Menschen bekamen gegen ihren Willen neue Landesherren.

Dieser Hauptschluss im Reichssaal zu Regensburg 1803 war der letzte Beschluss und somit das vorläufige Ende des Römischen Reiches.

Säkularisation des Reichsstifts Ursberg

Am 14.12.1802 begann auf kurfürstlichen Befehl Maximilian von Bayern die Auflösung und Enteignung des Reichsstiftes Ursberg.

Bereits am 25.04.1798 stand in den Augsburger Zeitungen, dass die Reichsklöster Kaisheim, Wettenhausen, Ursberg Ottobeuren und Irsee säkularisiert werden sollen.

4 Jahre später wurde es dann in die Tat umgesetzt.

Im Vergleich zu anderen Säkularisationsprozessen, wie z. B. Wessobrunn, lief der Vorgang in Ursberg verhältnismäßig zivilisiert ab, vermutlich wollte man keine Unruhe bei der Bevölkerung riskieren.

Zum Zeitpunkt der Auflösung bestand der Konvent, einschließlich Abt, aus 25 Chorherren und 8 Konversen. 5 Chorherren übernahmen als Weltpriester Ursberger Pfarreien, weite 9 Chorherren übernahmen andere Pfarreien. Zusätzlich waren 4 Beamte, 23 Bedienstete und 54 Dienstboten, Knechte und Mägde im Kloster angestellt.

Bereits am 03.02.1803 begann die Auflösung.

Getreide und Futter, Vieh, Arbeitsgeräte und Handwerkszeug wurden verkauft oder versteigert. Bauernhöfe, die Mühlen und die Handwerksbetriebe wurden verpachtet.

Alles bewegliche Gut wurde versteigert.

Vielseitige Zwischennutzung

Da mit dem Wegfall der klösterlichen Gerichtsbarkeit eine Lücke in der Judikative entstand, wurde für die Gebiete Ursberg, Memmenhausen und Münsterhausen am 01.03.1804 ein Landgericht geschaffen, das samt Richterwohnung im Konvent Gebäude untergebracht wurde. Bereits im August desselben Jahres wurde der Bereich des Gerichtes um Zusmarshausen, Langenneufnach und Walkertshofen erweitert.

Des Weiteren hielten auch zum 01.03.1804 das Rent- (Finanz)amt sowie die Forstverwaltung Einzug in das Gebäude.

Am 27.02.1805 wurde P. Isfried Kettner zum Pfarrer von Ursberg und die Klosterkirche zur Pfarrkirche, am 17.03.1805 konnte der erste Gottesdienst in der Pfarrkirche Ursberg gefeiert werden.

Im April 1805 wurde die Kapelle und 1829 die restlichen Gebäude auf dem Michelsberg abgerissen und als Baumaterial verkauft.

1837 Umzug und Umbenennung des Landgerichts nach Krumbach.

1882 Umzug des Rentamtes nach Krumbach

Vom einstigen Kloster waren nun noch das Torhaus, Kirche, Konventsgebäude und Michelsberg mit Garten in nun Königlich Bayrischem Besitz, aber… nicht lange…

Am 24.04.1884 wird der südliche und der östliche Teil des Konventgebäudes (die Prior- und Torwartswohnung, der Getreidestadel, sowie 26 ½ Tagwerk Grund) für 20.000 Mark in bar, von einem gewissen „Benefiziat Dominikus Ringeisen“ erworben.

Und das religiöse Wirken im Kloster Ursberg beginnt nun von neuem…