Norbert von Xanten
Text von Holger Lauerer
Die Person "Norbert"
- Geboren zwischen 1070 und 1075 n. Chr. („Mingroot“ 2008) als zweiter Sohn von Heribert und Hadwigis von Gennep in den heutigen Niederlande zwischen Amsterdam und Duisburg
- Als zweitgeborener Adelssohn für die geistige Ausbildung bestimmt, lebt er ab 1094 im 40km entfernten Kanoniker Stift Xanten mit einer Pfründe (eigenes Einkommen zum Lebensunterhalt).
- Ab 1100 wirkt er am Hof des Erzbischofs Friedrich I. von Köln. Selbiger wird auch sein „Geistiger Ziehvater“ genannt.
- Ab 1106 wirkt er am Hofe Heinrich V. als Hofkaplan und begleitet ihn zwischen 1110 und 1111 auf seiner „Romreise“ mit 30.000 Soldaten. Bei dieser Reise stellte Heinrich den Papst Paschalis II. unter Arrest, bis selbiger ihn zum Kaiser krönte.
- 1115 Weihe zum Diakon und Priester an einem Tag durch Erzbischof Friedrich I.
- Religiöse Suche und Orientierung
- Wander-Predigerschaft in und um Leon (Frankreich); Bischofssitz von Bartholomäus de Loux
- 1118 Predigt mit Erlaubnis von Papst Gelasius II
- 1120 Klostergründung im Tal von Premontre nach eremitischem Vorbild
- 1121 Ablegen der Profess auf die Regeln des Hl. Augustinus von Hippo; Gründung des Prämonstratenser Ordens
- 1126 Wahl zum Erzbischof von Magdeburg
- Diplomatische Tätigkeit für König Lothar III.
- 1132/33 Teilnahme am Romzug mit belegtem Aufenthalt in Augsburg
- 6.6.1134 Tod in Magdeburg

Norbert, der Politiker
Ein Augsburger Analyst stöhnte 1080 n. Chr.: „Oh beklagenswertes Aussehen des Reiches! Alle sind wir verdoppelt, so sind die Päpste verdoppelt, die Bischöfe verdoppelt, die Könige verdoppelt die Herzöge verdoppelt…“ (Bernd Schneidmüller, Die Kaiser des Mittelalters)
Norbert von Xanten wird in eine Welt geboren, die in ihren Grundmauern erschüttert ist. Durch den Investiturstreit, der mit Waffen offen ausgetragene Streit zwischen weltlicher und kirchlicher Macht.
Seine politische Prägung erfährt er hautnah zwischen Bischofssitz und Königshof, zwischen Papst und Gegenpapst.
Diese Erfahrungen in jungen Jahren fließen dann wieder ein in sein Handeln als Erzbischof von Magdeburg und als diplomatischer Berater zwischen König Lothar III., Papst Honorius II. und Papst Innocent II.
Dieses Wissen und die politische Feinfühligkeit zeigt er auch bei der Gründung seines Ordens, der wirtschaftlichen Absicherung und den päpstlichen Bestätigungen der verschiedenen Klostergemeinschaften, um selbige auf stabile Beine zu stellen.

Norbert, der Ordensgründer
Seiner Geburtsfolge geschuldet (Zweitgeborener) erfuhr Norbert aus dem Hause „Von Genep“ eine Ausbildung im Kanoniker Stift zu Xanten, 40 km von seiner Heimat entfernt.
Mit der Weihe zum Subdiakon (einer Art Vor- oder Hilfspriester, das heute mit der Funktion einen Lektoren gleichzusetzen ist) wechselte er vom Wehr- in den Lehrstand der Kleriker.
Neben seiner Anwesenheit am Hofe des Kölner Erzbischofs Fridrich I. gelangte er an den Hof Heinrich V. wo er als Hofkaplan die Romreise bzw. den Feldzug des Königs und anschließenden Kaiser begleitete.
Ob es nun die Abwendung vom weltlichen Hofleben zum „gregorianischen Büßerleben durch ein Erlebnis nach dem Vorbild des Apostel Paulus“ war (nicht historisch belegt) oder die Erfahrungen die er auf der Romreise 1110/1111 machen musste: 1115 veränderte sich die Welt für Norbert und er begab sich auf die Suche.
1115 erhielt er von seinem geistigen Ziehvater Erzbischof Friedrich I. von Köln an einem Tag die Diakon- und Priesterweihe.
Norbert begibt sich auf Wanderschaft und predigt in der Nachfolge Jesus. Er verzichtet auf weltlichen Besitz. Dieses Verhalten erzeugte nicht nur Bewunderung, sondern auch Empörung und es wurden rechtliche Schritte gegen ihn erhoben. Ende 1118 ließ er sich in St. Gilles von Papst Gelasius II. die Predigt-Erlaubnis erteilen.
Ein Jahr später übergab ihn Papst Calixt II. in die Obhut des Bischofs Bartholomäus von Leon. Dieser hatte die Aufgabe ihn wieder in die Amtskirche einzugliedern, was aber nicht gelang. Bartholomäus übergab ihm ein Grundstück bei Premonte wo sich Norbert mit seinen Gefolgsleuten niederließ und ein Kloster errichtete.
Weihnachten 1121 legten sie gemeinsam die Profess auf die Regeln des Augustinus von Hippo ab und gründeten so den Orden der Prämonstratenser.

"Norbert der Klostergründer wider Willens" (Stefan Weinfurther, Deutscher Historiker)
Norbert verweilte nur kurz in Premontre und begab sich wieder auf Wanderschaft, was neue Anhänger, Schenkungen und die Übernahme bereits bestehender Klöster mit sich brachte:
- Florette bei Namor (1121 n. Chr.)
- Cappenberg in Westfalen (1122 n. Chr.)
- St. Michael in Antwerpen und St. Martin in Leon
1126 wurde Norbert zum Erzbischof von Magdeburg gewählt.
Gedenk und Todestag der 6.6.1134

Norbert, der Heilige
Norbert wurde innerhalb der Ordensgemeinschaft als Heiliger verehrt. Ab 1583 wurde er offiziell für den gesamten Kirchenraum als Heiliger im „Martyrologium Romanum“ geführt, obwohl er nie offiziell von einem Papst heiliggesprochen wurde. Eine nicht unübliche Praxis bei Ordensgründern.
Am 24.11.1981 ernennt Papst Paul II den Hl. Norbert von Xanten zum Schutzpatron des Landes Magdeburg.
Hofkaplan
Im Mittelalter „capellanus“, war eine Art „ Hilfsprister“. Ein Mitglied des Klerus, der entweder den Dienst in einer Hofkapelle (Kirche am Hof des Königs/Kaiser) oder
die Seelsorge für einen Personenkreis in einem extra-teritorialen Bereich (z.B. Hospital, Gefängnis, Militäraktion) ausübt.