Ursberger Klosterbibliothek

Text von Holger Lauerer

Ursberger Bibliothek

Auch ohne diese kräftigen Zitate verbinden die meisten Menschen Kirche und Kloster mit Büchern und einer Bibliothek.

Waren die Gemeinschaften der Benediktiner und Reformklöster noch Selbstversorger im Schreiben und Vervielfältigen von Büchern und unterhielten meist große Skriptorien, so fand man das bei einigen Prämonstratensergemeinschaften auch, aber es war kein fester ordensbezogener Bestandteil mehr.

Ein Kloster ohne Bücher ist wie eine Burg ohne Waffenkammer
Zitat aus dem 12. Jahrhundert
Jedes Buch, jeder geschriebene Buchstabe ist eine gute Tat und ein Schlag gegen das Böse
Wolter von dem Knesebeck

Am Anfang stand das Bücherfass

Zu Beginn eines Klosters stand meist das Bücherfass (einzige Möglichkeit Bücher wasserfest zu transportieren) aus dem entsendenden Kloster, mit den Abschriften der allernötigsten Schriften, die für die Funktion der Gemeinschaft und der Feier der Messen und Stundengebete notwendig waren.

Aus der Aufzählung des Prämonstratenserklosters Arnstein bei Koblenz werden als „Starterset“ 7 Bücher beschrieben: 

Ein Psalter Texte und Psalmen
Ein Hymnar Gesänge für das Stundengebet
Ein Kollektar Texte für das Stundengebet
Ein Antiphonar Melodien und Texte für das Stundengebet im Kirchenjahr
Ein Granduale Choralbuch
Ein Missale Messbuch
Ein Regular Ordensregeln

Vom Bücherschrank zur eigenen Buchbinderei

Diese Ausstattung kann man auch als Grundlage für die Ursberger Gemeinschaft 1125 annehmen. In der Anfangszeit gibt es für Ursberg weder einen Nachweis für eine Bibliothek noch für ein Skriptorium. In alter Tradition wurden die Bücher in der Sakristei in einem Schrank oder einer Nische (Armarium) untergebracht. Mit dem Zuwachs an Büchern durch Kauf und Spenden wurde in Ursberg nun ein Raum über der Sakristei zwischen Kirche und Schlafraum (Dormitorium) eingerichtet.

Vom Schicksal stark gebeutelt wurde Buchbestand, Kirche und Kloster mehrmals Opfer von Bränden und Plünderungen, wie im Bauernaufstand 1524.

Dies änderte sich mit dem 44. Abt Vitus Schönheinz (1617 – 1628). Er richtete in Ursberg eine Professur für Philosophie ein, für die eine gut ausgestattete Bibliothek Voraussetzung war. 

Neben 1200 Gulden für „nützliche Bücher“ ließ er zwei Professkanoniker das Buchbindehandwerk erlernen und eröffnete am 1.5.1625 eine Buchbinderei, die vornehmlich den Bestand älterer Bücher neu band. Eine geplante Druckerei wurde nicht mehr umgesetzt, da der seit 1618 tobende Religionskrieg („30-jähriger Krieg“) näher rückte.

Zerstörung, Verfall und Rettung der Bibliothek

1632 wurde Ursberg mehrmals durch die Schweden geplündert und in Brand gesetzt. 1674 wurden das wiederaufgebaute Kloster und somit auch die Bibliothek wieder bezogen. Die heute bestehende Bibliothek entstand unter Abt. Aloys Högg um 1796.

Und wieder meinte es das Schicksal nicht gut mit dem Kloster, da die Fertigstellung der Bibliothek zur Zeit der Prämonstratensergemeinschaft durch die Säkularisation und somit der Enteignung des Klosters verhindert wurde.

Die Bücher, die wegen Platzmangel und später aufgrund des Neubaus in das ehemalige Sommerhaus im Kräutergarten (heutiges Haus Elisabeth alt) ausgelagert wurden, wurden versiegelt und sich selbst, den Vögeln und anderem Getier überlassen. Am 3.9.1805 durften sie, zum Teil stark beschädigt, das Sommerhaus verlassen und in die heutige Bibliothek einziehen. 1818 wurden dann die wertvollsten Schriften entnommen und in Archive nach München, Augsburg und Neuburg gebracht.

Ursberger Schriftsteller und ihre vergessenen Werke

Das Kloster hatte vermutlich kein Skriptorium, aber es hatte Schriftsteller, deren Werke zwar bekannt und beschrieben, überwiegend aber im laufe der Zeit verloren gegangen sind.

Alfred Lohmüller beschreibt in seinem Buch „Das Reichsstift Ursberg“, 31 Werke, die in Ursberg entstanden oder fertig gestellt wurde. Nur wenige sind in den Staatsarchiven in Augsburg und München erhalten.

Hervorzuheben ist die Weltchronik von „Burchard von Ursberg die „Ursbergensis“. Das Original ging 1632 im Schwedenkrieg verloren, die gedruckte Fassung von Johann Miller 1515 vom Humanisten Konrad Peutinger in Auftrag gegeben, befindet sich im Staatsarchiv in München.

Beim vermutlich wertvollsten Objekt handelt es sich um die 156 Pergamentseiten umfassende Handschrift des „Psalterium Davidis“. Entstanden im 12. Jhd., Herkunft unbekannt. Das Buch wurde von der erwähnten Buchbinderei neu gebunden und befindet sich unter der Bezeichnung „2° Cod5“ in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg.

Ob, wie der letzte Ursberger Bibliothekar Werner Haleksy 1997 vermutete, die Quellen und Grundlagen der „Ursbergensis“ in der Ursberger Bibliothek waren und verloren gingen, ist nach W. Wulz vermutlich falsch und nicht belegbar.

Die Bibliothek, die sich heute im Besitz der Josef Kongregation befindet, umfasst ca. 12.000 Bücher und wurde von Werner Haleksy 1997 katalogisiert.