„Digitalisierung wird nicht mehr ver- schwinden“

Seit Oktober 2022 gibt es eine „Digitale Werkstatt“ im Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW). Was das ist erläutert Sandra Kranzfelder-Leide vom Referat „Innovationsmanagement“.

Gemeinsam: Frau Kranzfelder-Leide, grundsätzlich gefragt: Warum ist „Digitalisierung“ auch für eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung ein wichtiges Thema?

Kranzfelder-Leide: Jeder von uns – auch Menschen mit Unterstützungsbedarf – begegnet der fortschreitenden Digitalisierung in seinem Lebensumfeld, privat wie beruflich. Selbst, wenn man das nicht mag: Sie wird nicht mehr verschwinden. Als DRW möchten wir hier am Zahn der Zeit bleiben, uns weiterentwickeln und prüfen, von welchen Techniken Klienten wie Mitarbeitende profitieren können.

Gemeinsam: Seit Oktober 2022 gibt es nun eine „Digital-Werkstatt“ im DRW. Was steckt dahinter?

Kranzfelder-Leide: Das ist der Begriff für einen Rahmen, in dem technische Assistenzsysteme von Menschen aus der Praxis ausprobiert werden können. Hier sollen mögliche Produkte für spezifische Einsatzzwecke angeschafft, geprüft und getestet werden. Dies soll natürlich in Kooperation mit Klienten als Expertinnen und Experten in eigener Sache geschehen. Zudem wollen wir Kontakte zu Hochschulen und Unternehmen knüpfen, die in diesem Bereich tätig sind und uns als Praxispartner zur Verfügung stehen. In diesen Dialog möchten wir die Belange von Menschen mit Behinderung einbringen. Häufig werden diese Produkte nämlich eher für den Bereich der Senioren konzipiert. Wir möchten den Blickwinkel der Hersteller erweitern. Anfang Oktober konnten wir hier eine Projektleiterin einstellen.

Gemeinsam: Ist der Einsatz von Maschinen ethisch unbedenklich?

Kranzfelder-Leide: Wir prüfen stets sehr genau vor allem datenschutzrechtliche Aspekte, die mit der Nutzung solcher Geräte einhergehen. Auch sollte die Anschaffung digitaler Unterstützungssysteme keinesfalls so verstanden werden, dass sie z. B. einen Mitarbeitenden ersetzen sollen. Vielmehr können sie eine Ergänzung und Erleichterung im Alltag bedeuten und für Klienten die Vielfalt der Fördermöglichkeiten erweitern und ergänzen. Wir stellen z. B. beim humanoiden Roboter „Pepper“ fest, dass Bewohnerinnen und Bewohner so stark auf ihn reagieren wie auf keine sonstige Fördermaßnahme. Im Kontakt mit dem Roboter zeigen sie bisher nicht gekannte positive Verhaltensweisen. Grundsätzlich gilt: Wenn Klienten mit einem Produkt nicht arbeiten wollen, müssen sie das auch nicht. Zudem arbeiten wir bei Bedarf mit dem Ethikrat im DRW zusammen, der uns auch in Einzelfällen unterstützt.

Gemeinsam: Wie wird die „Digitale Werkstatt“ finanziert?

Kranzfelder-Leide: Gefördert wird das Projekt über die Aktion Mensch für drei Jahre. Wir erhalten einen Zuschuss der Aktion Mensch von rund 300.000 Euro, der überwiegend in die Personalkosten fließt. Wir müssen aber auch einen Eigenanteil von zehn Prozent der Gesamtkosten tragen.

Gemeinsam: Können sich DRW-Einrichtungen zum Testen digitaler Lösungen bewerben?

Kranzfelder-Leide: Sie sollten sich eher mit ihren Bedarfen und Vorstellungen beim Arbeitskreis Digitale Begleitung melden und dann wird im Rahmen der Digital-Werkstatt nach geeigneten Produkten gesucht und anschließend natürlich getestet.

Gemeinsam: Was ist die Aufgabe des „Arbeitskreises Digitale Begleitung“ im DRW in Abgrenzung zur „Digital-Werkstatt“?

Kranzfelder-Leide: Dieser Arbeitskreis (AK) soll ein Ort zum Austausch über die Bedarfe für technische Assistenzsysteme für Klienten als auch Mitarbeitende sein. Er fungiert als Schnittstelle zu anderen AKs wie beispielsweise dem AK Datenschutz. Der AK ist derzeit mit gleichbleibenden Mitgliedern aus unterschiedlichen Bereichen besetzt, soll aber in naher Zukunft reformiert werden, um sich stärker öffnen und im ganzen DRW präsenter werden zu können.

Gemeinsam: Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Manuel Liesenfeld