Wie ein kulleräugiger Roboter Menschen verzaubert

Ein Porträt des "Robotik-Projekt Pepper"

In Ursberg trifft man sie meistens zusammen an. Wie Winnetou und Old Shatterhand, Tim und Struppi oder Sherlock Holmes und Watson. Aber anders als die literarischen Paarungen sind Stefan Quicker und Pepper nicht durch Zuneigung, Hobby oder Abenteuerlust miteinander verbunden. Eine reine Arbeitsbeziehung lässt sie gemeinsam auftreten. Stefan Quicker ist Diplom-Informatiker und Pepper ist ein kleiner, kulleräugiger Roboter.

Gemeinsam haben sie die Aufgabe herauszufinden, ob und wie sich Pepper bereichernd und unterstützend in den Lebensalltag der Bewohner des Dominikus-Ringeisen-Werks einbinden lässt. Das Ganze ist ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt, das von der Aktion Mensch finanziert wird. „Ein einzelnes festes Ziel ist dabei nicht definiert“, erklärt Projektleiter Stefan Quicker, „wir wollen erstmal herausfinden, wie und wo der Einsatz eines Roboters sinnvoll ist.“

„Das finde ich sehr ermutigend“

Die knuffige Gestalt des humanoiden Roboters Pepper, seine freundlich dreinblickenden Augen und die drolligen, nicht ganz flüssig wirkenden Tanzbewegungen sind nur ein Teil dessen, was seine Faszination ausmacht. Zusätzlich befindet sich in seinem Brustbereich ein Touchpad mit zahlreichen Interaktions- und Spielmöglichkeiten. Zwei Einsatzorte haben sich inzwischen ergeben. In der Wohneinrichtung St. Anna und Elisabeth auf der Wohngruppe Marius bei Menschen mit Verhaltensweisen aus dem autistischen Spektrum und in der Förderstätte St. Simpert. Bei den Begegnungen zwischen den Klienten und Pepper ist Stefan Quicker auf die Unterstützung der pädagogischen Fachkräfte angewiesen, die zum Teil ebenfalls von der Aktion Mensch finanziert werden. „Von ihnen erfahre ich, dass es etwas Besonderes ist, wenn einzelne Klienten in einer Gruppensituation geduldig warten, bis sie an der Reihe sind, um sich endlich selbst mit Pepper beschäftigen zu können. Oder dass es ungewöhnlich ist, wenn ein Bewohner von einem anderen bei einem für ihn zu schwierigen Spiel unterstützt wird. Aber solche Situationen finden tatsächlich statt. Das finde ich sehr ermutigend.“

Austausch mit Universitäten

Wenn Stefan Quicker gerade nicht mit Pepper am lebhaften Gruppenalltag teilnimmt, ist er in seinem wesentlich ruhigeren Büro im Torbogen am Klosterhof zu finden. Aber auch dort dreht sich alles um Pepper. „Wir haben für Pepper einen Softwaredienstleister in Remscheid. Als sich herausstellte, dass notwendige Anpassungen bei der Bedienung von Pepper oft lange dauerten, habe ich mir in einer Schulung das nötige Wissen angeeignet und kann nun gewünschte Modifizierungen selbst vornehmen. Das ist wichtig, wenn zum Beispiel bei einem Spiel ein Symbolbild für die Bewohner unverständlich und damit unbrauchbar ist. Solche Dinge erledige ich hier am Computer und speise das Ergebnis später in Pepper vor Ort ein.“ Vom Büro aus hält Stefan Quicker auch Kontakt mit Forschungseinrichtungen der Universitäten Ulm und Augsburg. In Augsburg, weil dort im Bereich Informatik an einem Übersetzungssystem für Gebärdensprache gearbeitet wird. In Ulm arbeitet eine Doktorandin mit einem baugleichen Roboter wie Pepper in der dortigen Kinderklinik. Der Austausch ist für alle Seiten bereichernd.

Gefragt nach seinem liebsten Arbeitsumfeld mag sich Stefan Quicker nicht entscheiden: „Die Programmierung mache ich im Büro, die Feinarbeit dann direkt mit Pepper und der Abschluss ist immer die Interaktion zwischen den Bewohnern und Pepper selbst. Meistens klappt es nicht beim ersten Mal. Aber das ist das Schicksal eines jeden Programmierers. Belohnt wird man, wenn es funktioniert und die Klienten Spaß mit Pepper haben.“

Petra Nelhübel