400 Jahre Abteigebäude | 1625 -2025

Interessanter Vortrag von Thomas Hahn

Datum: 19. März 2025, 9:02 Uhr

Maria Bildhausen | 16.03.2025 - Am vergangenen Sonntagnachmittag fand im Abteisaal ein angekündigter Vortrag zum Jubiläumsjahr ‚400 Jahre Abteigebäude‘ von Thomas Hahn statt.

Der schönste und wertvollste Bau des Klosters ist das ehemalige Abteigebäude mit dem mächtigen Archivturm und dem im Westen anschließenden Kanzleitrakt, den ein schöner Renaissance-Giebel ziert. Einen Blickfang bildet der Erker, ebenfalls im Renaissance-Stil.  

Abt Georg Kihn erbaute 1625 diese Prälatenwohnung und Abt Bonifatius Geßner (1754–1770) schmückte die Räume mit der herrlichen Rokoko-Treppe und den reichen Stuckaturen. Nach der Säkularisation 1803 war das Abteigebäude u.a. bis 1926 Staatliches Forstamt. Von 1980 bis 1983 wurden unter Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege die Renovierungsarbeiten durchgeführt, um das wertvolle Baudenkmal der Nachwelt zu erhalten.

Errichtet: 1625
Erbauer: Abt Georg Kihn (1618-1639)

Ursprung: Prälatenwohnung (Wohnung des Vorstehers), Abtswohnung, Verwaltungsbau des Klosters Renoviert: 1980-1983 Neuaufbau und Renovierung des Abteigebäudes

Nutzung heute: Großer Veranstaltungssaal, Tagungsräumlichkeiten und Führungen durch die ehemalige Wohnung des Abtes

Sonstiges: Der schönste und wertvollste Bau des Klosters ist das ehemalige Abteigebäude mit dem mächtigen Archivturm und dem im Westen anschließenden Kanzleitrakt, den ein schöner Renaissance-Giebel ziert. Einen Blickfang bildet der Erker, ebenfalls im Renaissance-Stil.

Renovierung der Abtei in der Zeit von 1980-1983
Mit der Wiederherstellung des Syndikats- und Abteibaues ist für Maria Bildhausen und für die Ursberger Einrichtungen als solche ein Zeichen und wegweisendes Symbol gesetzt worden. Es erfüllt uns mit großer Freude, wie gerade hier auf dem geschichtsträchtigen Boden Maria Bildhausens Altehrwürdiges, Gewachsenes, mit dem notwendig zu schaffenden Neuen verbunden wurde.

Heute steht der Syndikats- und Abteibau wie ein Geschenk vor uns, das wir mit Freude, Dank und Anerkennung annehmen: Dank für die Vielzahl der Hilfen, die wir bei der Förderung und Finanzierung des Baues erfahren durften: vom Bund, vom Land Bayern, dem Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, dem Verband der bayerischen Bezirke, dem Landratsamt und der Diözese.
Mit dem neugestalteten Mehrzwecksaal, dem „Haus der Begegnung", erfährt die Einrichtung eine kostbare Bereicherung ihres Heimlebens, des Tages- und Jahresablaufes. Hier gehen Impulse aus zur Förderung der Heimbewohner, hier strahlt aber auch der behinderte Mitmensch von seinem erfüllten Leben aus, hier geschieht gleichzeitig die Eingliederung unserer Heimbewohner in die Gemeinschaft und Gesellschaft. Damit sind auch beste Voraussetzungen geschaffen worden für das intensive Anliegen unseres Stifters und Gründers Dominikus Ringeisen:

„Die Behinderten gehören zu uns und wir zu ihnen." In seinem Geist soll darum auch dieses Werk in Maria Bildhausen weitergeführt werden nach der Maßgabe, die er uns setzt in seinem Lieblingswort: „Macht sie gut und macht sie glücklich!"

Das kunsthistorisch wertvolle Gebäude, das ehemalige Abteigebäude, ist ein langgestreckter Bau in Ost-West-Richtung.
Der östliche Teil mit dem viereckigen mächtigen Turm war die Wohnung des Abtes, die Abtei; der westliche Teil war Syndikat. Bei der Säkularisation 1803 fiel auch dieser Bau an den bayrischen Staat. Seit 1810 diente er als staatliches Forstdienstgebäude.
Im Jahre 1911 erstrebte das Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg den Erwerb dieses Gebäudes in Maria Bildhausen und einigte sich mit der kgl. Regierung zu einem Tauschvertrag. Die Übernahme dieses Gebäudes sollte an die Erbauung eines neuen Forstdienstanwesens in Kleinwenkheim nach vorgelegtem Plan geknüpft sein. Am 16. August 1922 wurde dem Dominikus-Ringeisen-Werk erneut ein erweitertes Bauprojekt in Vorlage gebracht.
Der eigentliche Bau wurde 1925/26 ausgeführt. (Ursberger Chronik). Seitdem sind Abtei und Syndikat Eigentum des Dominikus-Ringeisen-Werkes und der St. Josefskongregation in Ursberg.

»Damit war dem bayrischen Staat eine große Baulast abgenommen, die Kongregation dagegen war Herr im eigenen Bereich und war Besitzerin geworden eines Gebäudes von stolzer historischer Vergangenheit und von unverkennbarem Kunstwert. Nicht allein die „Kunstdenkmäler der Königreiche Bayerns“ berichten ausführlich über dieses zweiteilige Gebäude, über seine prachtvolle, leider schon ramponierte und verblichene innere Ausstattung, über das Rokoko-Treppenhaus und die sehr fein stuckierten Decken, auch Dehio preist das Gebäude in seinem „HANDBUCH", weist auf den wirklich graziösen Erker der Abtei und auf den Giebel der Kanzlei hin, die beide ebenso gute, kraftvolle Renaissance sind, wie das Innere als leckeres Rokoko anzusprechen ist. - Leider aber hat die Sache einen Haken. Nicht allein, dass die Kongregation eine Ruine erworben hat, über deren Baufälligkeit nur eine Stimme herrscht, liegt auch die Verpflichtung der Erhaltung des gegenwärtigen Zustandes, d. h. die Erhaltung der in der Ruine befindlichen Decken, Gemälde, Plastiken, des Treppenhauses, des Giebels usw. jeden gegenwärtigen Besitzern Man möchte eine Satire schreiben: Solange die Bildhäuser Abtei als Dienst- und Wohngebäude dem Staat diente, stand ihrer Verwahrlosung, der tatsächlichen Auflösung des baulichen Verbands in zerbröckelnde Einzelteile nichts im Wege.
Da wurden zum Beispiel, um einen Stall unterzubringen, unbedenklich Konstruktionsteile entfernt; der prächtige intarsierte Fußboden in einem Saal der Prälatur wurde dadurch verdorben, dass man ihn zur Aufspeicherung von Gemüse benützte, und was solcher höchst unverständiger „pfleglicher Maßnahmen" zur Erhaltung eines historischen Baudenkmals mehr sind.

Jetzt aber, wo ein Wohlfahrtsunternehmen, das in weitestgehendem Maße die öffentliche Hilfe und Mildtätigkeit in Anspruch nehmen muß und tatsächlich andere Aufgaben zu lösen hat als die der Erhaltung noch so wertvoller kunsthistorischer Ruinen, in den Besitz der Gebäude getreten ist, werden Auflagen der Konservierung gemacht, die kaum tragbar sind. Man muss durch die Räume wandern (aber man muss dazu etwas Mut aufbringen, denn es geschieht nicht ohne Gefahr im Hinblick auf die Baufälligkeit) und wird dann die Worte im Gutachten des Professors Hanftmann in Erfurt verstehen:
„Die gründliche Besichtigung des Baues bis in die Dachkonstruktion ergibt, dass er als Gesamtes rettungslos baufällig ist.
Es sind früher oder später Teileinstürze zu erwarten, welche die Benutzung unmöglich machen werden und jetzt schon als gewagt erscheinen lassen.
Für den technischen Fachmann zeigt sich kein Weg, den Verfall mit einfachen Mitteln zu steuern. Der Bau ist offenbar schon aus der Herstellung krank, d.h. schlecht und übereilt gemauert." Aus:„Dr. Georg Jakob Wolf, München - München - Bayernland 1929"

Neubau des Syndikats
Der sich immer mehr abzeichnende Zerfall der Bausubstanz hatte zur Folge, dass umfassende Planungen für den Wiederaufbau, die Instandsetzung und den Umbau des Syndikats-und Abteigebäudes einsetzten. Der Beginn der Gesamtmaßnahme datiert vom 11. Februar 1980. Zunächst musste die Fassade abgestützt werden, es folgten die Abtragungsarbeiten an Dachstuhl und Giebel, an Zwischendecken und Wänden, der Abbruch des Gewölbes und der Fundamentreste. Besondere Sorgfalt verlangte das Abtragen der Natursteinarchitekturteile einschließlich Kennzeichnung und Lagerung im Abteigarten. Aufwendige Unterfangungsarbeiten erwiesen sich erst im Zuge der Bauarbeiten als notwendig, besonders im Bereich des Treppenturmes.

Um den Wiederaufbau der imposanten Renaissance-Fassade gewährleisten zu können, mussten fehlende Bauteile aus Naturstein ergänzt, schadhafte saniert werden. Diese sehr anspruchsvollen Arbeiten, die fachliches Können und großes Einfühlungsvermögen erforderten, leistete die Firma Hemm KG, Kirchheim, Würzburg. Im Zuge der Wiederherstellung des ehemaligen Syndikatsbaues entstand gleichzeitig ein Mehrzwecksaal, dessen Decke von 12 m langen Spannbetonbindern getragen wird. In der ausführenden „ARGE" waren zusammengeschlossen: die Firmen Dyckerhoff & Widmann AG, Würzburg, Anton Schick und Josef Hell, Bad Kissingen.

Die Gesamtplanung fertigten die Dipl.-Ing. F. u. A. Sommersberger, München. Mit besonderer Kunstfertigkeit und handwerklichem Vermögen wurden im weiteren Ausbau des neuen Saales Fenster, Türen, Gitter, Geländer und die Empore gestaltet. Bemerkenswert sind dabei die von der Ursberger Schreinerei gefertigten Holzarbeiten. Unter Aufsicht und Beratung des Landesamtes für Denkmalpflege wurde fernerhin das Abteigebäude, das die ehemalige Abtswohnung beherbergt, restauriert. Zunächst wurden von Putzstrukturen und wahrscheinlichen Farbgebungen Befunddokumentationen erstellt. Die Restaurierungsarbeiten im Inneren umfassten Kunstschmiedearbeiten am schmiedeeisernen Tor und an den Gittern im Treppenhaus, denkmalpflegerische Arbeiten in den Innenräumen, an Türen, den Fenstern, an der Holzvertäfelung am Stuck, an farblicher Behandlung und Fußbodenbehandlung.

Gefördert wurde die umfassende Maßnahme vom Bundesministerium für Familie, Jugend und Gesundheit, vom Bayrischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, für Wirtschaft und Verkehr, für Unterricht und Kultus, vom Verband der bayrischen Bezirke, vom Landkreis Bad Kissingen, von der Diözese Würzburg und mit Eigenmitteln der St. Josefskongregation Ursberg. Durch die tatkräftige Hilfe vieler entstand so ein altes und neues Werk, für weitere Jahrhunderte geschaffen, das in seiner Ausstattung geeignet ist, für Behinderte und nicht Behinderte eine Fülle von Möglichkeiten zur Begegnung, zur Freude, zum Austausch, zur Förderung zu bringen.

Haus der Begegnung
Menschen mit Behinderung wollen angenommen werden. Sie haben ein feines Gespür, ob ihre Umwelt sie akzeptiert oder ihnen mit Vorbehalten begegnet und sie abwertet. Sie wollen nicht nur innerhalb ihres Heimes verstanden und bejaht sondern auch von Außenstehenden in verständnisvoller Begegnung angenommen werden.

Im „Haus der Begegnung" in Maria Bildhausen ist eine Stätte geschaffen worden, die alle Voraussetzungen für die Verwirklichung dieser pädagogischen Ziele bietet. Hier erlebt sich der Heimbewohner in Spiel und Feier, in Lied und Tanz in einem Lebensgefühl der Freude, des Mitseins, der Geborgenheit. Hier erleben Freunde, Anverwandte, Gäste und Besucher, den Menschen mit Behinderung in seiner Selbstverständlichkeit des Daseins in seiner frohen Unbekümmertheit.
Hier finden sich Initiativen für den Menschen mit Behinderung zusammen zu einem echten Austausch, zu einer Bereicherung, die über Fest- und Feierstunden hinausreicht. Hier ist aber auch Möglichkeit geboten zu Information und Fortbildung, so dass Maria Bildhausen auch in Zukunft echte Mittelpunktfunktion erfüllen kann für viele.
Text: Festschrift von 1983

Beitrag teilen:

Weitere Beiträge

Lesen Sie weitere spannende Beitrage aus dem DRW