Aus Einheitsgrau wird Kunst am Bau

Berufsschule Ursberg: Ein bunter Wertekanon ist jetzt auf einem einstmals tristen Stück Mauer zu sehen

 

Datum: 03. Juli 2024, 8:18 Uhr
Auszubildende und Ausbilder haben sich gemeinsam Gedanken über die Werte gemacht, die sie verbinden. Anschließend wurden sie in einem „DenkMal“ künstlerisch umgesetzt.

Ursberg / 02. Juli 2024 – Wie man Berufsausbildung und Wertebildung wirkungsvoll miteinander verknüpfen kann, zeigt jetzt die Berufsschule Ursberg, die vom Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) getragen wird. Auf dem Pausenhof der Berufsschule haben die Schüler verschiedener Gewerke gemeinsam mit ihrem Lehrer Herbert Hafner ein „DenkMal“ geschaffen. Es zeigt das fachliche Können der jungen Handwerker. Gleichzeitig illustriert es bunt und augenfällig die Werte der ganzen Schulfamilie.

Auf einem ehemals trostlosen Wandstück der Bauhalle der Schule prangt jetzt in einem bunten Farbkreis ein Wertekanon. Über diesen haben die Schüler im fächerübergreifenden Unterricht diskutiert und sich schließlich einvernehmlich darauf verständigt. Schulleiter Peter Habla (63) erklärt dazu: „Wir haben als Schule einen Bildungs- und einen Erziehungsauftrag. Da passt dieses Projekt gerade in unserer spannungs- und konfliktgeladenen Zeit sehr gut als Einladung zur Besinnung und Bewusstmachung.“

Das Wort „Würde“ ist aus Holz gearbeitet und steht auf einem Sockel im Zentrum vor der farbig gestalteten Wand. Rund um den dynamisch bunten Farbwirbel finden sich die Worte „Verlässlichkeit“, „Toleranz“, „Wertschätzung“, „Respekt“, „Ehrlichkeit“, „Zuverlässigkeit“, „Achtsamkeit“, „Humor“, „Fairness“, „Gerechtigkeit“, „Mitgefühl“, „Höflichkeit“ sowie „Rücksicht“. Die individuelle Schriftgröße der einzelnen Worte gibt die Gewichtung wider, die die Schüler und die Lehrkräfte dem jeweiligen Wert gemeinsam zugemessen haben.

14 Worte als Wertekanon

Studiendirektor Herbert Hafner (63) hat als Fachbetreuer für Politik und Geschichte das Projekt initiiert. Die allgemeinbildenden Lehrkräfte der Berufsschule haben es schließlich gemeinsam mit den Schülern umgesetzt. Herbert Hafner erläutert den intensiven Entscheidungsfindungsprozess: „Jeder Schüler sollte in den Unterrichtsfächern Sozialkunde, Religion und Ethik fünf Werte, die ihm oder ihr wichtig sind, auf ein Blatt Papier schreiben. Diese Zettel wurden jeweils mit dem Sitznachbarn getauscht, diskutiert und auf drei Werte, die beiden wichtig waren, reduziert. Diese Zettel wurden wiederum mit einer Nachbargruppe getauscht, diskutiert und wieder reduziert, bis am Schluss 14 Werte-Worte Eingang in unser ‚DenkMal‘-Projekt gefunden haben.“ Das Lehrerkollegium hatte in einem eigenen Verfahren ebenfalls eine Werteliste erstellt. Bis auf eine Abweichung waren Schüler- und Lehrerliste deckungsgleich. Schüler der Berufsgruppen Maurer, Maler und Lackierer, Garten- und Landschaftsbauer, Schreiner und Metallberufe machten sich in der Folge ans Werk, um mehrere Wochen lang das Denkmal zu planen und anzufertigen.

„Es braucht nicht viel für ein gutes Miteinander“

300 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die Berufsschule Ursberg, entweder in der Berufsvorbereitung oder während ihrer zwei- bis dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit. In einigen Klassen liegt der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund bei über 50 Prozent.  „Wenn jetzt Spannungen in einer Klasse entstehen“, so Herbert Hafner, „brauche ich nur mit den Schülern vor die Wand zu gehen. Gemeinsam fragen wir uns dann, vor welchem Kernproblem wir stehen. Mangelnder Respekt, unterlassene Rücksichtnahme oder zu wenig Achtsamkeit? Oft haben wir dann auch schon den Schlüssel zur Lösung.“ Manuel (19), angehender Gärtner im zweiten Ausbildungsjahr, ist derselben Meinung: „Schön, dass wir die Werte an der Pausenwand aufgeschrieben haben. Jetzt brauchen wir uns nur noch daran zu halten.“ Mitschülerin Emilia (18), im ersten Ausbildungsjahr zur Schreinerin, ergänzt: „Es braucht eigentlich nicht viel für ein gutes Miteinander.“

Im Internet: Die Berufsschule Ursberg

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