Ursberg / 19. Mai 2025 – Wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Einzug in die Behindertenhilfe halten, zeigte die Fachmesse „Social goes digital 2.0“ des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) in Ursberg. Die Veranstaltung fand zum zweiten Mal statt und stand unter der Schirmherrschaft von Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring (Freie Wähler).
In seiner Eröffnungsrede betonte Dr. Mehring die Bedeutung digitaler Assistenzsysteme für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und sprach von einem „Rückenwind für Inklusion“. Die Messe selbst würdigte er als „Leuchtturm, der den Pioniergeist von Dominikus Ringeisen weiterführt“. Der Gründer des DRW verfügte beispielsweise über eines der ersten Telefone in Schwaben Ende des 19. Jahrhunderts. Digitale Technologien seien keine abstrakte Zukunftsvision, sondern bereits heute in der Lage, konkrete Lebensverbesserungen zu ermöglichen. „Innovative Assistenzsysteme bringen Selbstbestimmung und Autonomie zurück, ermöglichen Teilhabe, unterstützen das Betreuungspersonal, erleichtern die Kommunikation und steigern die Sicherheit“, so Mehring.
Vielfältige digitale Lösungen im Einsatz
Insgesamt präsentierten zwölf Aussteller digitale Assistenzsysteme, die sowohl im Pflegealltag als auch zur Unterstützung von Menschen mit kognitiven oder körperlichen Einschränkungen eingesetzt werden können. Eine der innovativsten Entwicklungen stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt vor: Ein Roboterarm, der an einen elektrischen Rollstuhl gekoppelt ist, kann Türen und Kühlschränke öffnen, Getränke entnehmen und sogar zum Mund führen. Aktuell befindet sich das System im Forschungsstadium, soll jedoch bald durch ein geplantes Start-up zur Marktreife gebracht werden, wie Jörn Vogel vom Ausstellerteam erklärte.
Hilfe für Pflegende und Unterhaltung
Das Unternehmen Perspective Care stellte ein Pflegemonitoring-System vor, das Überwachung und Dokumentation in der stationären Pflege übernimmt und dadurch das Pflegepersonal entlastet. Auch Anwendungen aus dem Bereich Unterhaltungselektronik fanden große Beachtung. So zeigte Bike Labyrinth eine Lösung, mit der Nutzer virtuelle Radtouren durch Städte und Landschaften mithilfe eines Pedalsystems erleben können – gerade bei eingeschränkter Mobilität.
Großes Interesse weckten die interaktiven Spielanwendungen der Firma TOVER b. V., die mithilfe eines Beamers auf verschiedene Oberflächen projiziert werden können. Sie fördern Aktivierung und Teilhabe. Reaktionen wie „Das brauchen wir“ von Fachleuten aus der Behindertenarbeit waren auf der Messe mehrfach zu hören. Auch der Stand von SUMM AI stieß auf reges Interesse. Dort wurde demonstriert, wie komplexe Texte in Sekundenschnelle in Einfache und Leichte Sprache übersetzt werden können.
Beratung und Finanzierung als zentrale Themen
Ein zentrales Ergebnis der Messe war, dass alle gezeigten Assistenzsysteme auf eine stabile Internetverbindung angewiesen sind – eine Voraussetzung, die vielerorts noch nicht erfüllt ist. Ebenso wurde der Bedarf an qualifizierter Beratung deutlich, etwa durch Modellprojekte wie jenes der Stiftung Bethel. Ziel ist es, Menschen mit Unterstützungsbedarf, ihre Angehörigen und Fachpersonal umfassend über Einsatzmöglichkeiten und Kostenstrukturen technischer Hilfen zu informieren. So gab es einen Überblick über bestehende Förderprogramme und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, um den Zugang zu moderner Assistenztechnologie zu erleichtern.
Das Dominikus-Ringeisen-Werk
In den bayerischen Regierungsbezirken Schwaben, Unterfranken und Oberbayern an über 30 Standorten begleitet das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) zurzeit ca. 5.000 Menschen mit einer geistigen Behinderung, mit Lernbehinderung, mit mehrfacher Behinderung, mit Sinnesbehinderung, Autismus, erworbener Hirnschädigung, psychischer Erkrankung sowie Menschen im Alter. Stammsitz ist Ursberg im Landkreis Günzburg. Über 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das DRW in Voll- und Teilzeit tätig. Das entspricht einem Vollbeschäftigtenwert von rund 3.300 Angestellten.