Kloster Holzen / 26. Januar 2025 - Ein Mahnmal in Kloster Holzen erinnert seit dem 26. Januar 2025 an die 25 Menschen mit Behinderung, die von Kloster Holzen deportiert wurden und dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Als Künstler wurde Joseph Michael Neustifter beauftragt. Er lebt und arbeitet in Eggenfelden. Neustifters Gesamtwerk umfasst mehr als 200 große, meist in Bronze ausgeführte Skulpturen, Figurengruppen, Brunnen und über 80 Altarraumgestaltungen vornehmlich in Süddeutschland, in Österreich, Italien und Frankreich. Dazu zählen die von ihm geschaffenen Erinnerungszeichen an Papst Benedikt XVI. in Altötting und Regensburg.
Ein lebendiger Teil des Gedenkens
Insgesamt 379 Menschen mit psychischer, geistiger oder körperlicher Behinderung aus dem Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) wurden im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten ermordet. An die 25 aus Kloster Holzen stammenden Opfer soll das neuerrichtete Mahnmal im Nordhof des Klosterareals erinnern. Für den Künstler Joseph Michael Neustifter, ist der zentrale Ort des Mahnmals von großer Bedeutung: „Als Zeichen des Erinnerns und Gedenkens muss das Werk ‚im Weg‘ stehen, in der Reibung der Zeit. Es muss uns immer wieder aufzeigen, wie viele Menschen in der NS-Zeit diesen Euthanasietod erleiden mussten. Es muss uns aber auch an die Täter erinnern.“
Die Würde des Menschen ist unantastbar
Das Mahnmal, das auf einem ambrafarbenen Kalkstein errichtet ist, ist im Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen. Im oberen Teil zeigt es einen Baum als Schutz- und Schöpfungssymbol. Im unteren Bereich kauert ein Mensch um ein umgestürztes Kreuz. Damit will der Künstler auf die neunte Station des Kreuzweges (Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz) und auf die Demütigung und Ohnmacht des Menschen unter dem Hakenkreuz verweisen. Darüber und daneben stehen die Worte des Gedenkens an die 25 Opfer und der erste Satz aus Artikel eins des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ In seiner Predigt beim Festgottesdienst am Tag der Segnung sagte Martin Riß, Geistlicher Direktor des DRW, dass „alles von Gott Geschaffene in Würde leben dürfe“. Er erinnerte an Bischof Clemens August von Galen, der immer wieder von der Kanzel mutig gegen das Nazi-Regime das Wort ergriff und dafür auch mehrmals verhaftet und eingesperrt wurde. Mutige Menschen müsse es zu allen Zeiten geben.
25 Kerzen für jeden Ermordeten
Nach dem Festgottesdienst fand die Gedenkveranstaltung statt. Schwester Katharina, Generaloberin der St. Josefskongregation betonte in ihrer kurzen Ansprache die Kostbarkeit eines jeden Menschen. Bürgermeister Markus Stettberger aus Allmannshofen sprach in seinem Grußwort von der Wichtigkeit, dass die Opfer der Euthanasie nie vergessen werden dürfen. Martin Sailer erinnerte als Bezirkstagspräsident daran, dass Menschen mit Behinderung gleich welcher Art nicht benachteiligt werden dürfen. Dr. Michael Higl war als stellvertretender Landrat anwesend. 25 Personen aus Politik, Kirche, Presse und Bewohner des Dominikus-Ringeisen-Werks in Holzen entzündeten für jeden Ermordeten aus Holzen eine Kerze und stellten sie in den Altarraum.
Stelen für jedes einzelne Opfer
Verteilt über das gesamte Gelände des Klosters sollen über die nächsten Jahre Gedenkstelen für jedes Opfer aufgestellt werden, ähnlich denen im Garten des Ursberger Mutterhauses. Dort wurden von den Schwestern der St. Josefskongregation Ursberg Tafeln mit den Fotos und Kurzbiografien von Opfern aufgestellt. Arnold Pfeiffer, Gesamtleiter der DRW-Region Augsburg-Nord, sagt dazu: „So soll auch jedes unserer ermordeten Opfer ein Gesicht bekommen. Ein Zeichen gegen das Vergessen.“
Unter folgendem Link berichten wir über die schrecklichen Ereignisse während des NS-Regimes: https://drw.de/ueber-uns/unsere-geschichte/zeit-der-gefahr