Aufräumen nach drei Tagen Anspannung: Noch sind etliche Straßen in den Landkreisen Günzburg und Augsburg überflutet oder unterspült und nicht befahrbar. Viele Keller müssen trockengelegt werden. Felder sind zu Seen geworden. Doch für das Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg und an anderen Standorten der vom Starkregen und Hochwasser des letzten Wochenendes betroffenen Regionen gilt: „Wir sind glimpflich davongekommen.“
„Die Schäden konnten minimiert werden, indem wir großen Aufwand betrieben haben“, sagt Josef Liebl vom DRW-Vorstand. Beispielsweise hatte man einen Wall aus Sandsäcken rund um die Einrichtung St. Peter in Ursberg gelegt. Deren Bewohnerinnen und Bewohner waren vorsorglich für eine Nacht ausquartiert worden.
Laut Auskunft der Verantwortlichen bestand bereits im Laufe des Montags keine Gefahr mehr für Gebäude in Ursberg, die Pumpmaßnahmen konnten beendet und die Trafostation in Ursberg weiterbetrieben werden. Die Sandsäcke, die nicht mehr benötigt würden, könnten jetzt weitergegeben werden, hieß es bei der Feuerwehr.
Nordendorf: Wie geht es weiter in Haus Maria?
Anders ist die Situation in Nordendorf im nördlichen Landkreis Augsburg. Hier musste die Betreute Wohngruppe Haus Maria evakuiert werden. Noch am Mittwochmorgen stand das Wasser über einen Meter hoch im Keller. Hier befinden sich die Ölheizung sowie die Elektrik. Das Erdgeschoss war trocken geblieben. Die Schadenaufnahme mit der Feuerwehr erfolgte am Mittwoch. Wann und ob das Haus wieder bezogen werden kann, ist noch ungewiss. Die neun Bewohner fanden zunächst Unterschlupf im Hotel Kloster Holzen und sollen nach Angaben von Leiter Christian Häuser nun in Wohngruppen in Holzen, Meitingen und Ursberg verteilt werden. „Die Evakuierung hat sehr gut funktioniert“, bestätigt Christian Häuser. Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr sei gut gelaufen.
Großes Glück in Günzburg
17 Bewohner mussten am Samstag das Haus Johannes in Günzburg ebenfalls vorsorglich verlassen. Aufgeteilt wurden sie in Ursberg im Bräuhaus sowie in der Kinder- und Jugendeinrichtung St. Franziskus. Am Dienstag konnten sie wieder zurückkehren. Einrichtungsleiterin Sabine Fackler ist erleichtert: „Das Wasser ist nicht ins Gebäude gelaufen“, berichtet sie. „Es hat kurz vor der Förderstätte, die sich im Tiefparterre berindet, haltgemacht. Aber unser Nachbarhaus, das nur minimal tiefer liegt, hat es stark getroffen. Hier musste viel Sperrmüll abtransportiert werden.“ Der Alltag hat die Klienten auch wieder „rasant“ eingeholt, erzählt Sabine Fackler. Alle konnten schon wieder an ihre Arbeitsplätze in den Albertus Magnus-Werkstätten in Günzburg zurückkehren, die glücklicherweise ebenfalls vom Hochwasser der Donau verschont geblieben sind.
„So etwas haben wir noch nicht erlebt“
Bereits seit Montagabend hat die Schwestern- und Werkfeuerwehr Ursberg die akute Gefahrenlage für beendet erklärt. Trotzdem sagt Kommandant Michael Joas: „So etwas haben wir noch nicht erlebt.“ Am Samstag waren viele Kameraden und Kameradinnen der Schwestern- und Werkfeuerwehr nicht verfügbar, weil sie in ihren Heimatfeuerwehren tätig waren. Mit viel Engagement und über 80 Stunden Arbeit mit sehr wenig Ruhepausen war es trotzdem möglich, die nötigen Arbeiten an Sandsackdämmen und Pumparbeiten durchzuführen. Zu Hilfe kamen Mitarbeiter des DRW-Bauhofs, verschiedene Feuerwehren aus der Umgebung sowie zehn Soldaten der Bundeswehr.
Hilfe für andere
Auch das Ufer des Mindelkanals beim Krankenhaus St. Camillus in Ursberg wurde vorsorglich durch einen Sandsackdamm verstärkt. So konnten hier drei Patienten aus dem Kreiskrankenhaus in Günzburg aufgenommen werden, das damit weitere Akutkapazitäten für evtl. Notfälle schaffen konnte. Vier Menschen aus einem Günzburger Pflegeheim wurden im Haus St. Johannes in Ursberg untergebracht.
Dank für großes Engagement
„Der große Dank gilt den vielen Menschen, die sich in dieser für alle so heraufordernden Situation so tatkräftig engagiert haben“, sagt der Geistliche Direktor Martin Riß. „Unsere Mitarbeitenden sind trotz schwieriger Bedingungen zum Dienst gekommen und haben verantwortungsvoll für die uns anvertrauten Menschen gesorgt. Einmal mehr haben wir ein starkes Miteinander in der DRW-Familie erlebt.“ Das bestätigt auch Angelika Busse von der Fachpflege in Ursberg stellvertretend für viele Einrichtungen: „Obwohl fast jeder Mitarbeiter in irgendeiner Form selbst vom Hochwasser betroffen war, gab es trotz extrem schwieriger Straßenverhältnisse kaum personelle Ausfälle, weil es jedem Einzelnen ein echtes Anliegen war, ‚unsere‘ Fachpflege versorgt zu wissen. Die Kollegen auf den Gruppen blieben zum Teil über Nacht und halfen und unterstützten sich gegenseitig in einer Selbstverständlichkeit, die wirklich außergewöhnlich ist.“