Ursberg/Roggenburg/10. Juni 2025 – Im Rahmen eines Festgottesdienstes zum Gedenktag des heiligen Norbert von Xanten hat Pater Stefan Kling, Prior des Klosters Roggenburg, einen Knochensplitter des heiligen Norbert an die Ursberger Schwestern übergeben. Die Roggenburger Chorherren erinnern mit dem „Norbertusfest“ jedes Jahr an den Gründer ihres Ordens. In diesem Jahr feierten sie gemeinsam mit der St. Josefskongregation in Ursberg. Der Festgottesdienst markierte gleichzeitig auch das Ende der Sonderausstellung “900 Jahre Klosterort Ursberg”, zu der seit März über 3.200 Besucherinnen und Besucher nach Ursberg gekommen waren.
Im Jahr 1125 entstand in Ursberg die erste Niederlassung der Prämonstratenser in Süddeutschland. Wenige Jahre später wurde von Ursberg aus das Kloster Roggenburg gegründet. Beide Klöster fielen der Säkularisation zum Opfer. Während Dominikus Ringeisen 1897 die klösterliche Tradition in Ursberg mit der Gründung der St. Josefskongregation neu belebte, kehrten die Prämonstratenser 1982 nach Roggenburg zurück.
Das Reliquiengeschenk sei ein Zeichen der Verbundenheit zwischen den beiden Klosterorten, betonte Pater Stefan Kling bei der Übergabe an Generaloberin Sr. Katharina und Sr. Norbertine, die an diesem Tag ihren Namenstag feiern durfte. Die Verbindung zeige sich nicht nur in der Vergangenheit. So ist der Roggenburger Pater Christian Hamberger als Schulseelsorger am Ursberger Ringeisen-Gymnasium tätig, während in Roggenburg mehrere Beschäftigte der Dominikus-Ringeisen-Werkstätten arbeiten.
In seiner Predigt nahm Pater Stefan Kling die aktuelle Krise der Kirche in den Blick. Schrumpfende Gemeinden, Priestermangel und finanzielle Engpässe seien nur einige der dunklen Wolken am Horizont. Er schlug dabei die Brücke zum heiligen Norbert, der nach einer existenziellen Grenzerfahrung durch einen Blitzschlag sein Leben radikal änderte und sich von der macht- und besitzorientierten Amtskirche seiner Zeit distanzierte.
Auch wenn die Herausforderungen, vor denen die Kirche heute stehe, bedrohlich wirkten, seien sie eine Chance, so Pater Stefan Kling: „Sie fordern uns heraus, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Es ist nicht unsere wichtigste Aufgabe, Gebäude zu erhalten oder zu verschönern. Wir müssen ‚lebendige Steine‘ sein.“
Norbert habe sich gegen kirchliche Strukturen gestellt, die mehr dem Machterhalt als dem Glauben dienten. Auch heute brauche es Mut, liebgewonnene Traditionen zu hinterfragen, wenn sie nicht mehr tragfähig seien. Denkverbote dürfe es etwa im Hinblick auf den Zölibat oder neue Formen der Eucharistiefeier nicht geben.
Pater Stefan Kling rief zu einem klugen und dialogbereiten Umgang mit den aktuellen Herausforderungen auf. Nicht Spaltung, sondern Brückenbauen sei gefragt – im Gebet, im offenen Gespräch und im gegenseitigen Respekt. Im Rückblick auf 900 Jahre Ursberger Klostergeschichte erinnerte er daran, dass dabei nicht zuvorderst menschliche Verdienste im Mittelpunkt stünden, sondern der Glaube an den Gott, der seine Kirche auch durch Zeiten des Wandels trage.
„Beteiligen wir uns als Christen bitte nicht an gegenseitigen Ausgrenzungen. Sprechen wir innerhalb der Kirche einander nicht den Glauben ab. Und werden wir nicht müde, trotz Anfeindungen und Schwierigkeiten, Brücken zu bauen – im Gebet, im Dialog, in vielen kleinen Schritten. Damit es in der Kirche trotz der Schlechtwetterphase weitergeht. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern, vor denen wir stehen“, sagte Pater Stefan Kling.
Katholisch1.tv berichtet über den Festgottesdienst: https://www.katholisch1.tv/mediathek/video/abschlussgottesdienst-in-ursberg/
Abschluss der Sonderausstellung “900 Jahre Klosterort Ursberg”: https://youtube.com/shorts/QImkaEeweWM?feature=share