"Social goes digital" - DRW-Fachmesse zum Thema "Künstliche Intelligenz"

KI-Experten trafen sich in Kloster Holzen mit Praktikern aus der Sozialbranche

Datum: 16. März 2023, 15:26 Uhr
Podiumsdiskussion "Kann Roboter Mensch?" mit DRW-Vorstandsmitglied Josef Liebl, Prof. Dr. Elisabeth André, Moderator Manuel Liesenfeld, DRW-Mitarbeiterin Daniela Quicker und Prof. Dr. Kerstin Schlögel-Flierl (v.l.)
Das Inkluencer-Projekt "Die Barrierebrecher" des Dominikus-Ringeisen-Werks präsentierte sich auf der Fachmesse. Von links: Sebastian Teichner und Helmut Wieser.
Roboter NAO kann Yoga und soll zum Mitmachen animieren.
Ein Computer mit Augensteuerung der REHAVISTA GmbH
Roboter Pepper begrüßte die Tagungsteilnehmer im Hotel Kloster Holzen

Livestream Podiumsdiskussion "Kann Roboter Mensch?"

Voll besetztes Auditorium bei der Fachmesse in Kloster Holzen
Avatare, virtuelle Umgebungen sowie assistive und emotionale Robotik wurden gezeigt und darüber diskustert.
Die Aussteller kamen aus der Welt der KI-Forschung sowie aus der Anwendungsentwicklung.

Kloster Holzen / März 2023 - Künstliche Intelligenz (KI) im Sozialbereich? Welche digitalen Helfer gibt es für Mitarbeitende in der Pflege? Welche Systeme helfen Menschen mit Handicap, eine bessere Lebensqualität zu bekommen? Diese und weitere Fragen nahm sich die vom Dominikus-Ringeisen-Werk veranstaltete Fachmesse „Social goes digital“ in Kloster Holzen an. Sie war hochkarätig besetzt. Unter der Schirmherrschaft des Bezirks Schwaben informierten sich über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Experten aus Wissenschaft und Herstellern von digitalen Assistenzsystemen.

Professor Dr. Elisabeth André aus Augsburg, eine der führenden Wissenschaftlerinnen Deutschlands im Bereich Mensch-Technik-Interaktion, zeigte sich überzeugt, dass Künstliche Intelligenz Menschen entlasten könne. Sie hat mit ihrem Team einen Avatar entwickelt, der Gebärden dolmetschen kann. „Das Ziel ist, dass Menschen mit Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.“ Der selbstlernende Avatar könne dies ermöglichen und sei, im Gegensatz zu Gebärdendolmetschern, jederzeit verfügbar.

Ehtische Betrachung von KI

Neben der sich rasant entwickelnden Technik, brauche es eine moralische und ethische Betrachtung, sagte Kerstin Schlögel Flierl. Die Augsburger Professorin für Moraltheologie ist Mitglied des deutschen Ethikrats und plädierte für Ehrlichkeit: „Wir dürfen mit technischen Systemen niemanden täuschen. Wenn mir die Technik vorspielt, ich spreche gerade mit einem echten Menschen, finde ich das kritisch.“ Es sei wünschenswert, dass Künstliche Intelligenz die Handlungsfähigkeit des Menschen erweitere. Wenn diese dagegen vermindert werde, müsse der Einsatz von KI hinterfragt werden. Die letzte Entscheidung müsse immer ein Mensch treffen, so Flierl.

Daniela Quicker, die im sozialpädagogischen Fachdienst einer DRW-Wohneinrichtung in Ursberg tätig ist, zeigte sich offen für alles, „was uns wieder mehr Zeit bringt, sich um Menschen zu kümmern und was Menschen mit Behinderung in ihrer Autonomie stärkt.“ Die Erfahrung in der Praxis zeige jedoch, dass sich das ohnehin knappe Personal nicht auch noch zusätzlich um digitale Assistenzsysteme kümmern könne, die eigentlich Entlastung bringen sollen.

Universitäten und Anwendungsentwickler

Auf der Fachmesse stellten unter anderem die Universität Innsbruck und die Hochschule Kempten ihren Stand der KI-Forschungen vor. Mit dem „AAL Living Lab“ gibt es in Kempten eine eigens eingerichtete Wohnung in einer Seniorenwohnanlage. Diese ist zu Forschungszwecken mit verschiedenen Assistenzsystemen ausgestattet und zeigt Möglichkeiten auf, Menschen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen.

Digitale Kommunikations-, Pflege- und Therapiewerkzeuge zum Ausprobieren hatten die Firmen REHAVISTA, die AAL-Akademie, die C&S Computer und Software GmbH sowie das Sanitätshaus Ursberg im Gepäck. Die Teilnehmenden konnten beispielsweise eine Pflegebrille ausprobieren. Pflegekräfte können mit dieser während ihrer Tätigkeit Informationen zur Pflegemaßnahme und zur Person selbst abrufen und haben dabei die Hände frei. Gezeigt wurden ebenso Kommunikationsgeräte für das häusliche Umfeld von nicht-sprechenden Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen.

Auch Roboter hatten sich eingefunden. Ausprobiert werden konnte beispielsweise Pepper, der im Dominikus-Ringeisen-Werk bereits bei Menschen mit Autismus im Einsatz ist und die „Roboter-Robbe“ Paro, die zu therapeutischen Zwecken bei Menschen mit Demenz verwendet wird.

Linksammlung:

REHAVISTA GmbH: https://rehavista.de/
C&S Computer und Software GmbH: https://www.managingcare.de/
AAL Living-Lab der Hochschule Kempten: https://www.hs-kempten.de/elektrotechnik/labore/aal
Sanitätshaus Ursberg: https://sanitaetshaus-ursberg.de/
Lehrstuhl für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz Universität Augsburg: https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/fai/informatik/prof/hcm/
Universität Innsbruck: https://www.west-aal.at/aal-zum-anfassen/
Lehrstuhl für Moraltheologie Universität Augsburg: https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/kthf/lehrstuhle-professuren/moraltheologie/
Inkluencer-Projekt "Die Barrierebrecher": https://www.drw.de/barrierebrecher

 

Beitrag teilen:

Weitere Beiträge

Lesen Sie weitere spannende Beitrage aus dem DRW