Krumbach / Ursberg / 28. Mai 2025 - Das Krankenhaus St. Camillus in Ursberg, das vom Bezirk Schwaben und dem Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) in der Form eines Zweckverbandes getragen wird, ist etwas Besonderes: Mit insgesamt 28 Betten ist es eines der kleinsten Krankenhäuser in Deutschland. Im Mittelpunkt der gesundheitlichen Versorgung stehen geistig und mehrfach behinderte Menschen. Die neue Krankenhausstrukturreform stellt auch hier enorme Anforderungen an die zukünftige Gesundheitsversorgung. Um die Patientinnen und Patienten auch weiterhin mit hoher Qualität und wohnortnah behandeln zu können, schicken sich das DRW, das Krankenhaus St. Camillus und die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach am Klinikstandort Krumbach an, ihre bereits über viele Jahre hinweg existierende Zusammenarbeit in der Behindertenmedizin weiter zu verstärken und zukunftsfähig weiterzuentwickeln.
Der Günzburger Landrat Dr. Hans Reichhart unterstützt dieses Projekt und spricht von einer „Win-win-Situation“ für die Menschen in der Region und die Träger. „Durch die angedachte Verlagerung der somatischen Medizin für Menschen mit Behinderung nach Krumbach gewinnt dieser Klinikstandort an Bedeutung. Zugleich besteht damit die Chance, das psychiatrische Versorgungsangebot im Krankenhaus St. Camillus in Ursberg auszubauen. Überhaupt wird so die gesamte Situation der Gesundheitsversorgung dauerhaft verbessert.“
„Die Kräfte zu bündeln, um zusammen mehr für die uns anvertrauten Menschen zu erreichen, ist unser Ziel. Dies wird auch und insbesondere an dieser geplanten Kooperation deutlich“, unterstreicht Klinikvorstand Robert Wieland das Leitmotiv der Kreiskliniken „Gesundheit gemeinsam gestalten“.
„Eine enge Zusammenarbeit des Krankenhauses St. Camillus mit der Kreisklinik Krumbach ist bereits seit Jahrzehnten der Garant dafür, dass eine wohnortnahe stationäre Behandlung der Menschen mit Behinderung in Ursberg und Umgebung ermöglicht werden kann. Hierfür möchte ich allen Beteiligten ganz herzlich danken. Die Stärkung und die nachhaltige Sicherung der medizinischen Infrastruktur für Menschen mit Behinderung ist unser gemeinsamer Auftrag“, erläutert der Geistliche Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werks, Martin Riß.
Diesen gemeinsamen Auftrag für die Menschen in der Region zu erfüllen, dafür steht unter anderem die Berufsfachschule für Pflege, die von Ursberg nach Krumbach in die ehemalige Fachoberschule umgezogen ist und dort im Herbst 2022 ihren Betrieb aufgenommen hat. Sie wird ebenfalls vom DRW getragen. Die sehr positive Resonanz spricht für den Erfolg der Zusammenarbeit vor Ort. Die Schülerzahlen konnten von 50 im Jahr 2022 auf 150 Auszubildende im Jahr 2025 gesteigert werden.
Geistig und mehrfach behinderte Menschen haben einen besonderen Behandlungsbedarf sowohl für die psychiatrische wie auch für die somatische medizinische Versorgung. Körperliche Erkrankungen der Patientinnen und Patienten von St. Camillus werden seit Langem auch in Zusammenarbeit mit der Klinik Krumbach behandelt.
Durch das gemeinsame Wirken beider Trägerorganisationen ist hier enorm viel Fachwissen und eine entsprechende Erfahrung vorhanden – aber eben bisher nicht mit einem voll integrierten Behandlungskonzept. Das soll sich nach der Vorstellung der Verantwortlichen ändern und das spezielle Know-how soll ausgebaut werden. Wir arbeiten intensiv an der Integration und Weiterentwicklung unserer medizinischen wie auch unserer pflegerischen Versorgungs- und Betreuungsangebote. Diese Gesundheitsversorgung soll auch weiterhin nachhaltig angeboten und verstärkt werden.
Ziel muss es sein, dass gemeinsam alles versucht werden soll, die somatische bzw. Innere Medizin für Menschen mit Behinderungen zukünftig in einer spezialisierten Organisationseinheit (Station) in der Klinik Krumbach anzusiedeln. Erste Gespräche sind bereits erfolgt. Auch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention ist über die Idee informiert.
Im Hintergrund all dieser Überlegungen schwingen insbesondere die harten Anforderungen der Krankenhausstrukturreform mit, die St. Camillus nicht nur wegen seiner Größe vor sehr schwierige Herausforderungen stellt. Auch der bedarfsnotwendige Standort der Klinik in Krumbach soll mit der Weiterentwicklung gestärkt werden. Gleichzeitig soll das Krankenhaus St. Camillus seinen bereits bestehenden Schwerpunkt in der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen fachlich zukunftsfähig ausrichten und – was die Bettenzahl anbelangt – ausbauen. Gespräche und Verhandlungen mit den Krankenkassen darüber sollen zeitnah beginnen.
Das Bestreben der Beteiligten vor Ort, dem DRW, dem Bezirk Schwaben und den Kreiskliniken, ist eindeutig: „Es muss auch in Zukunft eine nachhaltige Versorgung der Menschen mit Behinderungen mit den ganz spezifischen Herausforderungen gewährleistet sein“, sagt Robert Wieland. Und Martin Riß, der auch Vorsitzender des Zweckverbandes St. Camillus ist, ergänzt: „Deshalb werden viele Gespräche im Gesundheitsministerium, mit Politikern und Kostenträgern geführt sowie die entsprechenden Anträge vorbereitet.“ Dabei gelte es, den Blick zu weiten und ein gemeinsames Versorgungskonzept zu entwickeln, das einem überregionalen spezialisierten Zentrum mit dem Schwerpunkt der medizinischen Versorgung für behinderte Menschen in ganz Süddeutschland gerecht werde.
Vergleichbare Einrichtungen gibt es bereits in Norddeutschland. „Wir werden deshalb mit großer Unterstützung der Politik sowie weiterer Akteure in der Gesundheitsversorgung ein gemeinsames Zukunftskonzept gestalten und auf dem Weg bringen, welches die spezialisierten Versorgungsangebote stärkt und nachhaltig die Anforderungen der Krankenhausstrukturreform erfüllt“, so Direktor Riß.
Ein aktuelles Positionspapier der Bundesvereinigung Lebenshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung bestätigt einen eklatanten Versorgungsmangel gerade in diesem Bereich und belegt die Notwendigkeit eines integrierten und spezialisierten Versorgungszentrums. Das ist ganz im Sinne des Koalitionsvertrages der neuen Bundesregierung, eine qualitative, bedarfsgerechte und praxistaugliche Krankenhauslandschaft zu entwickeln.
Somit sehen das Dominikus-Ringeisen-Werk, der Bezirk Schwaben und die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach in der Bündelung der Kompetenzen in Ursberg und Krumbach eine große Chance für die Behindertenmedizin, die übrigens auch wissenschaftlich in der Region begleitet werden könnte. Denn an der Universitätsklinik Augsburg ist der Lehrstuhl für die Medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen und Teilhabebeschränkungen (Prof. Dr. Birgit Prodinger) angesiedelt worden.