Ursberg/Pfaffenhausen / 04. November 2021 – In Altenheimen und in Einrichtungen der Behindertenhilfe steigen die Corona-Infektionen rasant an. Unter den Einrichtungen des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) ist besonders heftig das Seniorenzentrum St. Anna in Pfaffenhausen betroffen. Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern wie unter Mitarbeitenden gibt es auch unter vollständig geimpften Personen zahlreiche Infektionen. Personal aus anderen DRW-Einrichtungen muss einspringen, Hygienestandards werden nochmals erhöht. Die Dynamik in der vierten Corona-Welle bringt die Menschen in der Pflege an ihre Grenzen. Und sie zeigt, was sie täglich leisten und wo dringend Hilfe von außen dazukommen muss.
Ausnahmezustand im Seniorenzentrum St. Anna des Dominikus-Ringeisen-Werks in Pfaffenhausen: Trotz einer nahezu 100-prozentigen Impfquote bei den 33 Bewohnern im Alter zwischen 69 und 100 Jahren waren Anfang November 21 Personen nachweislich an Covid-19 erkrankt. Neun wurden aufgrund von Symptomen ins Krankenhaus eingewiesen. Eine Frau ist verstorben. Von den 26 Mitarbeitenden waren acht ebenfalls infiziert und blieben mit leichten bis mittleren Symptomen in häuslicher Quarantäne. Bei weiteren drei Mitarbeitenden mit einem positiven Schnelltest wartet man auf die Ergebnisse des PCR-Tests. Für eine positiv getestete aber symptomfreie Fachkraft wurde vom Gesundheitsamt Unterallgäu eine sogenannte Arbeitsquarantäne genehmigt: Sie darf lediglich für den Weg zur Arbeit unter Corona-Patienten das Haus verlassen. Die Infektionen waren im Rahmen der routinemäßigen Schnelltests aufgefallen und wurden bei einer Reihentestung durch das Gesundheitsamt Unterallgäu mit PCR-Tests bestätigt. Vor dem Ausbruch wurde die 3-G-Regel bei Besuchern und Mitarbeitenden umgesetzt. Nichtgeimpfte Mitarbeitende wurden zweimal die Woche getestet. Trotzdem kam es zu den Infektionen.
Pflegekräfte bringen hohe Motivation auf
„Die Situation ist für alle unglaublich belastend“, sagt Ulrike Höchstötter, Leiterin des Pflegeheims St. Anna. „Die verbliebenen Mitarbeitenden müssen die Aufgaben der unter Quarantäne stehenden Kolleginnen und Kollegen übernehmen. Sie arbeiten an der absoluten Belastungsgrenze, erbringen enorme Leistungen und sind täglich bereit, sich flexibel der neuen Situation anzupassen“, beschreibt Elmar Müller, Gesamtleiter des Dominikus-Ringeisen-Werks in der Region Unterallgäu, die angespannte Situation. Nachdem man die ersten drei Corona-Wellen ohne Infektionsfall gut bewältigt habe, stehe man jetzt vor der größten Herausforderung seit Beginn der Pandemie. Elmar Müller geht selbst mehrmals die Woche von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung gehüllt ins Pflegeheim, um Mitarbeitenden Mut zuzusprechen.
Maßnahmen greifen
Einem internen Aufruf im DRW nach Pflegefachkräften für Pfaffenhausen folgten auf Anhieb zehn Personen. Außerdem wurden einzelne Gruppen der Förderstätte geschlossen, um Mitarbeitende umzuverteilen. „Für die Unterstützung sind wir sehr dankbar. Nur so gelingt es, die Pflege und Betreuung der Bewohner gewährleisten zu können“, sagt Elmar Müller. Die Lage sei fragil, zurzeit aber unter Kontrolle, so der Gesamtleiter.
Externe Hilfe ist schwierig zu bekommen
Wie der Vorstand des Dominikus-Ringeisen-Werks betont, stelle sich die Aufhebung des bayerischen Katastrophenfalls im Juni dieses Jahres nun als sehr problematisch heraus. Denn jetzt könne kurzfristig keine weitere externe Hilfe beispielsweise durch die Bundeswehr angefordert werden. Dass der Markt an qualifizierten Pflegekräften schon seit geraumer Zeit leer sei, mache sich insbesondere in einer solchen Krise umso schmerzhafter bemerkbar. Besorgniserregend sei dabei die hohe Anzahl an so genannten Impfdurchbrüchen bei vollständig geimpften Menschen, sagt DRW-Vorstandsmitglied Wolfgang Tyrychter. Das zeigt auch die Situation in St. Anna: Von den 33 Bewohnern waren zum Zeitpunkt des Corona-Ausbruchs 31 doppelt geimpft. Manche hatten sogar bereits die dritte Impfung, den so genannten Booster, bekommen. Lediglich ein Bewohner war erst einmal geimpft. Die Impfquote unter den Mitarbeitenden liegt bei ca. 86 Prozent. „Auch sind deutlich mehr Personen nun symptomatisch und bedürfen einer Krankenhausbehandlung als dies im vergangenen Herbst noch der Fall war“, ergänzt Tyrychter. Insgesamt ist im Dominikus-Ringeisen-Werk seit Mitte Oktober eine starke Zunahme der Fallzahlen zu verzeichnen. Bayernweit waren im DRW zu Beginn des Monats über 90 Klientinnen und Klienten und über 80 Mitarbeitende betroffen.
Notstand auch in anderen Einrichtungen
„Auch in zwei Einrichtungen der Behindertenhilfe in Ursberg können wir die Betreuung nur noch mit größter Anstrengung aufrechterhalten, da alle positiv getesteten Mitarbeitenden sowie alle engen Kontaktpersonen von den Gesundheitsämtern in Quarantäne geschickt wurden. Hinzu kommen nun die fehlenden rechtlichen Voraussetzungen zur Anforderung externer Hilfe. Die Situation ist die, dass zurzeit die Pflegeeinrichtungen in der Hauptverantwortung stehen, wenn es um den Schutz vulnerabler Gruppen geht. Hier muss uns die Politik wieder mehr unterstützen“, fordert DRW-Vorstand Wolfgang Tyrychter.
Ihr Ansprechpartner:
Dominikus-Ringeisen-Werk
Referat Öffentlichkeitsarbeit
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08281 92-2075
manuel.liesenfeld@drw.de
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