Waisenhaus-Evakuierung: Die ersten Geflüchteten sind in Ursberg angekommen

34 junge Menschen mit Behinderung aus der Ukraine sind in Deutschland. Empfangen wurden sie am Münchner Flughafen u. a. von der bayerischen Europaministerin Melanie Huml sowie polnischen und ukrainischen Staatsvertretern

 

Datum: 02. April 2022, 11:00 Uhr
(Foto: Bayer. Staatskanzlei/Widmann) Ein herzliches Willkommen in Bayern: Ein Begrüßungskomitee am Münchner Flughafen, angeführt von der bayerischen Staatsministerin Melanie Huml, Vertretern des polnischen und ukrainischen Staates sowie des Dominikus-Ringeisen-Werks begrüßt die erste Gruppe der Waisenkinder mit Behinderung, die im schwäbischen Ursberg unterkommen werden.

München/Ursberg/2. April 2022 – Sie suchen Schutz vor dem Ukraine-Krieg und ein Zuhause auf Zeit beim Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) in Ursberg: 34 von 82 Bewohnerinnen und Bewohnern eines Waisenhauses für mehrfach behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind am Freitagabend, 1. April, auf dem Münchner Flughafen gelandet. Die Weiterreise erfolgte anschließend mit dem Bus, der Ursberg in der Nacht zum Samstag erreichte. Die übrigen Mitglieder der Gruppe sollen in den kommenden Tagen per Bus und mit weiteren Evakuierungsflügen nach Deutschland gebracht werden. 

Der Flug vom polnischen Flughafen Rzeszów aus sollte ursprünglich für 59 Menschen mit Behinderung und drei Betreuer stattfinden. Die Fluggesellschaft bestand Berichten zufolge jedoch auf einer Eins-zu-Eins-Betreuung in der Kabine, die jedoch bei dieser Gruppengröße nicht möglich war. So wurde die Gruppe wiederum aufgeteilt und kurzfristig weitere polnische Begleiterinnen und Begleiter zur Betreuung der Kinder während des Fluges organisiert. Während also 34 Waisenkinder mit polnischen, deutschen und ukrainischen Betreuungskräften abflogen, wurden die übrigen 25 mit einem Bus der polnischen Feuerwehr an die deutsch-polnische Grenze nach Görlitz gebracht. Von hier holte sie ein Bus, der am Tag zuvor aus Ursberg gekommen war, ab. Im Laufe des Samstags soll auch diese Gruppe in Ursberg eintreffen.

Bayerns Europaministerin Melanie Huml empfing die Münchner-Gruppe zusammen mit ihren freiwilligen Helferinnen und Helfern, die sie in der Maschine begleitet hatten. Mit ihr zum Flughafen gekommen waren der Vertreter des ukrainischen Außenministeriums, Taras Kulaiets sowie der polnische Generalkonsul, Jan Malkiewicz, die Generaloberin der St. Josefskongregation, Schwester Katharina Wildenauer sowie der Vorstandsvorsitzende und Geistliche Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werks, Martin Riß.

Die 82 Menschen mit Behinderung hatten sich zusammen mit 16 Pflegekräften und deren 20 Familienangehörigen vor ca. einer Woche mit einem Evakuierungszug aus der Großstadt Krywyj Rih im Südosten der Ukraine auf den beschwerlichen Weg in Richtung Polen gemacht. Seit Mittwoch waren sie im polnischen Erstaufnahmelager in Stalowa Wola. Da 23 der geistig und körperlich behinderten jungen Menschen nur liegend transportiert werden können, gestaltet sich der Transport von Polen nach Deutschland sehr schwierig. Nach Plänen, die zusammen mit dem BRK Kreisverband Günzburg angestellt wurden, die Gruppe u.a. mit Bussen nach Deutschland zu holen, hatte die polnische Regierung zuletzt Flüge für einen Teil der Menschen mit Behinderung organisiert.

Staatsministerin Huml sagte bei der Ankunft in München: „Ich bin dem Ursberger Dominikus-Ringeisen-Werk unendlich dankbar dafür, dass es sich bereit erklärt hat, die Kinder und Jugendlichen und deren Pflegekräfte sowie deren Angehörige bei sich aufzunehmen. Die Kinder haben eine schreckliche Odyssee hinter sich. Umso größer ist unsere Freude, dass sie jetzt in Sicherheit sind.“

In Ursberg kommen die Geflüchteten und ihre Betreuungskräfte sowie deren Familienangehörige in einem eigens zu diesem Zweck ertüchtigten Gebäude unter, das den Status einer dezentralen Flüchtlingsunterkunft besitzt. Dieses Haus wurde unter dem großen Einsatz vieler Freiwilliger und Spender sowie der DRW-Handwerksbetriebe innerhalb kürzester Zeit instandgesetzt und ausgestattet. „Wir hoffen inständig, dass bald alle Mitglieder der Gruppe wohlbehalten bei uns in Ursberg sind“, sagte Martin Riß, Vorstandsvorsitzender des DRW. „Unseren polnischen Freunden und den vielen Helferinnen und Helfern in der Ukraine, in Polen und in Deutschland, die diese Evakuierung erst möglich machen, sind wir von Herzen dankbar.“ Angekommen in Ursberg wurde jedem Kind eine feste Betreuung zugewiesen und ein Nachtdienst organisiert. Neben Fachkräften des DRW hatte sich hier insbesondere die Schwestern- und Werkfeuerwehr des DRW engagiert.

Der Landkreis Günzburg sorgt mit großem Engagement seiner Mitarbeitenden dafür, dass die nötigen, teils sehr spontanen Bustransfers unkompliziert ermöglicht werden, dass die Kommunikation zwischen Behörden gelingt und steht dem Dominikus-Ringeisen-Werk darüber hinaus in vielen rechtlichen Fragen, die Aufnahme der Geflüchteten betreffend, zur Seite. Auch das Bayerische Rote Kreuz im Landkreis Günzburg arbeitet seit den ersten Erwägungen zur Evakuierung des Waisenhauses eng mit den Koordinatoren auf Seiten des DRW zusammen. Hinzu kommt eine polnische Partnerorganisation, die den Kontakt zum Waisenhaus herstellte und half, die Gruppe in Polen zu betreuen. Der kritische Transfer vom Waisenhaus zum Evakuierungszug in der Ukraine erfolgte mit großer Unterstützung von Netzwerkpartnern des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis.

Hilfe für Menschen aus der Ukraine (drw.de)

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