In Kloster Holzen steht ein Umzug an

Nachdem die Werkstatt für behinderte Menschen ein neues Haus in Meitingen bezogen hat, stehen ihre Räumlichkeiten in Holzen nun der dortigen Förderstätte zur Verfügung. Was das für das Hotel und die Verwaltung der DRW-Region Augsburg-Nord bedeutet hat Steffi Brand aufgeschrieben.

Datum: 27. November 2023, 13:13 Uhr
In der Förderstätte können sich Menschen mit Behinderungen frei beschäftigen, es gibt eine gemeinsame Brotzeit und jede Menge individuelle Angebote, wie etwa Musik- oder Kreativangebote. Für die Gruppenleiterin, Hildegard Held-Portenhauser, (links im Bild) bedeutet der Umzug mehr Raum für individuelle Angebote.

Holzen / November 2023 - Hildegard Held-Portenhauser und Kerstin Künzler sind gespannt, denn der Umzug der Gruppen der Förderstätte des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) rückt in greifbare Nähe. Noch in diesem Jahr sollen erste „vorbereitende Maßnahmen“ erfolgen, heißt es aus der DRW-Zentrale in Ursberg im Bereich „Bau und Liegenschaften“. So steht beispielsweise die Entleerung der Wasserleitungen an und das Gebäude wird vom Strom genommen. Richtig losgehen mit Umbau, Renovierung und Sanierung wird es dann voraussichtlich ab März nächsten Jahres, heißt es in der vorsichtigen Terminplanung. Das Architekturbüro visiert eine Fertigstellung im ersten Quartal des Jahres 2025 an.

2009 war der letzte Umzug

Für Hildegard Held-Portenhauser und Kerstin Künzler sowie einige ihrer Klientinnen und Klienten, die bereits seit Jahren ihre Zeit in der DRW-Förderstätte verbringen, ist es ein Umzug in die alte Heimat, denn die zwei Gruppenleiterinnen, die im Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) aktuell im Haus Benedikt tätig sind, erinnern sich noch an das Jahr 2009. Damals wurde es für die Förderstätte und die Werkstatt im selben Haus zu eng und die Gruppen der Förderstätte zogen um ins Haus Benedikt. Direkt neben dem Torbogen befinden sich seither im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss die Gruppenräume der Förderstätte. Nun soll es für die Menschen, die dort ihre Zeit verbringen, zurückgehen in die Räumlichkeiten, aus denen im Jahr 2021 die Werkstatt des DRW ausgezogen ist.

Der Umzug bedeutet in erster Linie mehr Platz und Raum und damit auch mehr Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung. „Wir können die Räume so gestalten, wie wir sie brauchen“, freut sich Hildegard Held-Portenhauser und erklärt: Vor allem an kleineren Einzelbereichen fehle es aktuell. Diese seien aber nötig, um Klienten während ihrer Zeit in der Förderstätte eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten und auch, um einmal in Ruhe etwas spielen oder ein Buch lesen zu können. Der Bedarf der Klienten in der Förderstätte habe sich sehr verändert, berichtet Julia Minnich, die beim DRW als Leitungsassistenz in der Region Augsburg-Nord tätig ist. Die Menschen mit geistiger Behinderung haben durch zusätzliche psychische Erkrankungen, erworbene Hirnschädigungen oder autistische Züge immer häufiger Bedarf daran, sich im Förderstättenalltag auch zeitweise aus der Gemeinschaft zurückziehen und so kleinere Ruhepausen wahrnehmen zu können.

Das bietet die Förderstätte

Die Menschen mit Behinderungen, die zu einem Großteil auch in den Wohngruppen in Holzen leben, besuchen vormittags oder nachmittags oder auch den ganzen Tag die Förderstätte. Dort können sie sich frei beschäftigen, es gibt eine gemeinsame Brotzeit und jede Menge individuelle Angebote, wie etwa Musik- oder Kreativangebote. Auch werden in der Förderstätte kleine Werke geschaffen, wie etwa Staffeleien, Filz-Tannenbäume oder andere Kreativarbeiten, die Julia Minnich beispielsweise als Give-aways auf Messen einsetzt oder die – in geringer Stückzahl – auch im Unternehmensauftrag gefertigt werden können.

An dieser Stelle hat die Förderstätte durchaus Ähnlichkeit zur Werkstatt, die sich mittlerweile in der Raiffeisenstraße in Meitingen befindet. Beide Welten – die der Förderstätte und der Werkstatt – ermöglichen den DRW-Klienten einen zweiten Lebensbereich, der für einen „Tapetenwechsel“ sorgt, erklärt Hildegard Held-Portenhauser. Je nach Art der Behinderung und Einschränkung, je nach Leistungsfähigkeit, Willen und individueller Neigung der Klienten geht es für Menschen mit Behinderung in die DRW-Werkstatt, wo Auftragsarbeiten unter anderem für die Automobilbranche angefertigt werden, oder in die Förderstätte, in der mitunter auch Werkstattaufträge erledigt werden können, jedoch in kleineren Gruppen, mit mehr Zeit und mit einem anderen Personalschlüssel. In der DRW-Werkstatt liegt der Personalschlüssel bei 1:12, was bedeutet, dass ein DRW-Mitarbeitender auf 12 Menschen mit Behinderung achtet, sie anleitet und betreut. In der Förderstätte liegt der Personalschlüssel bei 1:3. Hier gehören auch pflegerische Tätigkeiten sowie das Eingeben von Essen und Trinken zu den Tätigkeiten derer, die dort arbeiten – wie etwa Hildegard Held-Portenhauser und Kerstin Künzler.

Auch die Verwaltung zieht um

Wenn er Umzug im kommenden Jahr ansteht, werden weite Teile der Räumlichkeiten im Haus Benedikt zu Hotelzimmern umgebaut, verrät Philipp Flamm, der Geschäftsführer von Kloster Holzen, auf Rückfrage. Über den zwei Gruppen der Förderstätte befinden sich bereits heute Hotelzimmer. Für Hildegard Held-Portenhauser und Kerstin Künzler ist das der einzige Wehrmutstropfen, den sie mit dem Umzug in die ehemalige Werkstatt hinnehmen müssen: „Es gibt weniger sich kreuzende Wege, beispielsweise zwischen Hotelgästen und Menschen mit Behinderung.“ Übrigens sind die Gruppen der Förderstätte nicht die Einzigen, die vom Umzug betroffen sind, denn auch die DRW-Verwaltung, die in Räumen des Hotels Büro- und Besprechungsräume hat, wird umziehen, verrät Julia Minnich. Im Erdgeschoss der ehemaligen Werkstatt sollen die Gruppen der Förderstätte sowie die Naturwerkstatt, die als Außengruppe zur DRW-Werkstatt gehört, Räumlichkeiten bekommen. Für die Mitarbeitenden in der Verwaltung geht es in die Räumlichkeiten im ersten Stock.

Ein "Spielplatz für alle" soll entstehen

Und während sich die ehemalige Werkstatt, die in Pandemiezeiten genutzt wurde, um Abstandsvorgaben einhalten zu können, zur Förderstätte verwandeln wird, wird sich auch im Außenbereich von Kloster Holzen etwas tun. Geplant ist, einen „Spielplatz für alle“ zu errichten. Hinter diesem Projektnamen verbirgt sich ein inklusiver, barrierefreier und naturnaher Spielplatz für Menschen mit und ohne Behinderung, für Klein und Groß und für Jung und Alt. Aktuell werde geprüft, welche Förderungen zum Bau des Spielplatzes möglich sind, berichtet Allmannshofens Bürgermeister Markus Stettberger auf Rückfrage. Erst in der Novembersitzung des Gemeinderats gab es einen Austausch zur Spielplatz-Planung. Dort sind mehrere Tipis vorgesehen, wie beispielsweise ein Sinnes-, Gefühls-, Klang- oder Spiegel-Tipi. Rollstuhlgerechte Spielstege sollen die Tipis verbinden, eine Seilfähre, eine Tunnelrutsche, eine Schaukelwand und eine Inselwippe sind weitere Details des Spielplatzes. Hildegard Held-Portenhauser und Kerstin Künzler freuen sich schon jetzt darauf, bald auf dem Gelände eine neue Anlaufstelle für ihre Klienten zu haben.

Steffi Brand

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