Fellnasen mit viel Gefühl

Wie ehrenamtliche „Besuchshunde“ das Leben von Menschen mit Behinderung verändern

Datum: 12. August 2024, 10:00 Uhr
Große Freude und eine sichtbare Wesensveränderung: Labrador Anton übt auf Ralph und die übrigen Besucher der Förderstätte eine besonders positive Wirkung aus.

Ursberg / 12. August 2024 – Wenn der schokoladenbraune Labrador Anton seine feuchte Nase gegen Ralphs Hand drückt, geht ein Leuchten über dessen Gesicht. Die spastische Verspannung in Ralphs Körper löst sich sichtbar. Der Besuch von Marie-Therese Lichtblau und Besuchshund Anton ist nicht nur für Ralph ein Höhepunkt im Alltag in der Förderstätte 7 des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) in Ursberg. Auch 12 weiteren Förderstättenbesucher, allesamt junge Erwachsene mit erhöhtem Förder- und Betreuungsbedarf, freuen sich auf den regelmäßigen Kontakt mit dem Hund. 

Förderstätten-Gruppenleiterin Christine Rudolph hat bereits vor zwei Jahren Kontakt zu Marie-Therese Lichtblau aufgenommen: „Wir hatten davor eine junge Praktikantin, die zuerst versuchsweise und dann regelmäßig ihre beiden Hunde mit zur Förderstätte gebracht hatte. Plötzlich wollten auch unsere eher introvertierten Klienten an die frische Luft. Aus Stubenhockern wurden begeisterte Gassi-Geher. Man konnte richtig beobachten, wie positiv und lebhaft sie auf die Hunde reagierten.“ Nachdem das Praktikum beendet war und die Hunde schmerzlich vermisst wurden, fand Christine Rudolph über die Abteilung Ehrenamt im DRW in Marie-Therese und Anton einen geeigneten und sehr willkommenen Ersatz. Der Labrador hat eine achtmonatige Besuchshundeausbildung absolviert und erfüllt sämtliche Anforderungen an seinen wichtigen Job hervorragend. Ruhig und ausgeglichen ist er bestens sozialisiert, verfolgt aufmerksam das Geschehen um sich herum und ist stets bereit, mit Menschen zu interagieren. 

Gewinn an Lebensqualität
Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, mit Anfallsleiden oder Einschränkungen aus dem autistischen Spektrum gehören zu den regelmäßigen Besuchern der Förderstätte 7. Durch Antons Anwesenheit erfahren sie, dass sie etwas bewirken, eine Reaktion auslösen können. Hund Anton bringt die Zögerlichen in Bewegung, genauso lädt er aber auch die Unruhigen zum Innehalten und stillen Genießen ein. So geht es auch Lisa und Carmen (beide Namen geändert). Anton schlabbert begeistert, wenn Lisa ihm eine Schüssel mit Wasser bereitstellt, rennt wedelnd los, wenn Carmen sein Lieblingsspielzeug in die Luft wirft und nimmt dankbar aber vorsichtig alle dargebotenen Leckerlis aus ihren Händen entgegen. Für Ralph ist es das Schönste, bei einem kleinen Spaziergang mit Marie-Therese Antons Leine zu halten. Ganz gelöst liegt er dann in seinem Spezialrollstuhl während der Hund friedlich neben ihm herläuft. Auch wenn Anton sich anderen Besuchern der Förderstätte zuwendet, versucht Ralph ihm mit Blicken zu folgen. Für ihn, der sich sonst kaum bewegen und sich nur sehr eingeschränkt äußern kann, bedeutet Antons Besuch die Möglichkeit, direkten Kontakt mit seiner Umwelt aufzunehmen. Für Christine Rudolph ist klar: „Der Gewinn an Lebensqualität für unsere Betreuten durch den Besuch der ehrenamtlichen Hundebesitzer ist enorm.“ 

Spendenaktion zur Unterstützung im Ursberger Laden
Deshalb ist sie glücklich über die derzeitige Spendenaktion, die der Ursberger Laden aus Anlass seines 40-jährigen Bestehens initiiert hat. An ein großes Herz am Bauzaun gegenüber des Ladeneingangs kann jeder, der für Labrador Anton und einen weiteren im DRW tätigen Besuchshund Geld im Laden spendet, ein kleines Herz zum sichtbaren Zeichen seiner Solidarität heften. Kostenträger finanzieren diese Arbeit leider nicht. Die Spendenaktion läuft noch bis zum Herbst. Das Geld geht als Aufwandsentschädigung an die Hundebesitzer und soll ein Beitrag zu Fahrt-, Futter- und Versicherungskosten sein, damit der so wertvolle Hundebesuch auch in Zukunft weitergehen kann.  

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