Fünf Jahre Unterstützung für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung

Das „Heilpädagogisch therapeutische Zentrum“ in Würzburg feiert Geburtstag

 

Datum: 05. Dezember 2024, 12:59 Uhr
Das Team des HtZ Würzburg feiert 5-jährigen Geburtstag: Die Mitarbeitenden möchten mithilfe des Sozialen-Kompetenz-Trainings eine möglichst große Selbstständigkeit ihrer Klienten erreichen.

Würzburg / 05. Dezember 2024 – Mit einem kleinen Ein-Zimmer-Büro in der Kärrnergasse fing am 6. Dezember 2019 alles an: Das Dominikus-Ringeisen-Werk eröffnete in der Würzburger Innenstadt unweit des Mainufers ein Heilpädagogisch therapeutisches Zentrum (HtZ). 

Zu Beginn noch zu zweit starteten die damalige Leitung Sozialpädagogin Julia Herrmann und Heilpädagogin Julia Weber mit dem Sozialen-Kompetenz-Training für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Das Ziel: die Förderung der Teilhabe Betroffener an der Gesellschaft. Nun, auf mittlerweile neun Mitarbeiter angewachsen und in neuen Räumlichkeiten in der Eichendorffstraße 5, feiert das HtZ sein fünfjähriges Bestehen. Ein Jubiläum, das Anlass gibt, auf ereignisreiche Jahre zurückzublicken. 

Bedarfsorientiertes Angebot

„Als wir im Dezember 2019 unsere Arbeit aufnahmen, war in Würzburg der Bedarf für ein spezifisches Trainingsangebot deutlich vorhanden“, berichtet Julia Weber, die inzwischen die Einrichtung leitet. Die Corona-Zeit mit ihren Kontaktbeschränkungen erschwerte zu Beginn die Arbeit des HtZ. Aufgrund der hohen Anfragen stieg die Klientenzahl stetig an und so konnten bereits im Frühjahr 2021 zentral am Würzburger Dom und mit inzwischen fünf Mitarbeitern neue Räume bezogen werden. Neben der Arbeit mit seinen Klienten begann das HtZ auch, verschiedene soziale Einrichtungen, Schulen und Kostenträger über den Landkreis Würzburg hinaus zu unterstützen und zu coachen. Über das Fortbildungsangebot können diese Institutionen für die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit ASS sensibilisiert werden. 

Was Max im HtZ lernt

„Aktuell betreuen wir rund 70 Klienten zwischen 6 und 48 Jahren aus dem gesamten Autismus-Spektrum“, erklärt Julia Weber. „Ein wichtiger Teil unserer Förderung ist, dass unsere Klienten um ihre Diagnose und ihre Wahrnehmungsbesonderheiten wissen und lernen, damit umzugehen. Unser Ziel ist es, im Rahmen unserer Arbeit die sozialen Fähigkeiten jedes Einzelnen unter Berücksichtigung seiner persönlichen Ressourcen und Bedürfnisse zu erweitern. Unsere Klienten lernen auch, die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu berücksichtigen und sich in bestehenden Systemen zu integrieren“. Wie das konkret aussieht, erklärt der Vater eines neunjährigen Jungen: „Unser Sohn Max ist Asperger Autist. Er hat große Schwierigkeiten mit seiner Impulskontrolle und wird verbal und körperlich übergriffig, wenn es zu Differenzen mit seiner Umwelt kommt. Hier im HtZ erlernt er mit seinem Coach Strategien, wie er Unstimmigkeiten gewaltfrei lösen kann. Einfache Merksätze wie ‚Erst fragen, dann sagen‘ hängen sauber laminiert an unserer Küchentür und erinnern Max daran, zuerst um ein Gespräch nachzufragen, bevor er sein Gegenüber mit seinem Redefluss überfällt.“ 

Nicht aus dem System fallen

Viele soziale Gemeinschaften und Gruppen, in denen sich Betroffene bewegen – von den Fachleuten „Systeme“ genannt – sind mit der besonderen Wahrnehmung und den teils herausfordernden Verhaltensmustern von Autisten überfordert. Nicht selten kommt es zum Ausschluss aus bestehenden Systemen. Damit ein möglichst reibungsarmes Miteinander in der Schule, am Arbeitsplatz und in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung gelingt, besuchen und fördern die Mitarbeiter des HtZ Würzburg vor Ort mit ihren mobilen Hilfen und bieten individuell buchbare Fortbildungen an. 

Angebote kommen Bedarf nicht hinterher

Seit August 2023 gibt es ein weiteres Angebot des Dominikus-Ringeisen-Werks für Menschen mit ASS in Würzburg. Das ambulant begleitete Wohnen ermöglicht es Klienten, außerhalb des Elternhauses oder einer betreuenden Einrichtung zu wohnen und sich in ein selbstständiges Leben begleiten zu lassen. Julia Weber ist stolz auf den Erfolg ihres Teams: „Wir haben seit Beginn dieses Projektes bis jetzt bereits acht Klienten in ein selbstständiges Wohnen begleitet. Wir assistieren natürlich weiterhin und orientieren uns dabei ganz an den Bedürfnissen des einzelnen Menschen.“ Doch sowohl die Angebote des Sozialen-Kompetenz-Trainings als auch die mobilen Hilfen und das ambulant begleitende Wohnen kommen dem Bedarf kaum hinterher. Julia Weber: „Wir haben wöchentlich mehrere Anfragen in allen Bereichen.“

Im Internet: Heilpädagogisch therapeutisches Zentrum (HtZ) Würzburg

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