Gibt es einen Fußballgott?

Warum die Schwestern der St. Josefskongregation fußballbegeistert sind und ob man für einen Sieg beten darf

Datum: 09. Juli 2021, 10:10 Uhr
Darf man für einen Sieg beten: Sr. Ermentraud, Sr. Cäcilia, Sr. Marietta und Sr. Claretta (v. l.) finden, das ist in Ordnung
„Schwarz gegen Weiß“: Die vier fußballbegeisterten Ordensfrauen bei einem kurzen Fußballmatch im Klostergarten
Beim Interview im Klostergarten.
Ein Geschenk der Generaloberin St. Katharina: Sr. Claretta und Sr. Cäcilia beim spontanen Tischfußballmatch.

Aufmerksam verfolgt haben auch die Schwestern der Ursberger St. Josefskongregation die Spiele der Fußball-Europameisterschaft. Mit Schwester Cäcilia, Schwester Claretta, Schwester Ermentraud und Schwester Marietta haben wir vier fußballbegeisterte Ordensfrauen zu einem kleinen Fußballmatch im Klostergarten des Ursberger Mutterhauses getroffen.

Sr. Cäcilia, in der Zeitung wurde in der vergangenen Woche ein Foto von Ihnen und Sr. Claretta veröffentlicht, auf dem Sie bei einer Partie Tischfußball zu sehen waren. Wie ist es dazu gekommen:
Sr. Cäcilia: Unsere Generaloberin Sr. Katharina bringt manchmal aus dem Urlaub kleine Geschenke mit, von denen sie denkt, das könnte uns Schwestern gefallen. Vor dem Mittagessen stand dieses Tischfußballspiel da und Sr. Claretta und ich haben das dann ausprobiert.

Wer hat gewonnen?
Sr. Cäcilia (lacht): Niemand.

Sind Sie fußballbegeistert?
Sr. Cäcilia: Ja, erblich bedingt sozusagen. Meine Mama war ein großer Fan des FC Bayern. Das hat wohl auf mich abgefärbt. Jeden Samstagnachmittag gab es bei uns zu Hause deshalb nur ein Thema. Selbst gespielt habe ich allerdings nie, das war damals nicht üblich.
Sr. Marietta: Meine Schwester (Sr. Ermentraud) und ich haben auch nie Fußball gespielt, aber unser Vater war Geräteturner. Scheinbar ist das sportlich etwas bei uns hängen geblieben. Ich schaue sehr gerne Fußball, weil mich das so begeistert und ich fiebere regelrecht mit, wer denn gewinnt. Ganz spannend war es beim Elfmeterschießen zwischen der Schweiz und Spanien. Da habe ich mitgezittert.
Sr. Claretta: Vor allem bei den Spielen der deutschen Mannschaft haben wir mitgefiebert und wir sind sehr enttäuscht, dass sie so früh ausgeschieden ist.
Sr. Marietta: Ich schaue mir auch hauptsächlich die Spiele unserer Mannschaft an. Und ich muss ehrlich sagen, da bete ich auch, dass sie gewinnen. Aber im Endeffekt denke ich mir, der da oben weiß es besser, wer als Sieger vom Platz gehen soll.

Darf man denn für einen Sieg beten?
Sr. Marietta: Das darf man schon!
Sr. Cäcilia (lacht): Beten darf man wahrscheinlich für alles, aber ob das so wichtig ist? Ein Stoßgebet kann man auf jeden Fall zum Himmel schicken.

Würden sie auch vom Fußballgott sprechen?
Sr. Cäcilia (schmunzelt): Den Rang hat der Fußball bei uns dann doch nicht.

Es gibt dann doch noch Wichtigeres?
Sr. Cäcilia: Allerdings.
Sr. Claretta: Ja zum Beispiel unser Stundengebet. Deshalb waren wir beim Spiel unserer Mannschaft gegen England um 18 Uhr ja zunächst in der Vesper und haben uns dann nur die zweite Halbzeit angeschaut.
Sr. Cäcilia: Wir haben noch die Daumen gedrückt, aber da war es wohl schon zu spät.

Sind Sie als Fußballfans Exotinnen unter Ihren Mitschwestern?
Sr. Cäcilia: Nein, es gibt schon einige, die sich dafür interessieren.
Sr. Marietta: Wir schauen auch gerne gemeinsam auf einem großen Fernseher.
Sr- Cäcilia: So wichtige Spiele sind in Gemeinschaft einfach schöner anzuschauen. Dann kann man sich austauschen und mehr oder weniger kluge Kommentare abgeben.
Sr. Marietta: Eine unserer Mitschwestern ist früher immer aufgesprungen, wenn es kritisch wurde und wollte am liebsten am Fernseher rütteln, damit der Ball ins Tor geht.

Woran hat es Ihrer Meinung nach gelegen, dass die deutsche Mannschaft ausgeschieden ist?
Sr. Cäcilia: Naja, der Thomas Müller hat halt das leere Tor nicht getroffen. Das wäre vielleicht der Wendepunkt gewesen.
Sr. Marietta: Ich finde aber, dass die deutschen Spieler in der Zeitung zu schlecht bewertet wurden.

Welcher Spieler hat Ihnen am besten gefallen:
Sr. Cäcilia: Auf jeden Fall Manuel Neuer. Wenn er nicht so viele Bälle abgefangen hätte, hätten wir womöglich noch höher verloren.

Wer ist Ihr Favorit auf den EM-Titel?
Sr. Marietta: Das ist mir jetzt eigentlich egal.
Sr. Claretta: Gönnen würde ich es allen.
Sr. Cäcilia: Wer es bis ins Finale geschafft, der hat ja eine enorme Leistung gezeigt. Da freuen wir uns über jede Mannschaft.

Schauen Sie sich das Finale an?
Sr. Ermentraud: Auf jeden Fall!

Vor einigen Jahren ist Ihre Mitschwester Sr. Dietlinde gestorben. Sie war wohl der größte Fußballfan der St. Josefskongregation, oder?
Sr. Marietta: Das kann man wohl sagen, ja.
Sr. Claretta: Ja, sie war begeistert vom FC Bayern. Sie hat sogar Weihwasser mit ins Stadion genommen, damit nichts schiefgeht. Und bei einem Sieg, hat sie die FC Bayern Fahne gehisst.
Sr. Cäcilia: Sie hatte eine komplette Fanausstattung, die sie natürlich auch mit ins Stadion genommen hat.

Eine „Glaubensfrage“ zum Schluss: FC Augsburg oder FC Bayern?
Sr. Marietta: FC Bayern.
Sr. Claretta: Ja, FC Bayern.
Sr. Cäcilia: Ich bin für den FC Augsburg. Einige Lehrer unseres Gymnasiums kommen aus Augsburg. Da schlägt mein Herz dafür.
Sr. Claretta: Wir interessieren uns aber auch für andere Sportarten. Leichtathletik, oder Tennis zum Beispiel. Das haben unsere Schwestern früher auch selbst im Garten gespielt.
Sr. Cäcilia: Ja, oder Tischtennis oder Handball. Jeder Sport hat etwas für sich. Das Schöne am Sport ist, dass er verbindet und Gemeinschaft schafft.

Interview: Markus Landherr

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