Katharina Schulze in Ursberg: Eine „Begegnung auf Augenhöhe“

Beim Besuch der bayerischen Spitzengrünen im Dominikus-Ringeisen-Werk kamen wichtige Zukunftsthemen des Sozialträgers zur Sprache

Datum: 20. März 2024, 11:08 Uhr
Gespräche über wichtige Zukunftsthemen in Ursberg (v. l. n. r.): Wolfgang Tyrychter (DRW), Max Deisenhofer (Grüne), Martin Riß (DRW), Katharina Schulze (Grüne), Michael Winter (DRW), Carsten Pothmann (Grüne), Bürgermeister Peter Walburger sowie Kurt Schweizer (Grüne)

Ursberg/20. März 2024 – Die große Vielfalt der Zukunftsthemen im Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) lernte jetzt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag Katharina Schulze in Ursberg kennen. Gemeinsam mit ihrem Fraktionskollegen Max Deisenhofer, dem Vorsitzenden der Kreistagsfraktion in Günzburg Kurt Schweizer sowie Kreissprecher Carsten Pothmann nahm sie sich zweieinhalb Stunden Zeit, mit Menschen und Institutionen am Ort in Kontakt zu kommen.

Fachschule profitiert von Reformen

In der Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe (HEP) des DRW bekamen die Gäste aktuelle Informationen zur weitreichenden Reform des Zugangs zur Ausbildung von Fachkräften in der Begleitung von Menschen mit Behinderung. Schulleiterin Andrea Burghard berichtete, dass diese Erleichterungen nachhaltig positiven Einfluss auf die Schülerzahlen hätten, die so hoch wie noch nie seien. So sei das Qualifizierungschancengesetz des Bundes insbesondere für Quereinsteiger, die dadurch bereits während der Ausbildung ein sicheres Gehalt beziehen, eine große Hilfe beim Einstieg in die soziale Arbeit. Mittlerweile seien von den 160 Schülerinnen und Schülern ihrer Schule 30 Quereinsteiger. Auch immer mehr Männer interessierten sich für den Umstieg in die soziale Arbeit, so Andrea Burghard.

Schulabgänger schneller in Ausbildung

Außerdem könne ein heilerziehungspflegerisches Einführungsjahr künftig an die Stelle des früher geforderten zweijährigen Vorpraktikums treten. Für Bewerberinnen und Bewerber mit Abitur genügten künftig sogar nur fünf Wochen Praktikum in einer sozialen Einrichtung, um zur Vollausbildung zugelassen zu werden. Die HEP-Ausbildung werde darüber hinaus erstmals in den geltenden Tarifvertrag aufgenommen. „Das bringt mehr Transparenz und Gerechtigkeit in die Vergütung der Auszubildenden der Branche und macht unseren Beruf konkurrenzfähiger“, sagte Andrea Burghard. „Es ist zwar noch einiges im Detail zu klären. Wir sind aber positiv gestimmt.“

DRW an Windkraft interessiert

Beim Gang über das Gelände erläuterte DRW-Vorstand Michael Winter vor dem Ursberger Energiezentrum den Energiemix seiner Einrichtung. Neben hocheffizienten Blockheizkraftwerken, die neben Gas auch mit Wasserstoff betrieben werden können, betreibe das DRW eine Hackschnitzelanlage und baue seine Fotovoltaikanlagen kontinuierlich aus. Dringender Bedarf bestünde in der Nutzung von Windkraft. Bei diesem Thema stoße das DRW allerdings noch immer auf massive überregionale, politische und administrative Hürden, die eine sichere Planung unmöglich machten, so Michael Winter.

Energiewende: Hohe Hürden

So gebe es beispielsweise Ausschreibungsverfahren bei Flächen der Bayerischen Staatsforsten, bei denen am Ende derjenige profitieren könne, der den höchsten Preis zahle nur nicht zwingend die Menschen vor Ort, die man allerdings von Anfang mitnehmen müsse, und ohne deren Zustimmung es nicht gehe, so Winter. Weitere Flächen würden aktuell im Rahmen der Teilfortschreibung des Regionalverbands Donau Iller tendenziell sogar zurückgedrängt. „Ohne ausreichend erneuerbare Energiequelle jedoch können komplexe Standorte wie Ursberg mit eigenem Nahwärmenetz kaum noch wirtschaftliche betrieben werden“, sagte Michael Winter.

Zukunftsthemen Schule und Kleinsthaus aus Holz

Ein weiterer Abstecher führte die Gäste zur Dominikus-Schule, die an zwei Standorten in Ursberg 32 Klassen mit rund 300 Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf geistige Entwicklung sowie einem hohen Bedarf im Bereich sozial-emotionaler Entwicklung unterrichtet. Außerdem gibt es vier Schulvorbereitende Einrichtungen (SVE). Auch hier sei der Bedarf steigend, wie Schulleiterin Christiane Nerb berichtete. Die Politiker besuchten anschließend eine der insgesamt 22 heilpädagogische Tagesstätten für Kinder und Jugendliche, die die Zeit nach dem Unterricht abdecken. Die Produktion von Kleinsthäusern, die das DRW selbst aus heimischem Holz herstellt und für Menschen bereitgestellt, die selbstständig leben und nur stundenweise begleitet werden, stand ebenfalls auf dem dichten Programmplan.

„Ein sicherer Raum“ für Menschen mit Hilfebedarf

Katharina Schulze zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Aufgaben und Tätigkeiten des DRW am Standort Ursberg. Ursberg sei ein sicherer Raum für Menschen mit Hilfebedarf, an dem sie sich wohlfühlten und gemäß ihren Ressourcen leben, lernen und arbeiten könnten. Max Deisenhofer fiel der Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden auf, und die „Begegnung auf Augenhöhe“, die sich im Miteinander von Klienten und Mitarbeitenden spiegele.

DRW: Entbürokratisierung hilft, Geld zu sparen

Ich bin sehr dankbar für die Wertschätzung unserer Arbeit, die uns von den politisch Verantwortlichen entgegengebracht wird. Es ist ermutigend zu erfahren, dass wir gemeinsam unseren ganz persönlichen Teil einbringen, um die Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle Hilfesuchenden zu ermöglichen“, sagte der DRW-Vorstandsvorsitzende Martin Riß. In Zeiten zunehmend leerer staatlicher Kassen sei das Ringen darum, wie dies gelingen könne, allerdings immer drängender. Konkrete Chancen zu nachhaltigen Kosteneinsparungen sieht das DRW in der Reduzierung des bürokratischen Aufwandes, der sowohl bei Kostenträgern wie Leistungserbringern erhebliche Personalaufwendungen nötig mache, wie DRW-Vorstandsmitglied Josef Liebl anmerkte. Katharina Schulze zeigte sich offen für konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau. Diese wird das DRW ihrer Landtagsfraktion zur Verfügung stellen.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk
In den bayerischen Regierungsbezirken Schwaben, Unterfranken und Oberbayern an über 30 Standorten begleitet das Dominikus-Ringeisen-Werk zurzeit ca. 5.000 Menschen mit einer geistigen Behinderung, mit Lernbehinderung, mit mehrfacher Behinderung, mit Sinnesbehinderung, Autismus, erworbener Hirnschädigung, psychischer Erkrankung sowie Menschen im Alter. Am Standort Ursberg, dem Stammsitz der kirchlichen Stiftung, leben ca. 900 Menschen mit Behinderung. Über 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Dominikus-Ringeisen-Werk in Voll- und Teilzeit tätig. Das entspricht einem Vollbeschäf­tigtenwert von rund 3.260 Angestellten.

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