Die Ministranten mit dem Weihrauchfass zögern noch kurz, bevor sie sich in den neuen Schulpavillon neben dem Ringeisen-Gymnasium wagen. „Was ist mit dem Rauchmelder?“, fragt einer der beiden. Erst als man ihnen bestätigt, die Rauchmeldeanlage sei aus, treten sie dem Bischof hinterher, der mit der Weihwasserbürste in der Hand vorauseilend die neuen Klassenräume segnet. Noch kurz vor den Allerheiligenferien war der Augsburger Bischof Bertram Meier am Donnerstag, 23. Oktober, zu Gast in Ursberg, um den neuen Schulpavillon des Dominikus-Ringeisen-Werks einzuweihen. Zunächst werden in dem in Modulbauweise errichteten Holzhaus Schülerinnen und Schüler des Ringeisen-Gymnasiums untergebracht sein.
Für das Ringeisen-Gymnasium bietet das Haus St. Josef, in dem die Schule seit dem Umbau im Jahr 2008 untergebracht ist, zu wenig Platz. Ursprünglich war Das Gebäude für rund 750 Schülerinnen und Schüler geplant. Durch die konstant hohen Bewerberzahlen lagen die Anmeldungen und Schülerzahlen des Ringeisen-Gymnasiums bereits im Jahr 2011 bei rund 900. Das G8, bei dem das Abitur bereits nach der 12. Klasse abgelegt wurde, brachte eine zahlenmäßige und damit räumliche Entlastung, doch zuletzt lagen die Schülerzahlen an dem Gymnasium stets bei über 800. Hinzukommt, dass künftig mit dem G9 sechs weitere Unterrichtsräume benötigt werden – Klassenzimmer und Kursräume für die Oberstufe. Die Landesausstellung, die 2027 in Ursberg stattfinden wird, belegt unter anderem Räumlichkeiten des Gymnasiums. Insgesamt fallen elf Unterrichtsräume weg, darunter die komplette Musikabteilung mit Notenarchiv und Instrumenten.
Zwar sollen bis dahin die neuen Klassenzimmer in der Alten Ökonomie gegenüber der Schule fertiggestellt sein. Da diese jedoch primär dafür bestimmt waren, den räumlichen Mehrbedarf durch das G9 aufzufangen, wird der Schulpavillon noch mindestens bis zum Ende der Landesausstellung, möglicherweise bis 2028 vom Ringeisen-Gymnasium genutzt. Danach zieht die Dominikus-Schule dort ein, die ebenfalls mehr Platzbedarf angemeldet hat und seit längerem auch schon Unterrichtsräume nach St. Martin ausgelagert hat.
Finanziert wird das rund 3,9 Millionen Euro teure Gebäude von der SoBAInvest GmbH, einer Gesellschaft für soziales Bauen und Investieren mit Sitz in Ursberg. Zunächst werden die Räume an die St. Josefskongregation vermietet, ab 2028 an das DRW. Die Firma Erne GmbH, deren Hauptsitz in Laufenburg, im schweizerischen Kanton Aargau liegt, hat den Bau mit 25 einzelnen Modulen in Holzbauweise geplant und binnen weniger Monate fertiggestellt. Im Gegensatz zu anderen Containerbauten spielt hier der Nachhaltigkeitsaspekt auch eine Rolle. Der Pavillon verfügt über den sehr hohen KfW-40-Energiestandard und ist so konzipiert, dass er vollständig abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgestellt werden kann.
Der Festakt in Ursberg begann mit dem feierlichen Pontifikalamt in St. Florian durch Bischof Bertram, dem Geistlicher Direktor Martin Riß, Pater Christian Hamberger, Pater Benedikt Grimm und Pfarrer Florian Bach als Konzelebranten assistierten. Riß begrüßte Bischof Bertram als „Brückenbauer“: „Danke „für Dein großes Herz, das du für Menschen hast, die Hilfe brauchen.“ Der Bischof erwiderte den Dank und erklärte, er glaube, dass Ursberg und seine Einrichtungen „ein Schätzkästchen“ seien, „für die Menschen am Rande“.
In dem inklusiven Gottesdienst, den Schülerinnen und Schüler des Ringeisen-Gymnasiums, der Dominikus- und Katharinen-Schule gemeinsam gestalteten, wurde in einem kurzen Schauspiel an Dominikus Ringeisen erinnert, dem es mit der Gründung seines Werkes nicht nur darum ging, den Menschen mit Behinderung ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern ihnen auch Arbeit und Bildung zu vermitteln, die Botschaft an jeden einzelnen zu richten. „Es ist wichtig, dass sie spüren: Gott hat Euch lieb“, betonte der Bischof.
Auch im Evangelium wurde diese Botschaft mit der Gewissheit unterstrichen, dass Jesus alle Menschen liebt. Auch diejenigen, die gegen das Gesetz verstoßen und im Gefängnis sitzen, auch die, die fliehen müssen und im Krieg sind. Gott wolle, dass sich die Freunde Jesu um arme Menschen kümmern, schloss Pater Christian Hamberger.
In seiner Predigt verband Bischof Bertram die jüngste Enzyklika des Papstes „Dilexi te“ – Ich habe Dir meine Liebe zugewandt – mit dem Wirken Ringeisens. Die Betonung Papst Leos XIV. auf die universelle, vorbehaltlose Liebe Gottes weise daraufhin, dass dieser Satz aus der Bibel immer noch gelte. Gott sei wie ein guter Hirte – immer da für uns – und er spürt, wenn es uns nicht gut geht. Doch bisweilen benötige er auch unsere Hilfe, so Bischof Bertram. Er mahnte, nicht wegzuschauen, wenn Menschen Hilfe brauchen. Dabei gehe es nicht nur darum, Geld zu spenden. „Arm sind auch die Menschen, die einsam und traurig sind.“
Am Ende des Gottesdienstes zeigt sich der Bischof beeindruckt von der gemeinsamen Messe und dem starken Miteinander in Ursberg: „So unterschiedlich die Schulen, so unterschiedlich die Menschen hier sind, ihr seid doch eine große Familie.“ In einer kleinen Prozession schritten Bischof, Ehrengäste und Schüler dann von der Kapelle St. Florian zum Schulpavillon, wo die Kreuze für die Klassenräume im Freien gesegnet und dann im Zuge der Weihe des Gebäudes durch Bischof Bertram aufgehängt werden.
Jan Liesegang, der mit dem Bauprojekt betraute Leiter der Abteilung Bau und Liegenschaften am DRW, freute sich, den Pavillon offiziell an die jungen Leute zu übergeben und erinnerte sie daran, dass sie wie ein stabiles Gebäude, ein sicheres Fundament im Leben bräuchten. An diesem werde nun auch in diesem Gebäude gebaut. Schulleiter Andreas Merz knüpfte beim anschließenden Empfang im Ringeisensaal daran an und stellte fest: „Uns geht es schon sehr gut, wir haben einen super Träger!“ Er wolle sich auch für den Gottesdienst bedanken. „Das Miteinander hier in Ursberg ist so schön“, sagte er und versprach: „Wir strengen uns an, dass wir unseren jungen Leuten viel mitgeben.“
Stefan Reinbold, Ringeisen-Gymnasium