Maria Bildhausen/31. August 2022 - Ein neues Zentrum für Pflege, Sozialberufe und Ehrenamt (ZfPSE) soll in im ehemaligen Kloster Maria Bildhausen entstehen. In dem neuen Zentrum sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege sowie aus Sozial- und pädagogischen Berufen ganzheitlich Unterstützung und Weiterbildung erhalten. Gleichermaßen angesprochen werden ehrenamtlich Tätige und pflegende Angehörige – darunter auch sogenannte „Young Carer“, ehemalige Pflegende sowie Freiwillige, die in hochbelasteten Bereichen wie in Hospizen oder bei der Notfallseelsorge helfen. Übergreifendes Projektziel ist die im gesamtgesellschaftlichen Interesse liegende Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge in den Bereichen Pflege und Betreuung. Dem Projekt voraus ging eine intensive Planungs- und Prüfungszeit, Gutachten bestätigen die Eignung des Standortes Maria Bildhausen für die künftige Nutzung, als Träger dient eine gGmbH, die bereits gegründet wurde. 1. Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist Bad Kissingens Landrat Thomas Bold, als seine Stellvertreterin wurde Edith Dürr, Generaloberin der Schwesternschaft München vom BRK e. V., benannt, als weitere Teilnehmende der Gesellschafterversammlung wurde Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm, designierte Kuratoriumsvorsitzende, berufen.
„Die Idee, Bildungs- und Vernetzungsangebote im Bereich der Betreuung, vor allem von pflegebedürftigen Personen, Menschen mit Assistenzbedarf, Kindern und Jugendlichen sowie in der Behindertenhilfe zu schaffen, ist gerade in der aktuellen Lage besonders wertvoll. Denn die Arbeit mit den anvertrauten Menschen war in der Pandemie sowohl körperlich als auch seelisch noch herausfordernder und belastender als sonst. Umso wichtiger ist es, dass wir uns noch stärker um die Menschen bemühen, die sich für andere einsetzen, sie pflegen und betreuen – egal ob ehrenamtlich oder hauptamtlich. Wir müssen dafür sorgen, dass sie selbst körperlich und seelisch gesund bleiben“, sagte Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek, der sich vor Ort ein Bild von den Liegenschaften des Landkreises Bad Kissingen machte, sich restlos begeistert zeigte und finanzielle Unterstützung zusicherte.
Zurück zu den Gesellschaftern: Zu den Gesellschaftern zählt das DRW - Dominikus-Ringeisen-Werk mit dem Sitz in Ursberg; die Carl von Heß Sozialstiftung Hammelburg; die Stiftung Juliusspital Würzburg mit dem Sitz in Würzburg; die Stadt Münnerstadt; die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz eingetragener Verein mit dem Sitz in München; das Diakonische Werk Schweinfurt e.V. mit dem Sitz in Schweinfurt; das Bayerische Rote Kreuz Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Sitz in München; der Caritasverband für die Diözese Würzburg e.V. mit dem Sitz in Würzburg; die Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist mit dem Sitz in Würzburg. Diese gemeinnützige Träger-GmbH macht sich im Verbund auf den Weg mit einer offenen, breiten Allianz von Akteuren aus Pflege, Medizin, Kommunen, Zu- und Angehörigen, sorgendem Umfeld, Betreuung, Ehrenamt und Sozialberufen, neue querschnittorientierte Angebote zur fachlichen, psychosozialen und physischen Stärkung und Entlastung von in diesen Bereichen tätigen Personen zu entwickeln und umzusetzen. Darüber hinaus soll mit dem Projekt auch eine neue, übergreifende Verbundplattform, eine Ideenschmiede und agile Denkfabrik, ein Ort der Begegnung sowie des Austausches für Einrichtungen, Institutionen, Gebietskörperschaften und Verbände aus den Bereichen Pflege und Soziales entstehen. Generationenübergreifend soll sich ein junges und auch ein älteres Publikum aus Fachwelt, Ehrenamt und Öffentlichkeit angesprochen fühlen.
„Mit dem Projekt wird für die hochbelasteten Bereiche Pflege und Soziales ein innovatives Unterstützungsangebot geschaffen und die Klosteranlage, ein überregional bedeutsames Denkmal, soll mit der Neuorientierung eine sinnvolle, langfristige und nachhaltige Nutzung erfahren“, freut sich Landrat Thomas Bold darüber, dass die mehrjährigen, hochengagierten Vorarbeiten für dieses Vorhaben nun in der Zielgeraden sind. Start für die Pilotphase I, die bis 2024 vorgesehen ist, soll noch dieses Jahr sein, für die Pilotphase II ist der Zeitraum 2024 bis 2027 geplant. Parallel dazu soll die Umbauphase für das spätere Zentrumsgebäude laufen. Bis 2027 sollen der ehemalige Wirtschaftstrakt und das Konventgebäude St. Maria in der Klosteranlage bezugsfertig für das neue Zentrum sein. „Sozial engagierte Menschen brauchen mehr Wertschätzung, egal ob als Angehöriger, sorgendes Umfeld oder Fachkraft. Wir müssen, neue Wege gehen, um unsere Daseinsvorsorge zu sichern und dem drohenden Leistungsausfall gegen zu steuern, und mehr Menschen für soziales Engagement zu begeistern und sie in ihren Aufgaben unterstützen“, fasst Landrat Thomas Bold das Ergebnis der Gespräche mit allen Verantwortlichen aus verschiedenen Ministerien, Politik und Sozialverbänden zusammen.
Er lobte ausdrücklich das großartige Engagement von Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm, die ebenfalls nach Maria Bildhausen gekommen war. „Dieses neuartige Innovations- und Modellprojekt sehen wir als Beitrag zur Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und als Anreiz für den Verbleib oder gar die Rückkehr in den sozialen oder pflegerischen Beruf. Nur wenn wir zwischendrin auch einmal durchatmen können und uns selbst eine Auszeit gönnen, können wir wieder mit Kraft und Zuversicht anderen beistehen. Deshalb ist Maria Bildhausen für mich künftig eine Tankstelle für Körper, Geist und Seele für alle in pflegerischen oder sozialen Bereichen - egal ob hauptberuflich ehrenamtlich - Tätigen, wo man sich im Austausch mit anderen Hilfe, Anregungen und Weiterentwicklung holen kann. Im Bedarfsfall sogar zusammen mit der zu pflegenden Person, denn allzu oft kann man aus Ermangelung einer Ersatzbetreuung keine eigenen Angebote wahrnehmen. Ich sehe das Zentrum ferner als Zeichen unseres Respekts und unserer Hochachtung für all diese Menschen und deren Leistungen für das Allgemeinwohl“, so formulierte es die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Ihr, so Bold, sei es gelungen, mit dem geplanten Zentrum eine Antwort auf den Fachkräftebedarf in Pflege und Sozialberufen zu gestalten, hochbelastetes betreuendes Umfeld zu unterstützen und gleichzeitig einem nationalen Baudenkmal europäischen Ranges eine nachhaltige Zukunft zu geben.
Einen ganz besonderen Dank richteten Holetschek, Bold und Stamm an die Geschäftsführerin des ZfPSE Cordula Kuhlmann, Regionalmanagement Landkreis Bad Kissingen. „Sie haben alles mit auf den Weg gebracht, danke, dass Sie so hartnäckig dabei geblieben sind“, lobte Barbara Stamm.
Über die geplante neue Nutzung freut sich natürlich auch Martin Riß, Geistlicher Direktor des Dominikus Ringeisenwerkes in Ursberg, einer der Verantwortlichen der gGmbH. „Im Miteinander für die Menschen, die im Bereich der Pflege, in Sozialberufen und im Ehrenamt tätig sind, zu sorgen, das ist das Anliegen des Zentrums für Pflege, Sozialberufe und Ehrenamt in Maria Bildhausen. Allen Beteiligten aus den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft - Politik, soziale Träger, Hilfsorganisationen, Ehrenamt und Kirche, die ihren Teil hierfür einbringen, bin ich für das gute Miteinander sehr dankbar. Besonders möchte ich unserem Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek, der ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Landrat Thomas Bold für ihren Einsatz und für ihr unermüdliches Engagement ganz herzlich danken. Sich so im Dienst für die Menschen vereint zu wissen, schenkt Zuversicht, Kraft und Mut.“ Auch Bayerns Innenstaatssekretär Sandro Kirchner ist überzeugt, die Klosteranlage mit der Umstrukturierung in eine gute Zukunft zu führen.
Hintergrund: Die Klosteranlage Maria Bildhausen gehört zu Münnerstadt. 1158 wurde sie als Zisterzienserkloster gegründet, 1897 erwarb Dominikus Ringeisen die heute denkmalgeschützte Anlage als Kornkammer für seine Behinderteneinrichtung in Ursberg bei Augsburg. 1929 zogen die ersten Menschen mit Behinderung in die Klosteranlage ein. Um die Betreuung und Pflege kümmerten sich die Klosterschwestern der St. Josefskongregation Ursberg und das Dominikus Ringeisen Werk. Mit dem Abzug der Klosterschwestern und Zustiftung des Schwesterntraktes und des ehemaligen Wirtschaftstraktes stand das das Dominikus Ringeisen Werk vor der großen Aufgabe für diese Teile der Klosteranlage die Zukunft zu sichern.