Text und Bilder: Dr. Heinrich Lindenmayr
Der Verein "Niger-Partnerschaft Ursberg e.V." hat den Generaldirektor der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung in Wien und ehemaligen CSU-Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller zum Ehrenmitglied ernannt. Diese Auszeichnung bedeute ihm mehr als ein Bundesverdienstkreuz, erklärte Müller bei der Überreichung der Urkunde im Saal des Bräuhauses Ursberg. Die Auszeichnung passe zu ihm, denn, so der Vereinsvorsitzende Hans-Dieter Srownal in seiner Laudatio, kein anderer habe sich so engagiert und mit so großer Wirkung für die Nöte und Belange Afrikas eingesetzt.
Großes Interesse am Festakt mit Gerd Müller
Person und politische Lebensleistung von Gerd Müller genießen große Wertschätzung, trotz des zeitlich eher ungewöhnlichen Termins, Donnerstag 15 Uhr, gab es im Bräuhaussaal kaum noch freie Plätze. Ist die allgemeine Stimmung angesichts der aktuellen Kriege und Krisen tendenziell pessimistisch geprägt, vertrat Gerd Müller eine gegenteilige Position. Die Welt, so die zentrale These seiner Ansprache, verändere sich global zum Besseren. Als Beispiel berief er sich auf die Entwicklung von Bangladesch. Noch vor 50 Jahren wäre das Bevölkerungswachstum dort rasant gewesen, die Spirale von Hunger und Armut unausweichlich. Heute hätten Familien in Bangladesch im Schnitt 2 Kinder, die Gleichberechtigung der Frau sei allgemein anerkannt. Auch Afrika werde sich in den nächsten Jahren rasant entwickeln, vergleichbar mit der Dynamik, die Deutschland zu Zeiten des sogenannten Wirtschaftswunders erfuhr, meinte Gerd Müller. Der entscheidende Faktor sei dabei die Bildung.
Afrika als grüner Kontinent
Müller forderte dazu auf, den Aufschwung in Afrika zu unterstützen, zu begleiten und zu steuern. Aufstrebende wirtschaftliche Mächte hätten einen immensen Energiehunger. In Afrika allein seien 400 Kohlekraftwerke geplant. Es liege in unserer Hand und es sei zum Schutz des Weltklimas unerlässlich, Afrika bei der Nutzung regenerativer Energien zu unterstützen. Europa könne die Technik liefern und Anschubfinanzierung leisten, im Gegenzug von dem gigantischen afrikanischen Potenzial profitieren. Auch hier seien erste Ansätze vielversprechend. In Marokko beispielsweise stehe das größte Solarkraftwerk weltweit. Und bei der Erforschung und Erprobung der Wasserstofftechnik sei Marokko uns um fünf Jahre voraus. Müller rief dazu auf, sich gegen den Hunger zu engagieren. Afrikanische Staaten brauchten Hilfe, um Saatgut für ertragreiche und klimaresistente Pflanzen zu bekommen. Agrartechnisches Know-how sei ebenso wichtig wie der Bau von Lagermöglichkeiten, damit nicht ein Großteil der Ernte verderbe. Mit unserer Hilfe könne Afrika zum grünen Kontinent werden, war sich Gerd Müller sicher.
Gemeinsame Anstrenungen sind nötig
Eine solche Politik sei zugleich das beste Mittel gegen die Migrationsprobleme. Es müsse viel mehr dafür getan werden, dass die Menschen sich nicht auf den Weg nach Europa begäben. Die aktuelle Not dieser Menschen sei zu groß und nur deswegen wagten sie, vor allem junge Männer, die Flucht nach Europa. Groß sei das Risiko, unterwegs zu sterben oder in Lagern unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten zu werden. Gerd Müller appellierte an unsere Vernunft, die Chancen zu erkennen, die eine Kooperation mit afrikanischen Ländern böten. Nur gemeinsam könne es gelingen, die Welt global zu verbessern. Er appellierte aber auch an unsere Mitmenschlichkeit. Teilen sei ein Gebot der Moral. Es müsse auch deutlich mehr dafür getan werden, dass faire Preise für die Produkte aus Drittweltländern gezahlt würden, damit dort arbeitende Menschen ein menschenwürdiges Auskommen hätten.
Wirtschaft muss dem Gemeinwohl dienen
Martin Riß, Geistlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Dominikus-Ringeisen-Werks, sprach in seinem Schlusswort von einem schönen und ergreifenden Nachmittag. Er verwies darauf, dass wir es uns selbst in unsere Bayerische Verfassung geschrieben hätten, dass die wirtschaftliche Tätigkeit dem Gemeinwohl zu dienen habe, insbesondere der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle. Das Sozialpraktikum, das der damals 17-jährige Gerd Müller im Dominikus-Ringeisen-Werk absolvierte, sei prägend für ihn geworden. Den Grundsatz, dass der Starke dem Schwachen helfen solle, habe er aus Ursberg ins Leben mitgenommen und für seine globale politische Arbeit fruchtbar gemacht.
Die Niger-Partnerschaft Ursberg e.V.
Die Niger-Partnerschaft Ursberg e.V. wurde 2010 als Initiative des Dominikus-Ringeisen-Werks gegründet, seit vier Jahren ist sie ein Verein. Allein in den letzten vier Jahren konnte der Verein, der 30 Mitglieder zählt, 150000 Euro für Projekte in Niger aufbringen. Gefördert werden vor allem Schulen und Ausbildungsstätten für Menschen mit Hilfebedarf in Niger, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt.