Mindelheim / 6. Februar 2023 – Wie nachhaltig und schwerwiegend die Corona-Pandemie die ohnehin angespannte Lage in der Pflege noch verschärft hat, wurde bei Gesprächen des SPD-Bundestagsabgeordneten Christoph Schmid beim Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) in Mindelheim deutlich. Schmid sprach mit DRW-Vorstandsmitglied Wolfgang Tyrychter und dem Gesamtleiter der DRW-Region Unterallgäu Elmar Müller und nahm sich insbesondere Zeit zum Austausch mit Mitarbeitenden des DRW. Überbordende Dokumentationspflichten, eine fast drei Jahre ununterbrochen andauernde Maskenpflicht und der sich zunehmend verschärfende Personalmangel führten zu Erschöpfungserscheinungen, hieß es. „Corona hat uns müde gemacht“, brachte eine Mitarbeiterin die Situation auf den Punkt. Es gebe einen sehr großen Handlungsbedarf seitens der politischen Entscheidungsträger, die Strukturen so zu verändern, dass wieder mehr Menschen in sozialen Berufen tätig würden. „Sonst ist bald niemand mehr da, der sich um Menschen mit Behinderung und Menschen im Alter kümmert. Dabei ist die Arbeit mit Menschen grundsätzlich erfüllend und bereitet uns Freude“, resümierte eine weitere Mitarbeiterin.
Höhere Belastung aber kein Bonus
Die Heilerziehungspflegeausbildung müsse dringend reformiert werden. Dort sind aktuell zwei Jahre berufliche Vorerfahrung notwendig, bevor es in die eigentliche Ausbildung geht. Das summiert sich auf eine Gesamtausbildungsdauer von fünf Jahren, so lange, wie in kaum einem anderen Berufsfeld. Ferner seien die Einrichtungen für Menschen mit Behinderung im Infektionsschutzgesetzt oft mit Pflegeeinrichtungen gleichgestellt und dadurch Pflegende, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Angehörige denselben weitreichenden Restriktionen unterworfen gewesen. Das habe in den Corona-Jahren zu großen Einschränkungen für Menschen in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe geführt. Beim Pflegebonus sei die Behindertenhilfe dagegen außen vor gelassen worden.
Schmid: Eingliederungshilfe muss gesondert betrachtet werden
Christoph Schmid bedankte sich für den offenen Austausch: „Der Besuch hat mir nochmals deutlich vor Augen geführt, dass die Eingliederungshilfe in unseren politischen Diskussionen mit ihren individuellen Herausforderungen auch gesondert betrachtet werden muss. Leider fällt diese herausfordernde und wertvolle Arbeit oft durchs Raster. Ich nehme aus dem Gespräch mit dem hochmotivierten Team des Dominikus-Ringeisen-Werks viele Anregungen mit.“
Das Dominikus-Ringeisen-Werk im Landkreis Unterallgäu begleitet über 130 Menschen mit geistiger Behinderung, Blindheit oder Sehbeeinträchtigung in zwei Wohneinrichtungen, einer Werkstatt für behinderte Menschen sowie einer Förderstätte in Pfaffenhausen und in Augsburg. Zur DRW-Region Unterallgäu gehören ebenso das Seniorenzentrum St. Anna in Pfaffenhausen, die Wohneinrichtung St. Josef in Mindelheim sowie das Kinderhaus St. Therese in Kirchhaslach. Hinzu kommen Angebote des DRW im Bereich „Ambulant betreutes Wohnen“ sowie in der „Offenen Behindertenarbeit“. Insgesamt engagieren sich ca. 400 Mitarbeitende in den Einrichtungen des DRW Unterallgäu für Menschen mit Hilfebedarf.