Was für die Betreuung von Menschen mit Behinderung in Kempten notwendig ist

Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Kemptner Stadtrat Alexander Hold informierte sich beim Dominikus-Ringeisen-Werk

Datum: 12. Oktober 2022, 15:19 Uhr
Wertvoller Informationsbesuch für den Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags und Stadtrat Alexander Hold in Kempten (v.r.n.l.): Martin Riß (Vorstandsvorsitzender des DRW), Alexander Hold, Oliver Stiller (Leiter DRW-Region Allgäu), Monika Steinemann (Kinder- und Jugendhaus Christophorus) sowie Josef Liebl (DRW-Vorstand)

Kempten/12.10.2022 – Drohende Versorgungsengpässe durch fehlendes Personal, staatliche Richtlinien, die sozialen Einrichtungen das Leben schwerer machen statt es zu erleichtern, ein immer höherer Verwaltungsaufwand: Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Kemptner Freie Wähler-Stadtrat Alexander Hold traf sich im Haus Christophorus, einem Heilpädagogischen Heim für Kinder und Jugendliche, mit Verantwortlichen des Dominikus-Ringeisen-Werks, um schwierige Themen zu erörtern. Aber er erfuhr auch, dass die soziale Arbeit in der Stadt gute Perspektiven hat und viele Anfragen auf Aufnahme von Menschen mit Behinderung bei der Einrichtung eingehen.

Oliver Stiller leitet die Region Allgäu des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW), einem Anbieter sozialer Dienste für unterschiedliche Gruppen von Menschen mit Hilfebedarf. Der 51-jährige würde aufgrund vieler Anfragen auf Aufnahme in stationäre Wohneinrichtungen in Kempten das Angebot gerne erweitern. „Wir suchen gerade händeringend eine passende Immobilie oder ein geeignetes Baugrundstück von etwa zweieinhalbtausend Quadratmetern, um unser Angebot für Kinder und Jugendliche auszubauen“, berichtete er Alexander Hold. Das Haus Christophorus an der Goethestraße ist ein etwas in die Jahre gekommenes Gebäude. Es besitzt zwar seinen eigenen, einnehmenden Charme. Da allerdings die Betreuung der acht hier lebenden jungen Menschen im Alter von 6 bis 20 Jahren auf drei Stockwerken stattfindet, ist es den Anforderungen schon lange nicht mehr gewachsen. Oliver Stiller sieht zudem Bedarf an Wohnraum für Menschen, die aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit eine so genannte „erworbene Hirnschädigung“ haben und dauerhaft gepflegt werden müssen. Ein bedarfsdeckendes Angebot fehle noch in der Region, berichtete er.

Auch Alexander Hold weiß, wie schwierig und angespannt der Grundstücks- und Wohnungsmarkt in Kempten ist. Das ist allerdings nicht die einzige Einschränkung, der sich soziale Einrichtungen heuer gegenübersehen. Dass es in der Branche eklatanten Personalmangel gibt, ist ebenso bekannt. Gleichzeitig jedoch, so Josef Liebl vom DRW-Vorstand, setzten ordnungsrechtliche Vorgaben in Bayern in dieser großen Personalkrise immer höhere Personalschlüssel fest, die man freilich nicht bedienen könne: „Das führt mittelfristig zur Schließung von Angeboten.“ Auch müsse dringend über die Ausbildungszeit in der Heilerziehungspflege nachgedacht werden. Anders als in anderen Pflege- und Erziehungsberufen beträgt diese fünf statt drei Jahre, weil eine zweijährige Vorerfahrung in Form eines Praktikums verlangt wird. Damit sei diese Ausbildung kaum noch konkurrenzfähig, so Josef Liebl. Neben der Vereinfachung von Verwaltungsvorschriften für Pflegekräfte, um mehr Zeit für die Pflege zu haben, sollten auch realistischere Förderprogramme aufgelegt werden, die es Trägern wie dem DRW erlaubten, schneller neue Plätze anbieten zu können. Im Jahr müssten aufgrund fehlender Wohnplätze im stationären Bereich des Gesamt-DRW ca. 400 Anfragen abschlägig beschieden werden, wie der DRW-Vorstandsvorsitzende und Geistliche Direktor Martin Riß erläuterte.

Alexander Hold versprach, die Themen mit in den Stadtrat nach Kempten und in den Landtag nach München zu nehmen und sie mit Ministern und Fachpolitiker zu erörtern: „Ich bin beeindruckt, wie wunderbar differenziert die Mitarbeiterinnen die Kinder und Jugendlichen nach ihren einzelnen Bedürfnissen begleiten, fördern und unterstützen und so das Beste für die Entwicklung eines jeden einzelnen Schützlings tun. Ärgerlich ist, wie viel Mühe auch in einem heilpädagogischen Heim Bürokratie und Dokumentationspflichten machen. Ich nehme einige Anregungen mit in meine politische Arbeit, wie wir diese Belastungen erleichtern könnten.“ Martin Riß zeigte sich derweil sehr dankbar für das Gespräch. „Wir brauchen den Kontakt zur Politik. Denn nur gemeinsam können wir nach vorne gehen und etwas für Menschen erreichen, die selbst nicht ihre Stimme erheben können, um für ihre Anliegen einzutreten.“

Das Dominikus-Ringeisen-Werk in Kempten

In Kempten verantwortet das DRW neben dem Haus Christophorus für acht Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Haus Magnus in Freudental ein Wohnangebot für 22 erwachsene Menschen mit Behinderung. In Kaufbeuren besteht ein Wohnangebot mit 24 Plätzen mit dem Schwerpunkt auf Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Das Dominikus-Ringeisen-Werk beschäftigt in der Region über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt begleitet das DRW in drei bayerischen Regierungsbezirken und an ca. 30 Standorten ca. 5000 Menschen mit Hilfebedarf. Über 4.700 Menschen sind hier beschäftigt.

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