Angie Korsch hatte einen großen Wunsch: Die Thannhauserin wollte Ministrantin werden. So weit, so normal. Das Ungewöhnliche an dieser Geschichte: Angie Korsch ist 30 Jahre alt und sitzt im Rollstuhl. Seit ihrer Geburt ist sie körperlich stark eingeschränkt und hat eine Lernbeeinträchtigung – und einen starken Willen. „Was ich mir vornehme, das schaffe ich auch“, sagt Angie Korsch kämpferisch. Woher ihr Wunsch kommt? Jesus bedeute ihr sehr viel, vor allem auch die Erzählungen über ihn, sagt Korsch. „Das hat mich so begeistert, dass ich mir gesagt habe: Ich möchte auch den Menschen helfen, ich will mein Bestes dafür geben. Auch wenn ich im Rollstuhl sitze.“
Ein angepasstes Ministrantengewand
Von Korschs Wunsch hat auch Stadtpfarrer Florian Bach erfahren. Und deshalb war die Freude groß, als er zu ihrem 30. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk im Gepäck hatte. Ein eigenes Ministrantengewand, individuell an Angies Bedürfnisse angepasst und so gestaltet, dass es auch im Rollstuhl unkompliziert an- und ausgezogen werden kann. Florian Bach und Angie Korsch kennen sich gut. Mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern aus dem Edith-Stein-Haus in Thannhausen besucht sie regelmäßig die Gottesdienste und nimmt am kirchlichen Leben der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal teil.
Spezialrampe für den Rollstuhl
„Das Gewand war die eine Sache“, sagt Florian Bach. „Wir mussten uns allerdings auch überlegen, wie Angie in den Altarraum gelangen kann.“ Der ist in Thannhausen, wie in vielen Kirchen nicht barrierefrei zugänglich. Zwei Stufen müssen überwunden werden. „Das bekommen wir locker hin“, habe er anfangs zu Angie Korsch gesagt, so Bach. „Wir haben dann etwas euphorisch an einer Holzkonstruktion gearbeitet. Da war ich aber etwas naiv. Der Rollstuhl wiegt rund 300 kg, da braucht es eine vernünftige Lösung“, so Bach. Und die kam in Form einer transportablen Rampe, angefertigt von einer Spezialfirma und finanziert vom Dominikus-Ringeisen-Werk. „Dafür sind wir sehr dankbar, denn es ermöglicht Angie den von ihr geliebten Ministrantendienst.“ Das sieht auch DRW-Einrichtungsleiter Markus Kempter so: „Es freut uns riesig, dass Angies Traum in Erfüllung gehen kann. Daher haben wir als Einrichtung hier gerne unterstützt.“
Ein besonderer Festgottesdienst
Nach einem erfolgreichen Testlauf stand dann Anfang August ein besonderer Termin an. Der Festgottesdienst zur Nachprimiz des Neupriesters Sebastian Fuchs. Eine volle Kirche, Kirchenchor, Weihrauch, eine große Schar von Ministrantinnen und Ministranten und als Altardienst Angie Korsch. Sie kümmerte sich um Kelche und Hostienschalen, Wein und Wasser und die Händewaschung. „Ich war vor dem Gottesdienst ein bisschen nervös heute. Aber es war wunderbar zu erfahren, wie es da oben im Altarraum ist, auf so einer großen Bühne“. sagt Angie Korsch danach. Florian Bach ist beeindruckt von der Souveränität seiner neuen Ministrantin: „Auch ich war etwas angespannt, bis alles organisiert war. Angie Korsch hat ihren Einsatz aber phänomenal gemeistert.“
Sie will anderen Menschen Mut machen
In Zeiten immer kleiner werdender Ministrantengruppen sei sie ein leuchtender Stern. „Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam, das ist definitiv ein Zukunftsmodell für die Kirche“, sagt Florian Bach. „Gott hat uns beim Namen gerufen. In diesem Satz steckt viel Würde, ganz gleich, wie wir uns fortbewegen. Und wir haben heute gesehen: Es geht auch mit einem Rollstuhl.“ Eine Sache ist Angie Korsch noch wichtig: „Ich bin so dankbar, dass Florian Bach an mich geglaubt hat. Was ich mir vornehme, das schaffe ich auch.“ Damit möchte sie auch anderen Menschen Mut machen. Die Menschen sollten sich trauen. Auch wenn sie eine Behinderung hätten. „Macht das genauso wie ich. Einfach rausgehen und das Beste daraus machen. Ich danke Gott dafür, Amen“, sagt sie und lacht.
Weitere Veröffentlichungen:
- Auf katholisch.de erzählt Angie Korsch, warum sie auch manchmal mit Gott hadert.
- Der Bayerische Rundfunk berichtet ebenfalls über Angie Korsch.