Weniger Barrieren für mehr Lebensqualität

Inklusiver Rundgang im Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg

Datum: 21. Oktober 2021, 10:00 Uhr
Mit dem Rollstuhl sind auch vermeintlich kleine Hindernisse eine Herausforderung: Bürgermeister Peter Walburger machte sich gemeinsam mit Initiatorin Sr. Lucia, Bewohnervertreterin Claudia Blessing mit Assistentin Daniela Quicker, Josef Liebl, Claudia Madl und Bewohnervertreterin Karin Lutz mit Assistentin Martina Kohlenberger (v. l.) ein Bild davon.

Es sind wenige Zentimeter, die sich der Bordstein am Ende des Zebrastreifens hebt: Für Menschen im Rollstuhl eine Barriere, die zwar nicht unüberwindbar ist, aber Probleme bereitet. Darauf möchten die Initiatoren des „Inklusiven Rundgangs“ im Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg aufmerksam machen. Die Bewohnervertreter der Wohneinrichtungen, Claudia Madl vom Inklusionsprojekt GrenzenLOS und Sr. M. Lucia Tremel CSJ haben dafür Bürgermeister Peter Walburger und DRW-Vorstandsmitglied Josef Liebl zu einem Spaziergang eingeladen.

Genau genommen ist es auch eine Spazierfahrt. Denn viele der Initiatoren sitzen im Rollstuhl. Und um dafür zu sensibilisieren, hat Sr. Lucia auch für die Gäste ohne Mobilitätseinschränkungen Rollstühle organisiert, denn: „Als Fußgänger oder Fahrradfahrer fallen einem die kleinen Hindernisse gar nicht auf, die uns Probleme bereiten“, sagt Sr. Lucia, die selbst oft im Rollstuhl unterwegs ist. Und so können Bürgermeister Peter Walburger und Josef Liebl sich selbst davon überzeugen, dass auch vermeintlich kleine Hindernisse, Schlaglöcher oder Kopfsteinpflaster dazu führen, dass man im Rollstuhl „durchgeschüttelt“ wird. Für Sr. Lucia bedeutet das aufgrund ihrer Erkrankung Schmerzen, die nicht sein müssten. „Wir hoffen, dass kleine Hindernisse vielleicht schnell abgebaut werden können.“

Mittlerweile steht die Gruppe vor der Pfarrkirche St. Johannes im Klosterhof und vor einem weiteren Hindernis: Die große und schwere Eingangstüre: „Wir kommen da nicht rein“, sagt Claudia Blessing, Bewohnervertreterin der Wohneinrichtung St. Maria. Bei der Kapelle St. Florian gebe es das gleiche Problem, sagt sie. Aber es sind nicht nur bauliche Barrieren, die für Probleme sorgen. Josef Wifarn, Bewohnervertreter der Wohneinrichtung St. Antonius, ist gehörlos. Um sich zu verständigen, nutzt er die Gebärdensprache, vorausgesetzt, sein Gegenüber kann damit etwas anfangen. Straßenschilder, Wegweiser oder Preisschilder im Ursberger Laden kann er nicht lesen. „Wir sind auf Bilder oder Symbole angewiesen“, übersetzt Doris Steppich vom Gebärden- und Kommunikationsfachdienst. Claudia Madl ist dankbar für die Hinweise und Anregungen, die im Lauf des Nachmittags vorgebracht werden. „Es geht darum, die Lebensumgebung der Betroffenen so zu gestalten, dass sie ohne Probleme und ohne Begleitung die Orte erreichen können, die sie möchten. Im nächsten Schritt sollen die gesammelten Anregungen an die Gemeinde Ursberg und das Dominikus-Ringeisen-Werk übergeben werden. Anlass für die Ortsbegehung ist auch die aktuelle Kampagne der Aktion Mensch „#Ortefüralle“, die sich dafür einsetzt, dass Barrieren abgebaut werden. Denn, „Menschen haben keine Behinderung, sondern Orte“, zitiert Claudia Madl aus der Kampagne der Aktion Mensch.

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