Fortsetzung eines Traditionswegs

Das Dominikus-Ringeisen-Werk erhielt die Laudato si’-Plakette des Bistums Augsburg

Datum: 21. Juli 2025, 10:00 Uhr
Kinder und Jugendliche beim Anpacken auf dem Therapiehof St. Leonhard. Im inklusiven Umwelt-Erlebnis-Projekt erleben sie, wie Natur und Nachhaltigkeit miteinander verbunden sind.
Das Energiezentrum in Ursberg (rechts unten) sorgt seit vielen Jahren für die Strom- und Wärmeversorgung der Einrichtungen des Dominikus-Ringeisen-Werks.
Nahwärme für Pfaffenhausen: Michael Winter (DRW), Johannes Kerler (Viehweidhof), Thomas Roth (DRW) sowie Alfons Kerler junior (Viehweidhof)

In Ursberg wächst jetzt ein Amberbaum. Das Gewächs aus Nordamerika gilt als „Zukunftsbaum“, ist resistenter gegen Trockenheit, Schädlings- und Krankheitsbefall als die heimische Fichte oder Esche. 100 bis 200 Bäume aus anderen Erdteilen sollen pro Jahr im gesamten Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) gepflanzt werden, um die Schattenspender zu ersetzen, die dem Klimawandel nicht mehr lange standhalten werden. Der Klimawandel und seine Folgen: Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’ hat den Nerv der Zeit getroffen – auch in der Caritas. Sie ist ein Aufruf zu einer ganzheitlichen Ökologie, die Mensch und Schöpfung gleichermaßen bewahrt. Für das DRW, eine über 140 Jahre alte Einrichtung für Menschen mit Hilfebedarf an über 30 Standorten in Bayern mit Hauptsitz in Ursberg im Landkreis Günzburg, war sie neue Motivation, den über 130 Jahre alten Weg der Nachhaltigkeit im DRW fortzusetzen. Denn in zahlreichen Projekten und Initiativen denkt das DRW Nachhaltigkeit auf drei Ebenen weiter: für Menschen, Umwelt und in der Energiegewinnung.
 
Nachhaltigkeitsprinzip
Nachhaltiges Handeln ist ein Grundprinzip karitativer Einrichtungen, angefangen von dauerhaften, sinnvollen und sicheren Lebenswelten für Menschen mit ganz unterschiedlichen Hilfebedarfen. Zudem geht es um ökonomische Verantwortung, um den effektiven Einsatz knapper wirtschaftlicher Mittel, damit gemeinnützige Arbeit auf Dauer geleistet werden kann. Das neueste Energieprojekt des DRW: Gemeinsam mit einem landwirtschaftlichen Betrieb, dem Viehweidhof, bietet man Strom und Wärme mittels Biogasanlagen und Nahwärmenetz in Pfaffenhausen im Unterallgäu an. Das gemeinsame Unternehmen wird private Haushalte, Gewerbebetriebe und die Einrichtungen des DRW mit Wärmeenergie versorgen. „So machen wir uns unabhängig von fossilen Energieträgern, bekommen Versorgungssicherheit und werden am Standort Pfaffenhausen auf einen Schlag klimaneutral“, sagt der zuständige Vorstand Michael Winter.

Jedoch sind hier noch einige Hürden in der Finanzierung zu nehmen und interessierte Anwohner für einen Anschluss zu gewinnen. Die Chance für Pfaffenhausen ist fraglos einzigartig in der Region. Am größten Standort Ursberg betreibt das DRW seit vielen Jahren ein eigenes Nahwärmenetz für Einrichtungen des DRW in einem hocheffizienten Energiezentrum mit vier modernen Blockheizkraftwerken. Fossile Energieträger zu ersetzen ist auch hier das Ziel. Im DRW ist man im besten Sinne technologieoffen, nutzt Sonne, Biomasse, Wasserkraft und ist in Gesprächen mit der TU München zu neuartigen Technologien. 

Nachhaltigkeit kann auch weniger Wohlstandsmüll bedeuten: Im Ursberger „Lagerhaus kostbar“ gibtes so manches gut Erhaltene, vom Kerzenständer und Bilderrahmen bis hin zum Schreibtisch und funktionstüchtigen Fahrrad. Auch Büro und gut erhaltene Kleinmöbel, Haushaltswaren, Wohnaccessoires oder Bastelmaterialien stehen bereit. Kinderbücher und Spielsachen sind ebenfalls im Angebot. Mit der Spende, die Interessenten für ihren „Einkauf“ dalassen, werden Projek-te für Menschen mit Behinderung finanziert.

Übers Projekt hinaus
Nur wenige Meter nebenan erleben Kinder und Jugendliche auf dem Therapiehof St. Leonhard im inklusiven Umwelt-Erlebnis-Projekt, wie Natur und Nachhaltigkeit miteinander verbunden sind: Mit Bodenexkursionen, Tierbegegnungen und Workshops soll ihr Interesse geweckt werden. „Warum Arten vielfalt wichtig ist, erkennen Kinder erst dann, wenn sie die Grundbedürfnisse unserer Tiere kennenlernen. Hier erleben sie Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Arbeiten mit Wasser, Heu, Stroh und Mist. Begleitet werden sie dabei von Menschen mit Einschränkungen. Und das wiederum hilft, Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen. Auf diese Weise möchten wir etwas in den Kindern anlegen, das weit über unser Projekt hinauswirken soll“, sagt Leiterin Angela Satke. 

Das ist nur ein kleiner Auszug aus den Nachhaltigkeitsprojekten des DRW. „Wir sind überzeugt, dass Versorgungssicherheit, Klimaschutz und regionale Wertschöpfung zusammengehören – und dass es möglich ist, aus einer christlich-sozialen Haltung heraus konkrete, zukunftsfähige Lösungen zu gestalten – nicht, weil es gerade politisch opportun ist, sondern weil es unserer Überzeugung entspricht“, sagt Vorstand Michael Winter. Und das ist ganz im Sinne von Papst Franziskus’ bleibendem Auftrag, dass wir uns um „unser gemeinsames Haus und unsere schwächsten Brüder und Schwestern kümmern sollen“. 

Manuel Liesenfeld

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