Ursberg/Augsburg / 4. Juli 2022 – Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat das Ulrichskreuz in Gold, die höchste Auszeichnung der Diözese Augsburg, an die ehemalige Landtagspräsidentin und ausgewiesene Sozialpolitikerin Barbara Stamm (CSU) verliehen. Stamm sei eine Pionierin moderner Sozialarbeit, sagte der Bischof bei seiner Würdigung im Rahmen des Stabwechsels im Amt des Vorstandsvorsitzenden des Dominikus-Ringeisen-Werks am 3. Juli in Ursberg. Als gelernte Erzieherin und später als Politikerin in höchster Verantwortung habe Stamm jahrzehntelang das soziale Gewissen Bayerns geprägt. „Mögen Sie noch lange ihre Stimme erheben. Wir brauchen Sie“, so Bischof Bertram. Die gebürtige Unterfränkin Barbara Stamm engagiert sich u.a. im Caritas-Verband der Diözese Würzburg und ist dessen Ehrenvorsitzende. Außerdem ist sie Vorsitzende der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung. Mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk ist sie bereits seit ihrer Zeit als bayerische Sozialministerin von 1994-2001 eng verbunden. Der Bischof nutzte die Ehrung Stamms zudem für deutliche Kritik an den Plänen der Ampel-Koalition mit Blick auf die Debatten um Anfang und Ende des Lebens.
Die Koalition habe sich auf die Fahnen geschrieben, mehr Fortschritt wagen zu wollen, so Bischof Bertram. Er sehe allerdings in der ersatzlosen Streichung des Werbeverbots für Abtreibungen und die Lockerung der Bestimmungen zum assistierten Suizid das Wetterleuchten dafür, „dass der vermeintlich angezielte Fortschritt letztlich ein Rückschritt ist im Blick auf die Würde eines jeden Menschen. Da müssen wir als Christen nein sagen, auch wenn die parlamentarische Mehrheit anders tickt.“
Bischof: Menschen erster und zweiter Güteklasse
Kritik übte der Bischof am Stand der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Diese würden nicht gleich versteckt oder gefoltert. „Aber sie werden isoliert und subtil auf die Folter gespannt, ob sie beispielsweise an bestimmten Urlaubsorten oder in Hotels willkommen oder nur geduldet oder gar geächtet sind.“ Auch die öffentlichen Diskussionen über das vermeintliche Recht auf ein unbehindertes Kind offenbaren laut Bischof Bertram eine gefährliche Tendenz, die sich „in unserer Gesellschaft der Macher“ immer mehr festbeiße: „Es gibt anscheinend Menschen erster und zweiter Güteklasse. Haben wir aus der Vergangenheit gerade unseres Volkes nichts gelernt?“
Das Dominikus-Ringeisen-Werk
In den bayerischen Regierungsbezirken Schwaben, Unterfranken und Oberbayern an über 30 Standorten begleitet das Dominikus-Ringeisen-Werk zurzeit ca. 5.000 Menschen mit einer geistigen Behinderung, mit Lernbehinderung, mit mehrfacher Behinderung, mit Sinnesbehinderung, Autismus, erworbener Hirnschädigung, psychischer Erkrankung und Menschen im Alter. Am Standort Ursberg, dem Stammsitz der kirchlichen Stiftung, leben ca. 900 Menschen mit Behinderung. Über 4.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Dominikus-Ringeisen-Werk tätig: