„Ich habe wieder neuen Lebensmut gefunden“

Zehn Jahre Förderstätte für Menschen mit erworbener Hirnschädigung in Krumbach - Tag der offenen Tür bei der Lichternacht

 

Datum: 19. September 2025, 8:00 Uhr
In der Förderstätte 1 des DRW in Krumbach hat Manuela Hartmann - hier mit Mitarbeiterin Anna Hertlen - eine Aufgabe gefunden, die sie erfüllt. Die von ihr bemalten Gartenstecker werden auch in den Räumen des ehemaligen "Cafe Nimm Platz" verkauft.

Krumbach / 18. September 2025 – Seit zehn Jahren bietet die Förderstätte des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) Menschen mit erworbener Hirnschädigung (MeH) einen geschützten Raum für Beschäftigung und Förderung. Die Mitarbeitenden begleiten Menschen, die nach einem Unfall, Schlaganfall oder einem anderen beeinträchtigenden Ereignis, tagsüber Betreuung und Struktur brauchen und gleichzeitig einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen wollen. Bei der Krumbacher Lichternacht am 2. Oktober öffnet die Förderstätte ihre Türen. 

Die Gartenstecker, die Manuela Hartmann am großen Arbeitstisch so farbenfroh bemalt, sind später im Verkaufsbereich der Förderstätte am Marktplatz 1 in Krumbach erhältlich. „Hier mache ich etwas Kreatives und Sinnvolles und ich bin stolz, wenn den Kunden meine Sachen gefallen“, sagt die 45-jährige. Eine Sinusvenenthrombose, bei der ein Blutgerinnsel die Hirnvene verschloss und in der Folge eine halbseitige Lähmung verursachte, warf Manuela Hartmann vor elf Jahren aus der Bahn. Während sie sich, von der Familie versorgt, nutzlos vorkam, fühlt sie sich in der Förderstätte mit den zahlreichen Betätigungsfeldern und gut geschultem Fachpersonal wieder geschätzt und in ihren Fähigkeiten gefördert. 

„Unser Ziel ist es, Menschen mit erworbener Hirnschädigung in ihrer neuen Lebenssituation so zu begleiten, dass sie durch passende, sinnvolle Beschäftigungen ihre noch vorhandenen Fähigkeiten entfalten, Neues erproben und ihre Alltagskompetenzen Schritt für Schritt zurückgewinnen können“, erklärt Einrichtungsleiterin Franziska Laure-Miller. In den vier Gruppen werden derzeit 30 Beschäftigte von 26 Mitarbeitenden begleitet. Das Angebot an Tätigkeiten ist dabei bewusst breit gefächert: Nähen, Holz- und Laserarbeiten, das Gestalten von Post- und Geschenkkarten, Schlüsselanhängern oder Gartensteckern gehören ebenso dazu wie wechselnde kreative Projekte.

„Unsere Klientinnen und Klienten kommen aus allen Alters- und Bevölkerungsschichten“, sagt Franziska Laure-Miller. „Was sie verbindet, ist die Erfahrung, nach einer Hirnblutung, einem Unfall oder Schlaganfall aus einem zuvor gesunden Leben herausgerissen zu werden und plötzlich erkennen zu müssen: Der Mensch, der ich einmal war, bin ich nicht mehr. Wer bin ich jetzt?“ Doch während Sozialdienste in solchen Fällen in erster Linie Pflegeleistungen und Hilfsmittel empfehlen würden, so Laure-Miller weiter, bliebe ein Gedanke außen vor: Was brauchen die Betroffenen und was brauchen ihre Angehörigen. Viel zu selten werde ein Besuch in einer Förderstätte nahegelegt. Dort fände aber nicht nur die Förderung der Klienten statt, sondern auch eine ganz reelle Entlastung der Angehörigen. 

Am 2. Oktober können Interessierte von 17 bis 22 Uhr die Räumlichkeiten am Marktplatz 1 besichtigen, direkt mit Beschäftigten und Mitarbeitern ins Gespräch kommen und ganz konkret erfahren, wie der Besuch der Förderstätte das Leben bereichern kann. Manuela Hartmann fasst es so zusammen: „Hier bin ich unter Menschen, die mich verstehen. Und ich habe wieder neuen Lebensmut gefunden.“

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