Nach dem Abbau ist vor dem Aufbau

Ursberg: Die Ausstellung „900 Jahre Klosterort“ ist Geschichte – die Bayerische Landesausstellung 2027 bereits in Planung

Datum: 25. August 2025, 14:17 Uhr
Dr. Julia Winterstein und die Generaloberin der St. Josefskongregation, Sr. M. Katharina Wildenauer, bereiten sich gemeinsam auf die Bayerische Landesausstellung 2027 mit dem Titel „Schwesterherz! Frauen retten Bayern“ vor.

Ursberg / 25. August 2025 / Die Banner sind abgehängt, die Exponate abtransportiert. Der Kreuzgang des Haus Sankt Josef atmet wieder die stille Würde des Klosterortes, von dem die Ausstellung „900 Jahre Klosterort Ursberg“ von März bis Juni Zeugnis ablegte. Über 3000 Besucher in rund 90 Führungen zeigen die große Resonanz. „Schüler führen Schüler“-Angebote und barrierefreie Rundgänge in Leichter Sprache rundeten das Angebot ab. Ein ergänzendes Rahmenprogramm sowie der feierliche Schlussgottesdienst machten deutlich, dass die „Bildungs- und Kulturwerkstatt Klosterort Ursberg“ (BUKK) ihre Premiere erfolgreich gemeistert hat. Die BUKK, eine gemeinnützige GmbH, getragen vom DRW, der Sankt Josefskongregation, dem Landkreis Günzburg und der Gemeinde Ursberg plant bereits das nächste Projekt: die Bayerische Landesausstellung 2027 mit dem Titel „Schwesterherz! Frauen retten Bayern“. Gesundheit und Pflege sollen die Schwerpunktthemen der Ausstellung sein. Die Landesausstellung wird jährlich vom Haus der Bayerischen Geschichte an wechselnden Orten in Bayern realisiert. Zeit für eine Tasse Kaffee mit der Geschäftsführerin der BUKK, Dr. Julia Winterstein.

Es hat ein wenig gedauert, bis mit dem Ausstellungstitel die richtigen Assoziationen einhergingen, gibt Julia Winterstein zu. „Schwesterherz“ - zunächst klang das für sie fast zu speziell, zu eng gefasst. In Ursberg dachte man dabei natürlich sofort an die Ordensschwestern der Sankt Josefskongregation. Doch mit der Zeit entfaltete der Begriff seine ganze Tiefe: Er steht ebenso für leibliche Schwestern, Krankenschwestern, Weggefährtinnen – für Frauen, die mit Herz, Hand und Verstand und mit viel Einsatz und Verantwortung handeln. „Obwohl sich in der Geschichte häufig Männer wie Sebastian Kneipp oder Dominikus Ringeisen als die großen Visionäre im Gesundheits- und Sozialwesen hervortun, waren es doch vielfach die Frauen, die diese Visionen mit harter Arbeit und Ausdauer Wirklichkeit werden ließen“, sagt Winterstein. „Sie hielten den Laden am Laufen, übernahmen Verantwortung, brachten neue Ideen ein und trugen zum Gelingen bei – oft im Verborgenen, ohne öffentliche Anerkennung oder Lobby.“

Sozialwesen in den Händen von Frauen
Dass das Haus der Bayerischen Geschichte gerade Ursberg als Ausstellungsort gewählt hat, empfindet Julia Winterstein angesichts der Thematik mehr als passend: „Hier bei uns im Dominikus-Ringeisen-Werk kommen so viele der geforderten Aspekte zusammen: Soziales, Gesundheit, Pflege, Mitmenschlichkeit – und all das im geschichtsträchtigen Umfeld eines Klosterortes und einer Einrichtung, in der sichtbar wird, wie sehr diese Grundpfeiler, die jede Gesellschaft tragen, in den Händen von Frauen ruhen.“ Zudem böte gerade ein Klosterort die ideale Gelegenheit, mit alten Vorurteilen über die Rolle der Frau in der Kirche aufzuräumen. Wo sonst hätten Frauen bereits in vergangenen Jahrhunderten die Möglichkeit gehabt, Handwerksberufe wie Schreinerin oder Schuhmacherin zu erlernen? Ebenso seien die Aufgaben einer Klostervorsteherin mit der Funktion eines Topmanagers gleichzusetzen. 

Baumaßnahmen und Rahmenprogramm
Bis die Ausstellung aber tatsächlich steht, wird noch viel passieren: Die Räumlichkeiten sollen den Anforderungen entsprechend gestaltet werden. Umfangreiche bauliche Maßnahmen, speziell im Hinblick auf Sicherheit, Brandschutz und Barrierefreiheit sollen termingerecht umgesetzt und ein regionales Marketing erarbeitet werden. Auch das Rahmenprogramm mit mehreren Großveranstaltungen, darunter das bekannte Ursberger Sommerfest, sowie Vorträge, Führungen, Diskussionen und ein abwechslungsreiches Musikprogramm liegt in den Händen der BUKK. Zudem wird ein inklusiver Beirat von Anfang an aktiv in die Planung eingebunden. Er soll die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen körperlichen, geistigen und sozialen Voraussetzungen in das Gesamtkonzept einbeziehen. Julia Winterstein sagt dazu: „Inklusion bedeutet für uns, nicht nur über Menschen zu sprechen, sondern gemeinsam mit ihnen zu gestalten. Der Beirat ist ein zentrales Gremium, das mitgestaltet, mitentscheidet und Impulse gibt – damit die Ausstellung wirklich für alle erlebbar wird.“

Petra Nelhübel

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